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Der Herr Der Drachen: Roman

Titel: Der Herr Der Drachen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Morgan
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dass du nicht in einer Zelle steckst. Ich könnte dich mühelos dorthin verfrachten.«
    »Was wollt Ihr von mir?«
    Er lächelte, und seine Zähne hoben sich weiß von seinen dunklen Bartstoppeln ab. »Ich will dir die Wahl lassen und dir eine Gelegenheit eröffnen. Manchmal brauche ich Leute mit anderen … Talenten. Sie werden immer sehr gut entlohnt, und sie bekommen mehr Gehalt, als eine Arbeiterin in den Anlagen in einem Monat erhält.«
    »Ich will nicht für die Glaubenstreuen arbeiten.« Shaan ballte die Fäuste.
    »Aber du willst auch nicht gegen uns arbeiten«, sagte Rorc leise. »Denk darüber nach.«
    Sie holte Luft. »Kann ich gehen?«
    Er wurde sehr still. »Ich biete dir mehr an, als du begreifst«, sagte er dann.
    »Ich habe meine eigenen Pläne.« Sie erhob sich. »Werdet Ihr mich jetzt gehen lassen?«
    Er betrachtete sie einen Augenblick lang, und sie fühlte sich wie
ein Zweig im Angesicht eines Sturmes. Und doch ließ sie es nicht zu, dass er ihr Angst machte.
    »Ich werde dich gehen lassen, weil ich es Tuon versprochen habe«, sagte er. »Aber wenn du dem Tempel den Rücken kehrst, solltest du nicht glauben, dass ich dich vergesse. Dein Gesicht merke ich mir. Jäger!« Er hob die Stimme, und die Tür zum Arbeitszimmer öffnete sich. Der junge Mann, der sie gefasst hatte, erschien. »Begleitet diese Frau bis auf die Straße hinaus.«
    »Kommandant.« Der Jäger betrat den Raum und packte Shaan am Arm.
    »Und, Shaan«, sagte Rorc, »vergiss nicht, dass dies gefährliche Zeiten sind. Tuon wird dich nicht vor allem beschützen können. Sieh dich vor.«
    Nun spürte Shaan doch Furcht in sich aufblitzen, als der junge Mann sie davonzerrte.

8
    A ls Tallis die Augen aufschlug, umfing ihn Dunkelheit. Sein Kopf fühlte sich schwer an, und sein Mund war trockener als Staub. Er lag auf der Seite, die Luft war kühl, und er war mit einem weichen Laken aus Mar-Rattenfell zugedeckt. Einen Moment lang glaubte er, wieder zurück am Clan-Brunnen zu sein. Doch dann streckte er die Hand aus, spürte das raue Leder und wusste, wo er sich befand: Er war noch immer in der Wüste, und sein Vater war tot.
    Die kalte Luft prickelte auf seiner Haut, und rasch zog er seinen Arm zurück unter die Decke. Es war, als ob die Kälte sich einen Weg in seine Knochen und durch seine Adern bahnte. Er zog die Beine an die Brust und das Fell höher, doch die Kälte drang trotzdem zu ihm durch. Er versuchte, alle Gedanken und Gefühle aus seinen Gedanken zu verbannen, sie tief in sich zu vergraben, doch ein Bild drängte immer wieder an die Oberfläche, wie Öl auf Wasser, das sich nicht verbinden wollte: das schimmernde Lila und Gold des Drachenauges.
    Die Angst schien ihn auszuhöhlen. Was hatte er getan? Er schlang die Decke eng um sich und starrte in die Dunkelheit. Es gab kein anderes Geräusch im Zelt, und die Schwärze drückte auf sein Gesicht. Seine Gedanken drehten sich im Kreis, wanden sich und kehrten immer und immer wieder zurück. Uralte Worte hatten sich aus seinem Mund gelöst, so weit erinnerte er sich noch, aber er konnte sich nicht entsinnen, wie sie gelautet hatten. Ihm fielen nur noch der blinde Zorn, die Hitze und der Sand ein. Vor sich gewahrte er ein kaltes, lilafarbenes Auge, das zu ihm herabsah und verstand, was er nicht begreifen konnte. Er konnte die Furcht und den Hass darin, als der Drache abdrehte, nicht vergessen.

    Seine Blase krampfte sich zusammen. Er versuchte, den Drang zu ignorieren, denn er wollte sich nicht aus der Dunkelheit des Zeltes hinausbewegen. So schloss er die Augen und versuchte, tief einzuatmen, aber das Bedürfnis, sich zu erleichtern, wuchs in ihm. Knurrend und unwillig schob er die Decke zurück.
    Draußen war alles still, und sein Atem ließ kleine Wölkchen in der kalten Luft entstehen. Kein Laut drang aus den Zelten der anderen Jäger, die sich in einem Halbkreis zu beiden Seiten der noch immer qualmenden Feuerstelle ausbreiteten. Auf der anderen Seite des Lagers lag der Leichnam seines Vaters auf einem Podest, bewacht von zwei Männern. Tallis kehrte ihnen den Rücken zu und trottete in die entgegengesetzte Richtung davon. Drei Jäger hielten am Rande des Lagers Wache. Einer drehte sich in seine Richtung. Normalerweise hätten ihm die Wachposten zugenickt oder eine Hand gehoben, um ihm zu zeigen, dass er gesehen worden war, aber dieser Mann tat weder das eine noch das andere. Er musterte ihn nur einen kurzen Augenblick lang, dann wandte er ihm den Rücken zu.
    In Tallis stieg

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