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Der Herr Der Drachen: Roman

Titel: Der Herr Der Drachen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Morgan
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setzte sich graziös gegenüber von Shaan auf die Bank und streckte ihr eine weiße Hand hin. »Nilah.«
    Shaan zögerte einen Moment, dann schüttelte sie sie. »Shaan.«
    Nilah nahm einen Schluck von ihrem Wein, und einen Augenblick lang saßen sie schweigend da. Shaan bemerkte, wie ihr eigener Blick immer wieder zu Balkis wanderte. Sie konnte ihn in der dunklen Ecke kaum erkennen, und die umherlaufenden Leute versperrten ihr oft die Sicht. Sie hätte zu gerne gewusst, was ihm gerade durch den Kopf ging. Sie selber fühlte sich benommen, und sie wusste, dass sie aufhören sollte zu trinken, weil das Trinken alles nur noch schlimmer machen würde.
    »Tut er weh?«
    Sie wandte sich wieder zu dem Mädchen hin. »Wie bitte?«
    »Dein Kopf.«
    »Ein bisschen, aber das passiert eben, wenn man auf dem Boden aufschlägt.«
    »Kann ich nicht beurteilen.« Nilah nahm einen kleinen Schluck von ihrem Wein und warf Shaan ein seltsames Lächeln zu, als wisse sie irgendetwas.
    »Noch Wein?«
    Shaan nickte und leerte ihr Glas. Wenn das Mädchen ihr einen ausgeben wollte, dann sollte ihr das nur recht sein. Nilah winkte die Serviererin noch einmal heran und wartete schweigend, bis sie ihre Gläser aufgefüllt hatte. Dann beugte sie sich über den Tisch zu Shaan. »Ich habe dich gesehen«, sagte sie leise und lächelte.
    Shaans Finger verkrampften sich um ihr Glas, aber sie blieb entspannt zurückgelehnt auf ihrer Bank sitzen. »Was meinst du?«
    Die Augen des jungen Mädchens funkelten. »Du kanntest diesen Dieb, nicht wahr? Und als du aufgestanden bist, hast du etwas mit deinen Händen gemacht. Du hast ihm geholfen.«

    Shaan lächelte, ließ die Fingerspitzen über ihr Glas gleiten und dachte an das Messer, das sie an den Oberschenkel gebunden trug. Sie könnte ihr damit Angst machen. Es ihr unter dem Tisch in die Haut bohren. Langsam stand sie von der Bank auf, ließ die Unterarme auf dem Tisch ruhen, und das Lächeln verblasste, als sie sich weiter zu Nilah beugte.
    »Du solltest besser aufpassen, was du sagst.« Sie senkte die Stimme. »Es gibt schlimme Dinge, die einer dürren, reichen Hure zustoßen können, wenn sie ihre Zunge nicht im Zaum halten kann.« Sie nahm einen Schluck Wein und sah, wie das Lächeln von Nilahs Lippen verschwand. Aber sie sah auch den harten Ausdruck, den die Augen angenommen hatten. Vielleicht war sie abgehärteter, als es den Anschein hatte. Shaan bezweifelte es. Wahrscheinlicher war, dass sie sich nur dafür hielt.
    Sie ließ eine Hand in ihren Schoß sinken, sodass das Messer in greifbarer Nähe war. Nilahs Blick folgte ihr. Das Lächeln war versiegt, aber ihre Augen glitzerten noch immer.
    »Du musst mir nicht drohen. Ich habe kein Interesse daran, den Stadtwachen irgendetwas zu verraten. Oder den Glaubenstreuen.«
    Shaan sah sie an. »Was willst du denn dann?« Das Mädchen hatte unbeeindruckt gewirkt, als sie die Glaubenstreuen erwähnte.
    Nilah zuckte mit den Schultern. »Nichts. Ich mag einfach interessante Menschen, das ist alles.«
    »Ich bin nicht interessant.«
    »Oh, das würde ich nicht sagen.« Sie machte eine Kopfbewegung in Richtung Bar. »Die da finden das schon.«
    Shaan folgte ihrem Blick. Die Gruppe von Bauernburschen, die ihr bereits zuvor aufgefallen war, hatte sich einen neuen Platz gesucht und war näher an sie herangerückt. Der Zusammenstoß mit dem Jäger schien die Männer nicht vom Trinken abgehalten zu haben, und sie waren sogar noch lauter als vorher. Drei von ihnen warfen Blicke in ihre und Nilahs Richtung und machten ihre Scherze, während sie ihr Bier tranken.

    »Der Große mit dem dunklen Haar ist nicht übel. Schöne, kräftige Schultern.« Nilah kicherte. Tatsächlich war der Bursche groß und breitschultrig, aber er hatte Ohren, an denen man Eimer hätte aufhängen können.
    Shaan schnaubte und wandte sich wieder ihrem Wein zu. »Bauern. Wahrscheinlich sind sie eh noch feucht hinter den Ohren.«
    »Na, wenigstens hättest du bei dem was, woran du dich festhalten kannst«, sagte Nilah, und Shaan verschluckte sich beinahe an ihrem Wein. Vielleicht war das Mädchen doch keine so langweilige Gesellschaft.
     
    Drei Gläser Wein später entschied sie, dass sie sich wegen der Bauern geirrt hatte. Sie hörte Nilahs konfusen Geschichten nur noch unaufmerksam zu und betrachtete stattdessen den großen Jungen mit den breiten Schultern. Vielleicht waren seine Ohren doch gar nicht so riesig. Sie sah, wie er seinen Bierkrug packte und über irgendetwas, das die anderen

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