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Der Herr Der Drachen: Roman

Titel: Der Herr Der Drachen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Morgan
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gesagt hatten, lachte. Seine Hände wirkten mächtig und stark. Arbeiterhände.
    Shaan merkte, wie sie sich für ihn zu erwärmen begann. Sie ließ den Blick über die stattlichen Schultern und den Rücken hinunterwandern …
    »Weißt du, als ich mal auf meinem kleinen Boot war, habe ich drei Männer über Bord geschickt.« Nilah griff nach ihrer Hand.
    Shaan riss sich von dem Jungen los. »Wie bitte?«
    Es kam ihr so vor, als dauerte es einen Moment, bis Nilahs Gesicht vor ihren Augen scharf wurde. Um sie herum war es sehr laut im Raum. Shaan versuchte sich darauf zu konzentrieren, was das Mädchen sagte, und sie konnte sehen, dass es seine Lippen bewegte, aber es ergab einfach keinen Sinn.
    »Sie fielen plötzlich ins Wasser, als ich die Segel setzte!« Nilah brach in brüllendes Gelächter aus.
    Shaan lächelte ihr angestrengt zu und nickte, als das Mädchen ihr auf den Arm schlug und kicherte. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie der Bursche aufstand, seinen Begleitern folgte und davonging.
War er schon im Aufbruch begriffen? Nilah lachte noch immer laut und plapperte vor sich hin, und sie fing an, Shaan auf die Nerven zu gehen, weshalb diese abrupt aufstand, nach ihrem leeren Glas griff und dabei ein wenig schwankte.
    »Ich hole noch mehr Wein.« Damit schlüpfte sie hinter dem Tisch hervor.
    Nilah sah auf, das Gesicht gerötet. »Was?«
    Das Mädchen war eindeutig betrunken. Shaan wartete nicht ab, was Nilah noch sagen wollte. Sie blieb mit einem Fuß an der Bank hängen und kam ins Stolpern, fing sich aber wieder und steuerte die Bar an.
    Die Luft war warm, und überall um sie herum bewegten sich die Leute und unterhielten sich. Immer wieder gerieten sie ihr in den Weg, und es war schwer, im Dämmerlicht etwas zu erkennen. Shaan schlängelte sich um die anderen Gäste herum, gelangte schließlich zur Bar und rief nach mehr Wein. Dann sah sie sich um. Da war der Bauernjunge. Er war nur ein Stückchen weiter zur Wand gegangen. Und er sah, dass sie ihn beobachtete. Shaan legte den Kopf schräg und schenkte ihm ein Lächeln. Beinahe hätte der Junge sein Bier verschüttet, als er zurückgrinste. Einem seiner Freunde fiel das auf, und er boxte ihn gegen den Arm. In Shaans Magen stieg das aufgeregte Gefühl der Vorfreude auf, und sie lehnte sich lässig gegen die Theke, während sie ihren Blick schweifen ließ.
    Die Ecken des Schankraums waren dunkel, und vom Wein war ihr schwindlig. Sie lächelte in sich hinein. Ein Kopf bewegte sich, ein blonder Haarschopf drehte sich um, und Balkis’ himmelblaue Augen schauten sie an. Ihre Schultern versteiften sich, und das angenehm benommene Gefühl, das sie genossen hatte, begann sich zu verflüchtigen. Balkis stand in einiger Entfernung von ihr, mit seinem Ellbogen auf dem Schanktisch. Sein Haar krauste sich in der Hitze, und ein dünner Schweißfilm bedeckte die sonnengebräunte Haut in seinem Gesicht und auf seinen bloßen, muskulösen Armen. Auch er hatte große, kräftige Hände, und plötzlich fragte sich Shaan, wie sie sich wohl auf ihrer Haut anfühlen würden.
Aber dann wanderten ihre Augen empor, und sie erkannte, dass er sie anschaute, als sei sie ein Nichts. Weniger als ein Nichts. War das Abscheu in seinem Blick?
    Ein Anflug von Zorn flackerte in ihrem weinseligen Geist auf. Welches Recht hatte er, sie zu verurteilen? Was ging ihn das schon an, wenn eine der Arbeiterinnen aus der Anlage ein wenig Spaß hatte? Eine leise Stimme in ihrem Kopf sagte ihr, dass es ihn sehr wohl etwas anging, aber sie verdrängte alle Mahnungen. Nicht heute. Heute hatte sie einem befreundeten Dieb bei der Flucht geholfen!
    Sie hob ihr Kinn und erwiderte Balkis’ Blick. Sollte er doch denken, was er wollte. Der Ausdruck des Septenführers blieb unbewegt, dann drehte der Mann ruckartig den Kopf und war erneut im Schatten verschwunden. Shaan griff nach ihrem Glas, führte es an die Lippen und stellte es wieder ab. Sie hatte vergessen, dass es leer war. Wo steckte denn diese Bedienung?
    »Ich lade dich ein«, sagte eine tiefe Stimme hinter ihr.
    Shaan drehte sich um und sah empor in das Gesicht des Bauernburschen. Er war sehr groß und vielleicht nicht ganz so jung, wie sie zuerst geglaubt hatte. Sie musste ihren Kopf in den Nacken legen, um sein Gesicht zu erkennen, das im Augenblick von einem hoffnungsvollen Ausdruck überzogen war. Sie lächelte und schaute hinüber zu seinen Begleitern, die kicherten und sich gegenseitig mit den Ellbogen anstießen. Dann wandte sie den Blick zurück zu

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