Der Herr Der Drachen: Roman
erstarrte. Attars Lächeln war noch da, doch es reichte nicht mehr bis zu seinen Augen. Bren schaute vom Topf auf, der über dem Feuer hing und in dem er rührte.
»Ich habe nicht mit deinem Drachen gesprochen.« Tallis tauschte einen kurzen Blick mit Jared, der sehr still geworden war, und während er den älteren Mann nicht aus den Augen ließ, wanderte seine Hand zu seinem Messer.
»Ah, das denke ich aber schon«, sagte Attar, und ohne zu Jared zu schauen, fügte er hinzu: »Meine Klinge ist länger als deine,
Clansmann, und ich habe schon viele Kämpfe mit Kriegern überlebt, die weit älter waren, als du es bist.«
Am Feuer hörte Bren auf zu rühren und beobachtete sie.
»Ich will deinem Clansmann kein Übel, Jared.« Attar ließ Tallis nicht aus den Augen. »Würde ich ihm etwas antun wollen, dann hätte ich es bereits erledigt.«
Tallis bezweifelte das nicht. Er hob eine Hand in Jareds Richtung und warf ihm einen warnenden Blick zu. Das Letzte, was sie jetzt gebrauchen konnten, war ein Kampf. Langsam löste Jared die Finger von der Klinge, aber seine Anspannung war noch immer greifbar.
»Essen ist fertig«, sagte Bren in die Stille hinein und füllte drei Schalen.
»Ihr beide müsst euch das Geschirr teilen.« Damit beugte er sich zu Tallis und reichte ihm eine Schüssel.
Ein herrlicher Duft stieg Tallis in die Nase. Bren hatte aus getrocknetem Fleisch und Pflanzen, die Tallis noch nie zuvor gesehen hatte, einen Eintopf zubereitet. Er war kräftig und machte satt; die Einlage war weicher als das übliche trockene Ziegenfleisch, das sie selbst auf Reisen mitnahmen. Dazu gab es gut gewürztes Pfannenbrot, dessen scharfes Aroma angenehm in Tallis’ Mund brannte.
»Er bereitet immer ein prächtiges Mahl«, sagte Attar und nickte Bren zu, der tat, als würde er ihn gar nicht hören. »Schmeckt es euch?«
Tallis zuckte mit den Schultern, und Attar kicherte. »Was anderes als das Clanessen, oder?«
»Wahrscheinlich, weil’s keine Sandziege ist«, sagte Bren mit vollem Mund. »Könntet genauso gut eure Beinkleider verspeisen.«
Attar grinste. »Deshalb sind die Clansmänner auch so zäh.« Er sah sie an, aber Tallis antwortete nicht. Die Scherze des kräftigen Mannes verbargen seine wahren Intentionen, und Tallis gefiel die Art und Weise nicht, wie er ihn angaffte. Attar war zu schnell über die Frage hinweggegangen, was er zu dem Drachen gesagt
hatte, und er schien nicht die Sorte Mann zu sein, die aufgab, ehe sie eine Antwort bekommen hatte, nach der es sie verlangte.
Den Rest der Mahlzeit verzehrten sie schweigend, bis Attar rülpste und Bren seine leere Schale zuwarf. Dann legte er sich auf die Seite, stützte sich auf einen Ellbogen, und stocherte mit einem Stock im Feuer herum.
»Also«, wandte er sich an die beiden, »ich werde euch verraten, warum wir hier sind. Wir wurden ausgeschickt, um Angriffe im Norden unserer Länder zu untersuchen, von denen uns berichtet wurde. Wilde Drachen haben dort Dörfer verwüstet, ebenso weiter an der Küste. Wisst ihr, ob auch die Clans davon gehört haben?«
Tallis hörte auf zu kauen, und Jareds Hand, die gerade den Löffel in den Eintopf tunkte, erstarrte mitten in der Bewegung.
»Die Drachen haben viele getötet«, fuhr Attar fort. »Zwei Dörfer wurden ausgelöscht.«
Tallis würgte ein Stückchen Fleisch hinunter, das mit einem Mal allen Geschmack verloren hatte, und sah zu Jared. Sie hatten nicht darüber nachgedacht, dass die Tiere auch jenseits der Clanlande angreifen könnten.
»Habt ihr davon gehört?«, fragte Attar noch einmal, und trommelte mit seinem Stock auf den Boden.
Jared starrte ihn an, sein Blick war besorgt, und Tallis wusste, dass ihm die gleiche Frage durch den Kopf ging wie seinem Erdbruder: Konnte man diesen Männern vertrauen?
»Woher sollen wir wissen, dass die Drachen, von denen ihr erzählt, nicht eben die Tiere sind, auf denen ihr reitet?«, fragte Jared.
Attars dunkle Augen sahen ihn herausfordernd an. »Nun, das ist eine interessante Frage. Ich würde sagen, dass ihr unsere Drachen für die Angreifer gehalten habt, als ihr uns entdecktet, Clansmann, und ihr wisst jetzt, dass sie es nicht sind, denn ihr habt die Tiere, die wir jagen, bereits gesehen und wisst es deshalb besser.« Wieder stocherte er mit dem Stock im Feuer. »Warum gebt ihr es nicht zu?«
»Clans stehen Feuchtländern nicht Rede und Antwort«, fuhr
Jared ihn an. »Wir kämpfen unsere eigenen Schlachten, also kümmert ihr euch um die euren.«
»Wohl
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