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Der Herr Der Drachen: Roman

Titel: Der Herr Der Drachen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Morgan
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indem er sich daranmachte, die Überreste der Mahlzeit zusammenzuräumen. »Es sind Männer der Clans, sie werden dir nichts verraten.«
    Aber der ältere Mann zuckte nur mit den Schultern und stocherte im Feuer. »Jeder Clansmann redet irgendwann«, sagte er und blickte Tallis über die flackernden, orangefarbenen Flammen hinweg an.
    Tallis’ Gesicht war starr, und er entgegnete nichts, während Jared ein Schnauben ausstieß. »Wir werden niemals so viel reden wie ein Feuchtländer«, sagte er, aber die Erregung war aus seiner Stimme gewichen. Nach diesem unausgesprochenen Angebot eines Waffenstillstands saßen sie alle eine Zeit lang schweigend da.
    Um sie herum war die Wüste still wie immer. Tallis fragte sich unwillkürlich, ob seine Mutter Mailun hinauf in die Sterne schaute und an ihn dachte. Er sah zu Jared. Sein dunkles Gesicht war verschlossen, er starrte in die Flammen, und Tallis wusste, dass auch er an zu Hause dachte.
    Plötzlich erscholl ein scharfer, klarer Ruf am Himmel, und sie sahen beide auf. Der Laut ertönte immer wieder. Er klang wie der Schrei eines großen Wüstenfalken, hoch und schrill, und dann veränderte er sich und ähnelte dem Klang des Windes, wenn er durch einen schmalen Felsspalt pfiff, sanft und verzweifelt, voller Melancholie und Traurigkeit.
    »Marathin ruft nach ihrem Gefährten«, sagte Attar leise.

    »Ist Haraka ihr Gefährte?«, fragte Jared.
    »Nein, ihr Partner starb schon vor langer Zeit in einer Schlacht um die Freilande. Doch manchmal ruft sie noch immer nach ihm, obwohl ich nicht weiß, weshalb. Die Drachen haben viele Geheimnisse und Rituale, die sie nicht mit uns teilen, ganz wie eure Clans.«
    »Die Schlacht um die Freilande?« Jared ging über die spitze Bemerkung hinweg. »In unserer Geschichtsschreibung gibt es Berichte über eine Zeit, als die Feuchtländer kämpften, aber das ist viele, viele Jahre her.«
    Attar nickte. »Mittlerweile über zweihundert.«
    Jared machte einen tiefen Atemzug. »Wie alt ist Marathin denn?«
    »Ungefähr dreihundertvierzig Jahre«, antwortete er mit einem Anflug von Stolz in der Stimme. »Irgendetwas in diesem Bereich. Drachen verraten einem nicht immer das genaue Alter.«
    Tallis sah zu Jared, der in den Himmel hinaufstarrte, und spürte plötzlich eine dunkle Vorahnung. Er erinnerte sich wieder an das große, grüne Auge von Attars Drachen, der in sein eigenes Auge geblickt hatte, und ein Schauer lief ihm über die Haut. Der dumpfe Kopfschmerz hinter seiner Stirn wurde schlimmer, und es wurde Zeit für ein wenig Schlaf, ehe das Pochen so peinigend würde, dass er keine Ruhe mehr würde finden können. Er nahm seine Schüssel und reichte sie Bren, der sie kommentarlos entgegennahm.
    Attar musterte ihn nachdenklich. »Warum kommt ihr beide, du und dein Freund, nicht mit uns zurück nach Salmut? Was ihr gesehen habt - was ihr wisst -, könnte uns dabei helfen, diese wilden Drachen zu besiegen.« Trotz des Feuerscheins lagen seine Augen im Dunkeln. »Ihr seid doch nicht aus freiem Willen hier draußen, oder? Ich weiß genug von eurer Lebensweise, um mir da sicher zu sein. Wir sind weit entfernt von jedem Clan-brunnen.«
    »Du weißt nichts von unserer Lebensweise, Feuchtländer«, sagte Jared. »Ich bin überrascht, dass die Baal dich bei sich haben
leben lassen, wenn du denn tatsächlich Zeit in ihrem Brunnen verbracht hast, wie du behauptest. Ich bezweifle das allerdings.«
    »Glaub, was du möchtest, aber du kannst nicht verbergen, was für alle offensichtlich ist. Ihr seid zwei Männer allein unterwegs, mit nur einem Wasserschlauch und zwei Messern, wovon eines lediglich ein Jagdmesser ist. Tallis hat kein Gepäck, und ihr habt getrocknetes Blut an eurer Kleidung. Ihr könnt nicht auf der Jagd sein, und ich glaube nicht, dass ihr euch verirrt habt …« Er fixierte Tallis. »Was ist also mit euch los? Männer, die noch immer zu einem Clan gehören, würden nicht auf diese Weise reisen.«
    Einen Augenblick lang konnte Tallis nicht sprechen. Er hatte den Mann unterschätzt. Attar hatte den Nagel auf den Kopf getroffen, ob ihm das nun klar war oder nicht. Und als er Jareds Augen im Schein des Feuers sah, spiegelten sich darin sein eigener Zorn und seine Furcht. »Du sprichst von Dingen, über die du nichts weißt«, sagte er.
    »Tatsächlich?« Attars Augen wurden schmal. »Das glaube ich nicht. Ich weiß, dass die Clans einen Mann, der so wie du den Geist eines Tieres berühren kann, nicht bei sich dulden würden.«
    In Tallis’

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