Der Herr Der Drachen: Roman
den Schultern. Der Boden der Lichtung war überwiegend abschüssig, kahl und steinig, doch hier und da wuchsen kleine Strauchbüschel, die ihm zumeist nur bis zu den Knöcheln reichten. Hinter ihnen erhob sich die dunkle Silhouette der Berge in den Nachthimmel, und als er sich umdrehte, sah er die riesigen Schatten von weiteren Felsen.
Attar rief ihn, damit er ihm dabei zur Hand ginge, die Drachen abzusatteln. Inzwischen war das zur Routine geworden: landen, die Sättel abnehmen und dann das Lager aufschlagen. Sehr vorsichtig lief Tallis unter Marathins Hals hindurch zur anderen Seite. Die Hitze, die ihre Haut verströmte, wärmte sein windgekühltes Gesicht. Sie roch nach Staub und moschusartigem Öl. Tallis warf besorgte Blicke auf die Krallen an ihren Vorderbeinen, als er unter dem Hals hindurchschlüpfte. Marathin legte sich hin und streckte sich auf dem Boden aus, sodass er leicht an die Sattelgurte herankam.
Wieder setzte das dumpfe Pulsieren ein, tief in seiner Brust, als er sie berührte. Sie drehte ihm den Kopf zu und beobachtete ihn bei der Arbeit. Er sah sie nicht an, während er an den Riemen herumnestelte und sie aufknüpfte, um sie dann Attar zuzuwerfen.
»Wie weit ist es noch bis zur Stadt?«, hörte er Jared Bren fragen, während er ihm half, Haraka den Sattel abzunehmen.
»Nur noch wenige Tage.«
»Wir befinden uns in den Ausläufern der Pleth-Kette.« Attar zog, und der Sattel glitt aus Tallis’ Händen. »Von hier aus werden wir ins Tal und am Fluss entlangfliegen und dann der Küste bis nach Salmut folgen.«
»Warum nehmen wir nicht den direkten Kurs?«, fragte Jared.
»Die Drachen brauchen Wasser«, erwiderte Bren, und plötzlich stieß Haraka laut den Atem aus und stellte sich auf die Hinterbeine.
»Sie ist hungrig. Geh einen Schritt zurück, Tallis«, rief Attar, »sie will aufsteigen.«
Aber Tallis hatte sich bereits zurückgezogen. Er hatte Marathins
Unruhe gespürt, ehe Attar etwas gesagt hatte, und er war nach hinten getreten, wo er sich gegen einen Felsen am Rande der Lichtung lehnte. Marathins Auge schimmerte, als sie ihn in der Dunkelheit ansah, die Flügel spreizte und sich mit einem mächtigen Satz in die Luft schraubte. Ihre Schwingen öffneten sich unmittelbar über Tallis’ Kopf, und einen Moment lang bekam er keine Luft, während ihn der Windstoß gegen den Felsen presste. Staub und lockere Steine wurden aufgewirbelt; Tallis kniff die Augen zusammen und hielt sich schützend eine Hand vors Gesicht, und dann war der Drache verschwunden. Zu erkennen war nur noch ein schwarzer Schatten, der sich am Nachthimmel von ihnen entfernte. Haraka folgte kurz dahinter.
»Lasst uns Feuer machen.« Attar begann, alles an trockenem Buschwerk zusammenzusammeln, was er finden konnte.
Tallis klopfte sich den Staub ab und bückte sich, um dem Reiter zur Hand zu gehen. Nachdem sie die Lichtung gründlich abgesucht hatten, entzündeten sie ein kleines Feuer; die Flammen loderten innerhalb einer steinernen Begrenzung. Bren machte sich daran, den Rest des Trockenfleischs zu rösten, und Tallis setzte sich neben Jared, den Rücken zum Hügel, und ließ den Blick am flackernden Schein vorbei in die Dunkelheit wandern.
»Leben hier in der Gegend viele Menschen?«, fragte Jared. Attar schüttelte den Kopf und warf ein weiteres Stück trockenen Buschwerks ins Feuer.
»Nein, nicht viele, es gibt hier nur wenige, meist kleine Dörfer. Hier in diesen Bergen existieren Scanorianer. Die Menschen leben lieber im Tal rings um die Stadt Shalnor am Fluss. Die meisten von ihnen sind Bauern oder keltern Wein.«
»Was sind denn Scanorianer?«, fragte Tallis.
»Du hast noch nie von ihnen gehört?« Attar musterte ihn, eine Augenbraue hochgezogen. »Nun ja, hätte ich mir eigentlich denken können. Sie stoßen nicht bis in die Wüste vor. Zu viel Sonne für ihren Geschmack.« Er schnaubte, drehte den Kopf und spuckte in die Dunkelheit hinter seiner Schulter.
»Scanorianer sind stinkende kleine Kreaturen. Sie leben in Höhlen
in diesen Bergen hier, und in der Goran-Kette nahe den Freilanden gibt es noch mehr von ihnen. Sie sind klein, aber sie haben scharfe Zähne. Ihre Haut ist schwarz wie die Nacht, ihre Füße haben merkwürdige Schwimmhäute, und sie hassen uns. Manchmal kommen sie heraus und machen den Bauern hier in der Gegend Ärger. Stehlen ihre Früchte, angeln im Fluss, und gelegentlich greifen sie auch Leute an. Vor uns Reitern fürchten sie sich allerdings zu Tode.« Er lächelte. »Türmen wie
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