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Der Herr Der Drachen: Roman

Titel: Der Herr Der Drachen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Morgan
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still, dann setzte er an: »Sie könnten dir helfen, Tallis. Ich weiß, dass du leidest. Vielleicht könnte es deinen Schmerz lindern, wenn wir uns in die Stadt der Feuchtländer begeben.«
    Tallis sah ihn an. Das Gesicht seines Erdbruders war abgewandt, die Kieferknochen fest zusammengepresst, und Tallis
schämte sich, weil Jared so viel verloren und wissentlich so viel aufgegeben hatte, um sein Leben zu retten. Er schuldete es ihm, dass er auf seinen Rat hörte und ihn annahm. »In Ordnung«, sagte er, und Jared nickte, sagte jedoch nichts mehr.
     
    Die Drachen kamen bei Tagesanbruch zurück zum Lager und wirbelten den Sand auf, als sie landeten. Tallis teilte Attar mit, dass sie mit ihnen reisen wollten. Der Reiter schien wenig überrascht und bereitete ohne viel Federlesens alles für einen gemeinsamen Aufbruch vor.
    Er spannte Decken aus grobem Stoff auf die Rücken der Drachen, hinter den Sätteln, an denen er Lederschlingen mit Steigbügeln befestigte, damit Jared und Tallis nicht hinunterrutschten. Den beiden versicherte er, dass diese Konstruktion halten würde, aber Tallis’ Finger schlossen sich krampfhaft um die Haltestange, wann immer sich Marathin im Flug absinken ließ, und sein Magen war nur noch ein fester, harter Knoten. Selbst nach einigen Stunden war es für Tallis noch immer schwer vorstellbar, dass er sich an den Rücken eines Drachen klammerte, der mit den Winden flog.
    Als Tallis zu Marathin gegangen war, um aufzusteigen, hatte das Tier den Blick zu ihm gesenkt, und er hatte eine ruckartige Verbindung gespürt, sodass es ihm kalt den Rücken hinuntergelaufen war. Das Bewusstsein des Drachen glitt durch ihn hindurch, bitter und ungebeten. Er hatte es schmecken können, kalt und metallisch wie getrocknetes Blut, das sich über seine Zunge legte und seinen Mund austrocknete. Und der Drache hatte es gewusst. Das schillernde Auge hatte ihn fixiert, während er auf den breiten Rücken kletterte und die Beine in das Ledergeschirr schob. Als sie sich mit einer Staubwolke und unter kräftigem Flügelschlagen in die Luft erhoben hatten, glaubte Tallis, ein tiefes, hämmerndes Echo in seinem Geist zu hören.
    Noch immer spürte Tallis die bedrückende Furcht, wenn er auf die Muster in den Dünenwellen weit unter ihnen hinabsah. In langen Reihen verliefen sie parallel zum Horizont, und mit einem
Mal verspürte er einen tiefen Schmerz im Innern. Vielleicht würde er diese Landstriche niemals wiedersehen.
     
    Zwei Tage lang flogen sie über Sandlandschaft; sie stiegen vor dem Morgengrauen in die Luft, und machte erst dann Halt, um sich auszuruhen, wenn die Sonne hinter dem Horizont verschwunden war. Tallis war erstaunt über die weiten Strecken, die Drachen ohne Wasser zurücklegen konnten.
    Nachts entzündeten sie ein kleines Feuer, brieten Mar-Ratten, wenn sie welche gefangen hatten, und unterhielten sich. Die Drachen flogen davon; Tallis wusste nicht, wohin es gehen sollte, und fragte auch nicht danach. Er nahm an, dass sie auf die Jagd gingen. In Wahrheit war er froh, ein wenig Ruhe zu haben, denn während des Ritts konnte er unablässig das Pulsieren von Marathins Blut fühlen. Das war zermürbend, und er konnte sich nicht vorstellen, dass er sich jemals daran gewöhnen würde.
    Am dritten Tag, als die sengende Sonne langsam am roten Abendhimmel versank, stieß Attar einen Schrei aus und zeigte nach vorne. Sie hatten das Ende der Clanlande erreicht. Tallis spähte an ihm vorbei und sah eine lange Bergkette vor sich. Die felsigen Gipfel waren schon ganz nah. Höchstwahrscheinlich würden sie sie noch vor Einbruch der Dunkelheit erreichen.
    Tallis krallte sich an den Sattel und starrte auf die mächtigen Gesteinsbrocken, die das Ende seiner bekannten Welt kennzeichneten, und er spürte ein vertrautes Ziehen tief im Innern. Vielleicht würde er nun endlich herausfinden, was es war, das ihn nach Westen zog.
    Sie landeten auf einer Lichtung im Windschatten eines felsigen Hügels, etliche Stunden, nachdem die Sonne untergegangen war. Seine Oberschenkel schmerzten, als er von Marathins Rücken glitt. Er hatte nur sehr wenig von der Landschaft hier sehen können, da es immer dunkler geworden war, während sie sich ihrem Ziel genähert hatten, aber der Geruch des Erdbodens und der Geschmack der Luft allein reichten aus, ihm zu verraten, dass sie weit von zu Hause entfernt waren. Hier war mehr Feuchtigkeit
in der Luft, und im Wind lag etwas Mildes, Süßes, doch als er Attar danach fragte, zuckte der nur mit

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