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Der Herr der Finsternis

Der Herr der Finsternis

Titel: Der Herr der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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nebeneinander und beobachteten den Kater, der hinter den Horizont kroch.
    »Wie fängt man einen Sonnenfleck, Danka?«, fragte Len halblaut.
    »In der Regel mit einem Spiegel.«
    »Bin gleich wieder da … « Len flitzte aus dem Zimmer, kam aber wirklich sofort zurück. In seinen Händen hielt er ein kleines Kästchen.
    »Hier drin hat Gert den Sonnenstein aufbewahrt«, erklärte Len ve r legen. »Ich habe es aufgehoben … zur Erinnerung.«
    Er öffnete das Kästchen, und ich sah, dass es mit Spiegeln ausg e kleidet war.
    »Stell es ins Sonnenlicht, solange die Sonne noch nicht untergega n gen ist.« Plötzlich war mein Mund ganz trocken. Len zuckte mit den Schultern und hielt das offene Kästchen in Richtung Fenster.
    Über den dunklen Stoff der zurückgezogenen Gardinen schwebte ein kleiner Sonnenfleck. Len und ich sahen uns an, schließlich nickte ich vorsichtig.
    »Bleib doch! Geh nicht weg«, bat Len im Flüsterton.
    Eine Sekunde lang glaubte ich, es würde nichts passieren. Doch dann vibrierte der Lichtfleck, pumpte sich zu einem Ball auf und leuchtete viel heller.
    »Ihr dummen Jungen!«, rief der Kater, als er zu Boden glitt.
    »Weshalb das denn?«, fragte Len empört.
    »Auf die Idee hättet ihr schon längst kommen können!«, belehrte ihn der Kater im Ton eines Oberlehrers, während er in seine Armbeuge sprang. »Meint ihr vielleicht, es ist ein Vergnügen, am Himmel en t langzukriechen und für allerlei Schwachköpfe zu leuchten?!«
    Ich setzte mich aufs Fensterbrett und versuchte, mir ein Grinsen zu verkneifen. Len kam mit dem Kater auf dem Arm zu mir.
    »Was ist, willst du mich nicht begrüßen?«, schnauzte der Kater mich an.
    »Wir haben uns doch heute schon gesehen«, erwiderte ich.
    Der Kater fabrizierte einen theatralischen Augenaufschlag, hob die Pfote und leckte sie wütend ab.
    »Okay, okay. Also hallo und guten Abend!«, sagte ich und nahm den Kater vorsichtig auf den Arm. Schon im nächsten Moment begann er, mir die Hand zu lecken.
    »Möchtest du Sahne?«, erkundigte sich Len, der mir heimlich z u zwinkerte.
    »Die ist doch sicherlich sauer geworden, während wir in der Schlacht waren.« Der Kater schüttelte sich.
    »Ich habe Kondensmilch.«
    »Ach ja?«
    Len stürzte ohne ein weiteres Wort aus dem Zimmer. Nun waren der Kater und ich allein.
    »Danka«, flüsterte er, ohne mich anzusehen, »dort, im Turm, da musste ich dich allein lassen … Ich bin unendlich froh, dass du ihn wiederbeleben konntest … «
    »Darüber sprechen wir nicht mehr. Nie wieder. Abgemacht?«, bat ich sehr ernst.
    Der Kater nickte.
    »Und wer ist jetzt da oben?« Mein Blick wanderte zum Himmel, der langsam dunkel wurde.
    »Ich.«
    »Wie geht das?«
    »Ein Teil von mir, mein großes und neues Ich, ist da oben bei der Sonne geblieben. Aber mein kleines und altes Ich habe ich zu euch geschickt, als ihr dann endlich auf den schlauen Gedanken mit dem Wahren Spiegel gekommen seid.« Der Kater grinste. »Ach, dieses neue Ich tut meinem alten Ich so unendlich leid. Dieses arme, große Ich. Das kriegt ja nicht mal Sahne … «
    »Einmal Sahne, bitte schön«, erklärte Len, der gerade wieder rei n kam.
    Der Kater sprang von meinem Arm und umrundete misstrauisch die Schüssel mit der dickflüssigen Kondensmilch.
    »Was soll das sein?«, fragte er. »Wie soll ich das lecken können?«
    »Wenn du willst, verdünne ich es mit Wasser … «
    »Untersteh dich!«, rief der Kater entrüstet und nahm einen ordentl i chen Schluck von der Kondensmilch.
    Während Len und der Kater sich noch zankten, ging ich leise nach unten. Ich nahm ein paar neue Flügeloveralls aus dem Schrank, einen für mich und einen für Len, und packte Proviant in eine Tasche. Einen Moment lang blieb ich vor einem von Kurts Bildern stehen, vor dem, wo die Flügelträger und die Freiflieger aufeinander zusteuern. Schon toll, wenn du so zeichnen kannst! Schade ist dann nur, wenn dein L e ben und deine Bilder so weit auseinanderklaffen.
    Ich ging wieder rauf in mein Zimmer, warf Len schweigend den neuen Overall zu und zog meinen an. Der Kater, der seine Schüssel ausschleckte, schielte zu mir hoch. »Wollt ihr einen Spazierflug m a chen?«
    »Tu nicht so scheinheilig«, blaffte ich ihn an.
    »Sonnenkater scheinen immer – aber du musst sie deswegen nicht gleich für heilig halten«, meinte der Kater süffisant. »Wohin wollt ihr denn?«
    »Die Frage ist doch wohl, wohin du willst!« Jetzt riss mir der G e duldsfaden. »Oder willst du mir etwa weismachen, das Licht

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