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Der Herr der Finsternis

Der Herr der Finsternis

Titel: Der Herr der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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eine Fälschung ist. Mitunter bin ich mir in diesen Fragen nicht ganz sicher. Da würde mich der Spiegel vor einem Irrtum b e wahren. Aber was verlangst du dafür?«
    »Ein Wahres Schwert.«
    »Ich habe viele Wahre Waffen!«, rief der Händler.
    Er drehte sich in seinem Sessel um und öffnete eine Truhe, die vor der Wand stand. Ohne jede Anstrengung – als handle es sich lediglich um Angeln – holte er einen ganzen Packen Schwerter heraus. Aus einer der Scheiden, die ungewöhnlich dick und höckerig war, zog er ein schlankes Schwert.
    »Das hier ist das Zauberschwert aus dem Königreich Tar. Am Griff gibt es einen Knopf, wenn du den drückst, zerhackt das Schwert a l les.«
    »Einen Knopf?«, fragte der Kater giftig. »Und womöglich auch Ph o tonen, Protonen und Magnetfelder? Du scheinst vergessen zu haben, in welcher Welt du dich befindest, Händler!«
    »Ist ja gut«, meinte der Händler, der sich nicht aus der Ruhe bringen ließ. »Hier habe ich ein anderes Schwert. Auch diese Klinge vermag einiges. Sie spaltet Stein … «
    »Wir haben nicht vor, in einem Steinbruch unser Glück zu vers u chen.«
    »Schon in Ordnung. Dieses Schwert hier springt von selbst aus der Scheide, sobald Gefahr droht. Allerdings darf man es nicht gegen se i nen Willen ziehen. Es ist einem großen Krieger abhanden geko m men … «
    Der Kater kannte offenbar die Geschichte. »Du weißt, wie viele U n annehmlichkeiten dieses Schwert besagtem großem Krieger bereitet hat?«
    »Daran war er selbst schuld. Der Junge hat einfach … «
    »Und für wen suche ich wohl eine Waffe? Für einen weisen Greis?«
    Daraufhin dachte der Händler länger nach, bevor er die nächste En t scheidung traf. Sein Blick wanderte zwischen mir und Len und den Schwertern hin und her. Schließlich zog er unschlüssig das nächste Schwert hervor. »Also … « Er präsentierte es äußerst behutsam, als fürchte er, es springe jeden Moment aus der Scheide. »Das ist eine schreckliche Waffe. Sie saugt den Feinden das Leben aus und übe r trägt auf ihren Besitzer die Kraft seiner Gegner.«
    Der Kater machte einen Buckel. »Was fällt dir eigentlich ein?«, zischte er. »Du bietest uns ein Schwert der Finsternis an? Du wagst es, mir, einem Sonnenkater, ein solches Schwert zu empfehlen? Dabei weißt du ganz genau, welches Schicksal es gehabt hat!«
    Mit angehaltenem Atem verfolgten wir die Szene. Natürlich war es unmöglich, aus alldem schlau zu werden, aber das Gefühl, dass bein a he ein großes Geheimnis gelüftet worden wäre, hielt uns gefangen.
    »Hier habe ich ein weiteres Schwert«, fuhr der Händler rasch fort, während er die dunkle Klinge wieder wegsteckte. »Ein Schwert des Lichts, wie es in einer Schlacht gegen die Kräfte des Bösen unerset z lich ist.«
    »Was der Herr nicht alles vom Krieg versteht«, brummte der Kater vor sich hin. »Wir brauchen weder Schwerter des Lichts noch Schwe r ter der Finsternis«, erklärte er dann mit müder Stimme. »Wir brauchen keine Lichtsäbel oder Atomschwerter. Wir brauchen ein Wahres Schwert. Ist das klar?«
    Der Händler richtete den Blick wieder auf uns. »Für wen?«, wollte er wissen.
    »Für Danka. Das ist der braun gebrannte, dunkelhaarige Bengel.«
    Der respektlose Ton des Katers weckte in mir den Wunsch, ihn beim Schwanz zu packen. Er schaute mich nicht mal an. Dafür musterte mich der Händler allerdings in einer Weise, als wollte er mich durc h bohren. »Stammst du wirklich aus dieser Welt, Danka?«, fragte er.
    »Nein«, gestand ich, ohne recht zu wissen, warum.
    Der Händler erhob sich aus dem Sessel und beugte sich drohend ü ber den Kater. »Was führst du eigentlich im Schilde, Kater? Weshalb hast du den Jungen in diese Welt gebracht?«
    »Das hat sich zufällig so ergeben«, antwortete der Sonnenkater wie aus der Pistole geschossen.
    »Ach ja?«, grummelte der Händler misstrauisch.
    »Er sagt die Wahrheit, ich bin wirklich selbst schuld daran«, erklärte ich. Auch wenn sich der Kater immer mieser benahm, waren wir doch Freunde.
    »Das tut mir leid für dich«, sagte der Händler, der nun wieder die Ruhe in Person war. Dann wandte er sich an den Kater: »Dir ist klar, dass ich ein Wahres Schwert nicht einfach verkaufen kann. Der Junge muss es sich selbst holen.«
    »Das weiß ich«, meinte der Kater sehr leise.
    »Und verlangst du das von ihm?«
    »Das muss er selbst entscheiden«, beteuerte der Kater, der alles tat, um meinem Blick auszuweichen. »Erzähle ihm vom Wahren Schwert,

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