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Der Herr der Finsternis

Der Herr der Finsternis

Titel: Der Herr der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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einzuleiten?«
    »Wie kommst du denn auf diesen Unsinn?«, fragte der Kater. »Selbst wenn er aus einer anderen Welt gekommen ist und anfangs aufseiten des Lichts gekämpft hat … «
    »Lüg mich nicht an!«, rief ich.
    »Anscheinend hat es ihm an Entschlossenheit gemangelt«, räumte der Kater nach kurzem Zögern ein. »Er war allzu romantisch veranlagt und zu naiv obendrein. Er hat geglaubt, man könne für das Gute nur kämpfen, wenn man ehrlich bleibt. Als ihm aufging, was von ihm ve r langt wurde, hat er sich der Verzweiflung überlassen. Schließlich ist er … zu den Freifliegern übergewechselt.«
    »Und wenn er recht hatte? Die Freiflieger haben die Stadt nicht a n gezündet – aber du schlägst uns genau das vor.«
    Der Kater sagte kein Wort. Klar, ich hatte nicht die Absicht, zu den Freifliegern überzutreten. Aber noch war es nicht zu spät, die dritte Tür zurück in meine Welt zu suchen. Noch hatte ich nichts angeric h tet, das mir den Weg zurück für immer versperrt hätte …
    Jemand klopfte leise an die Tür. Len, offenbar froh darüber, stürzte hin, um zu öffnen. Der Sonnenkater gab sich alle Mühe, meinem Blick auszuweichen.
    Es war Gert, der uns besuchte. Schweigend, als spüre er die A n spannung, die in der Luft hing, verwuschelte er Len das Haar und kam zu uns an den Tisch.
    Mir wurde gleich leichter zumute. Jetzt wusste ich nämlich, was ich tun musste.
    »Willkommen zu Hause, Jungs«, begrüßte uns Gert, während er sich setzte. Zu den »Jungs« zählte er anscheinend auch den Kater.
    »Guten Abend, Gert.« Es fiel mir immer noch schwer, einen E r wachsenen – noch dazu einen älteren Mann – einfach zu duzen.
    »Ich habe schon gehört, was auf dem Platz vorgefallen ist«, sagte Gert und kam ohne Umschweife zur Sache. »Danka, Len, stimmt das? Mit dem Schwarzen Feuer?«
    Ich sah zum Kater hinüber.
    Der schaute weiter angestrengt woandershin. »Das Reden überlasse ich dir«, brummte er finster. »Also, nur zu … «
    Daraufhin fing ich an, alles zu erzählen. Von unserem Aufbruch mit der Karawane bis hin zu dem sterbenden Freiflieger im Runden Turm. Nur Lens Entführung handelte ich in knappen Worten ab und im Z u sammenhang mit Garet unterschlug ich einiges …
    Len brachte Tee, einfach weil sich das gehörte. Aber als ich mit meinem Bericht zum Ende kam, war der Tee kalt geworden. Schwe i gend wartete ich darauf, was Gert sagen würde.
    Er wandte sich an Len und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Du musst jetzt tapfer sein, mein Junge«, sagte er zu meiner Überraschung.
    Ich wartete weiter. Gert musterte mich und wollte wissen: »Du machst das doch selbst, oder? Len darf auf keinen Fall die Stadt a n zünden … «
    »Wovon redest du überhaupt?« Gerts ruhige Worte hauten mich t o tal um. »Das ist doch wohl nicht dein Ernst?«
    Genau in dem Moment begriff ich aber auch: Doch, das war sein Ernst. Gert teilte die Auffassung unseres Katers. Damit war mir en d gültig der Boden unter den Füßen weggezogen. Jetzt blieb nur noch der freie Fall, tiefer und immer tiefer.
    »Lasst uns überlegen, wie wir es anstellen.« Gert sprach leise, aber entschlossen. »Wir müssen es so machen, dass euch einerseits ni e mand verdächtigt … der Angriff aber andererseits auch echt wirkt.«
    »Und wir wollen nur Häuser in Brand setzen, in denen niemand wohnt.« Der Kater blickte Gert fragend an. »Clubs, Lager, Werkstä t ten … «
    »Das wäre verdächtig«, sagte Gert. »Besser, ihr werft die Flaschen aus großer Höhe ab, wobei ihr euch über den Wolken haltet. Überlasst alles Weitere dem Wind und dem Schicksal. Ihr könnt auch an jeder Flasche ein langes Band befestigen, das würde den Fall abbremsen und die Streuung vergrößern. Außerdem könnte Danka dann landen, noch bevor die Flaschen aufschlagen. Dann geht er sofort nach Hause. Ich werde ebenfalls hier sein. Um ihm ein Alibi zu geben … «
    Gert legte das alles so nüchtern dar, als würde er jede Woche seine Stadt anzünden.
    »Was sagst du zu dem Plan, Danka?«, fragte der Kater.
    Ich zuckte bloß die Achseln. Was hätte ich mich streiten sollen? Es waren ja eh alle dafür. Sogar Gert.
    »Vielleicht werde ich auf meine alten Tage noch einmal die Sonne sehen … « Gert deutete ein Lächeln an und streichelte den Kater. »Was meinst du?«, fragte er ihn.
    »Ich glaube schon.«
    Darum ging es ihm also, um die Sonne, an die niemand mehr glau b te. Gert wollte allen beweisen, dass er keinen Unsinn dahergeschw a felt hatte. Dafür

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