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Der Herr der Habichts - Insel

Der Herr der Habichts - Insel

Titel: Der Herr der Habichts - Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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brauchst.«
    Sie drehte sich zögernd zu ihm um und hob den Blick. Meine Kammer hatte er gesagt, nicht unsere. »Dort gibt es nichts zu holen. Ich habe kein anderes Kleid.«
    Er wollte etwas sagen, schluckte aber nur. »Der Haferbrei riecht gut.«
    Sie nickte.
    »Hafter stöhnt, aber nicht weil er zu viel getrunken hat. Du hörst auf, dich einzumischen. Wenn er Entti haben will, bekommt er sie. Sie ist eine Sklavin. Bevor du kamst, schlief sie mit jedem Mann, der zu ihr ins Bett kroch. Ich habe sie Hafter geschenkt. Und du mischst dich nicht mehr ein. Du kannst sie nicht schützen. Ich bin es, der darüber bestimmt, was mit ihr geschieht.«
    »Sie will keine Hure mehr sein, Rorik.«
    »Sie wird das sein, was ich ihr befehle. Jetzt hat sie zu tun, was Hafter von ihr verlangt. Sie gehört ihm.«
    »Befiehl ihr nicht, eine Hure zu sein. Sie schämt sich. Laß sie nicht von Hafter demütigen.«
    »Misch dich nicht ein. Gurd hat recht. Seit du hier bist, ist alles durcheinander. Halte dich von ihr fern und mische dich nicht in ihre Angelegenheiten.«
    Er drehte sich um und ließ sie stehen. Sie gab einer Sklavin Anweisung, Badetücher im Vorraum der Hütte für ihn bereitzulegen.

Kapitel 19
    Sie ging ihrer Arbeit nach und zupfte sich hin und wieder Strohhalme aus den Haaren oder vom Kleid. Entti knetete Brotteig in einem flachen Holztrog, und Mirana ging zu ihr und sagte mit leiser Stimme: »Wir fliehen bald. Für uns ist hier kein Platz mehr.«
    Entti nickte, ohne den Kopf zu heben.
    »Vielleicht heute nacht, wenn die Männer sich wieder betrinken. Der Sturm hat sich gelegt.«
    »Gut«, sagte Entti. Jetzt blickte sie ihr direkt ins Gesicht. »Paß auf dich auf, Mirana. Ich fürchte, man wird versuchen, dich zu töten, bevor es Nacht wird.«
    »Ich hole mein Messer aus Roriks Truhe, wenn seine Eltern die Kammer verlassen. Ich besorge auch eines für dich, Entti. Verstecke etwas Proviant und Wasser in der Nähe der Boote. Wir haben eine lange Fahrt vor uns.«
    Entti nickte. Wohin die Reise wohl ging? Gewiß nicht nach Clontarf, denn dort hatte Mirana nichts Gutes zu erwarten. Mirana würde entscheiden, wohin sie fahren würden. Und diesmal würde ihnen die Flucht gelingen.
    Eine Stunde später trat Rorik zu Mirana und sagte: »Hier ist ein Kleid von Asta. Es gehört dir. Erna und sie nähen neue Kleider für dich und Entti. Komm jetzt in die Badehütte.«
    Sie wollte nicht mit ihm gehen. Sie fürchtete sich vor ihrer Nacktheit und Verletzlichkeit.
    Sie fürchtete, er würde sie töten, wenn sie allein mit ihm war. Ihr Herz schlug heftig, als sie neben ihm herging. Es war ihr gelungen, ihr Messer an sich zu nehmen. Sie betete, die Kraft zu haben, es im Notfall auch zu benutzen.
    Seine Eltern hatten ihr keinerlei Beachtung geschenkt, und Mirana hatte einer Sklavin Anweisung gegeben, ihnen das Mahl vorzusetzen. Sira hatte sich noch nicht blicken lassen. Roriks Bruder hatte das Langhaus verlassen und war noch nicht zurückgekehrt.
    »Du hast bereits gebadet«, sagte sie und trat in die strahlende Morgensonne.
    »Ja«, sagte er, ohne sie anzusehen.
    »Du mußt mich nicht begleiten.«
    »Doch, ich muß.«
    Er wollte sie töten. Seine Familie hatte ihm eingeredet, sie sei ein ebenso schlechter Mensch wie Einar, verräterisch und verlogen. Sie wollte nicht sterben, nicht von seiner Hand, nicht jetzt.
    Würde er sie erdrosseln? Würde er ihr das Messer ins Herz jagen? Sie würde sich verteidigen. Und dieser Gedanke verursachte ihr größeren Schmerz, als sie wahrhaben wollte.
    Im Vorraum schickte er zwei Leute seines Vaters weg, die aus dem Bad gekommen waren und ruhten.
    Nachdem sie allein waren, sagte er: »Ich helfe dir.« Sie stand still, während er die Spangen öffnete, die den Umhang an ihren Schultern hielten. Sie stand still, als er ihren Gürtel öffnete und ihr die flache Hand hinhielt, damit sie ihm das Messer gebe. Sie schaute auf seine Hand, dann auf ihr Messer. Sie wußte, daß sie die Waffe nicht gegen ihn erheben konnte, und reichte ihm das Messer. Wenn er sie töten wollte, sollte er es tun.
    Sie stand still, als er ihr das Kleid über den Kopf streifte. Erst als sie nackt war, bewegte sie sich. Sie schrie auf, als sie in seine blauen Augen sah, die ohne Gefühl, ohne Regung und kaltblütig waren. Sie rannte in den Innenraum und preßte sich an die entlegene Wand. In den Dampfschwaden konnte sie ihn nur undeutlich sehen.
    »Mirana!«
    Sie sank auf die Knie, drückte sich noch mehr an die Wand, ihr Haar bedeckte

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