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Der Herr der Lüfte

Der Herr der Lüfte

Titel: Der Herr der Lüfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Kommende Buddha noch nicht da ist, um sich einen Wohnsitz zu nehmen, welcher Platz wäre da besser geeignet als dieser Tempel?«
    »Die Menschen müssen schon lange auf die Ankunft des Buddha warten. Wie alt ist dieses Gebäude?«
    »Einige Teile sind wenig mehr als fünfzehnhundert bis zweitausend Jahre alt. Die frühen Teile sind weit, weit älter.«
    Ich glaubte ihm natürlich nicht, nahm seine Äußerung jedoch als typisch orientalische Übertreibung hin. »Und haben die Kumbalari die ganze Zeit über hier gelebt?« erkundigte ich mich höflich.
    »Sie leben hier schon lange, lange Zeit. Davor lebten hier… andere Wesen…«
    Ein beinahe furchtsamer Blick trat in seine Augen, und er lächelte rasch. »Ist das Essen nach Ihrem Geschmack?«
    »Es ist ganz köstlich«, antwortete ich. Ich empfand ihm gegenüber allmählich eine Zuneigung wie ein Kind gegenüber einem netten Onkel. Ich warf einen Blick zu den anderen - und in diesem Augenblick wurde ich mißtrauisch, denn in aller Gesicht stand ein blödes, leeres Grinsen. Und ich fühlte mich benommen! Ich schüttelte den Kopf, um ihn wieder klarzubekommen. Schwankend stand ich auf. Ich schüttelte Risaldar Jenab Shahs Schulter. »Ist alles in Ordnung, Risaldar?«
    Er sah zu mir herauf und lachte, dann nickte er artig, als hätte ich einen besonders klugen Satz von mir gegeben.
    Nun begriff ich, warum ich dem verschlagenen, alten Hohepriester so wohlgesonnen gewesen war.
    »Sie haben uns unter Drogen gesetzt, Sharan Kang! Warum? Denken Sie, irgendwelche Konzessionen, die wir in diesem Zustand machen, würden respektiert, wenn wir begreifen, was Sie mit uns angestellt haben? Oder haben Sie vor, uns zu hypnotisieren, damit wir unseren Leuten Befehle erteilen, die sie in eine Falle locken?«
    Sharan Kangs Blick war hart. »Setzen Sie sich, Hauptmann! Ich habe Sie nicht unter Drogen gesetzt. Ich aß von den gleichen Speisen wie Sie. Stehe ich etwa unter Drogen?«
    »Möglicherweise…« Ich taumelte und konnte mich nur unter großer Anstrengung auf den Beinen halten. Der Raum begann sich um mich zu drehen. »Wenn Sie an die Droge gewohnt sind, und wir nicht. Was ist es? Opium?«
    Sharan Kang lachte. »Opium! Opium! Warum denn, Hauptmann Bastable? Wenn Sie sich benommen fühlen, dann nur, weil Sie soviel von den üppigen Speisen der Kumbalari verzehrt haben. Sie sind nur die kargere Soldatenration gewohnt. Warum legen Sie sich nicht ein Weilchen schlafen und ...?«
    Mein Mund fühlte sich trocken an, und meine Augen tränten. Sharan Kang murmelte leise vor sich hin und schien wie eine angriffsbereite Kobra vor mir hin- und herzuschaukeln. Ich beschimpfte ihn, knöpfte mein Halfter auf und zog meinen Revolver. - Sogleich erschienen ein Dutzend Priester mit gezogenem Schwert. Ich versuchte, auf Sharan Kang zu zielen.
    »Einen Schritt näher, und er stirbt«, erklärte ich mit heiserer Stimme.
    Ich war nicht überzeugt, ob sie die Worte verstanden, aber jedenfalls begriffen Sie, was ich meinte.
    »Sharan Kang.« Meine Stimme klang, als käme sie aus weiter Ferne. »Meine Männer werden morgen auf Teku Benga marschieren. Wenn ich mich ihnen nicht lebend und bei guter Gesundheit zeige, werden sie die Stadt angreifen, dem Erdboden gleichmachen und alle Einwohner töten.«
    Sharan Kang lächelte bloß. »Selbstverständlich werden Sie lebendig und wohlauf sein, Hauptmann. Darüber hinaus werden Sie die Dinge sogar aus einer erfreulicheren Perspektive sehen, davon bin ich überzeugt.«
    »Mein Gott! Sie werden mich doch nicht hypnotisieren! Ich bin ein englischer Armee-Offizier - keiner Ihrer unwissenden Anhänger!«
    »Bitte, ruhen Sie sich aus, Hauptmann. Am Morgen…«
    Aus dem Augenwinkel beobachtete ich eine Bewegung. Zwei weitere Priester stürzten von hinten auf mich los. Ich drehte mich um und schoß. Einer ging zu Boden. Der andere stürzte sich auf mich und versuchte, mir die Waffe zu entringen. Ich drückte ab und schoß ihm ein großes Loch in den Leib. Mit einem Schrei ließ er mein Handgelenk los und fiel zuckend nieder. Nun standen die Punjabis neben mir, ebenfalls mit gezogenen Pistolen und taten ihr Bestes, einander zu stützen, denn sie standen ebenso schlimm unter Drogen wie ich.
    Jenab Shah stieß mühsam hervor: »Wir müssen versuchen, ins Freie zu gelangen, Hauptmann. Vielleicht hilft das. Und falls wir es bis zu unseren Pferden schaffen, gelingt uns vielleicht die Flucht…«
    »Sie wären Narren, diesen Raum zu verlassen«, erklärte Sharan Kang

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