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Der Herr der Lüfte

Der Herr der Lüfte

Titel: Der Herr der Lüfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Lachen.
    Sharan Kang? Nein.
    Ich streckte die Hände aus im Versuch, mich an den Wänden entlang zu tasten. Doch zubeiden Seiten war Leere. Ich hatte den Korridor hinter mich gebracht, nahm ich an, und befand mich nun in einer größeren Kammer. Mich schauderte. Und wieder das eigentümliche, gackernde Gelächter.
    Und dann erblickte ich ein winziges Licht vor mir. Ich stand auf und begann, darauf zuzulaufen, doch es mußte sehr weit entfernt sein, denn es wurde nicht größer.
    Ich blieb stehen.
    Dann begann das Licht, sich auf mich zuzubewegen!
    Und während es näherkam, schwoll das unheimliche Lachen an, bis ich gezwungen war, meine Pistole wegzustecken, um mir die Ohren zuzuhalten. Das Licht wurde greller. Ich kniff vor Schmerzen die Augen zusammen. Der Boden unter meinen Füßen begann zu schwanken. Ein Erdbeben?
    Ich getraute mich, für einen Augenblick die Augen zu öffnen, und im blenden weißen Licht hatte ich den Eindruck, noch unmenschlichere Skulpturen zu erkennen, die von den alten Hindu-Göttern erbaute Maschinen hätten sein können.
    Und dann schien der Boden unter mir nachzugeben, ich stürzte nach unten, wurde von einem Sog erfaßt und nach oben geschleudert, um meine eigene Achse gewirbelt, bis ich auf dem Kopf stand, von einer Seite zur anderen geworfen und wieder nach unten gerissen, bis meine Sinne mich völlig verließen, so daß ich nichts mehr empfand als die eisige, bittere Kälte.
    Dann spürte ich gar nichts mehr, nicht einmal die Kälte. Ich gelangte zu der Überzeugung, daß ich tot war, niedergemetzelt von jener Macht, die seit Anbeginn der Zeiten unter dem Tempel gelauert hatte und der gegenüberzutreten sogar Sharan Kang, der Zaubermeister von Teku Benga, sich gefürchtet hatte.
    Dann vermochte ich gar nichts mehr zu denken.
    3 Der Schatten, der vom Himmel fiel
    Mein Bewußtsein kehrte zuerst als eine Reihe vager Eindrücke wieder: Armeen von Millionen Soldaten, die vor dem Hintergrund grauer und weißer Bäume marschierten, zwischen denen schwarze Flammen loderten; ein junges Mädchen in weißem Kleid, das von Dutzenden langer Pfeile durchbohrt war. Ich sah viele Bilder dieser Art, sie wurden stärker, die Farben zunehmend intensiver. Ich begann meinen Körper wahrzunehmen. Er war kälter als Eis - sogar kälter als vor dem Moment, da ich die Besinnung verloren hatte. Und merkwürdigerweise empfand ich trotzdem keinerlei Unbehagen. Ich empfand überhaupt nichts - ich wußte nur, daß mir kalt war.
    Ich versuchte, die Finger meiner rechten Hand zu bewegen (ich konnte immer noch nichts sehen) und meinte, daß der Zeigefinger sich vielleicht ein paar Millimeter hob.
    Die Bilder in meiner Vorstellung wurden immer gräßlicher. Leichname beherrschten mein Denken - brutal verstümmelte Leichname. Sterbende Kinder streckten hilfesuchend ihre Hände nach mir aus. Bestialische Soldaten in farblosen Uniformen vergewaltigten Frauen. Und überall sah ich Feuer, schwarzen Rauch und niederstürzende Gebäude. Ich mußte diesen Bildern entfliehen und gab mir gewaltige Mühe, um meinen Arm zu bewegen.
    Schließlich ließ der Arm sich abbiegen, doch er war überraschend steif. Und als ich ihn schließlich angewinkelt hatte, durchzuckte mich ein derartiger Schmerz, daß ich aufschrie - ein seltsamer, knirschender Laut. Meine Augen öffneten sich, und zuerst sah ich nichts als milchigen Dunst. Ich drehte meinen Hals. Wieder dieser entsetzliche Schmerz. Doch die Bilder begannen allmählich zu verblassen. Ich winkelte mein Bein an und stöhnte. Plötzlich schien mich Feuer zu erfüllen, welches das Eis zum Schmelzen brachte, das mein Blut hatte gefrieren lassen. Ich begann, am ganzen Leibe zu zittern, doch der Schmerz ließ nach. Und dann erkannte ich, daß ich auf dem Rücken lag und in den blauen Himmel emporstarrte. Ich schien mich am Grunde einer Grube zu befinden, denn zu allen Seiten erhoben sich steile Wände.
    Nach sehr langer Zeit war ich in der Lage, mich aufzusetzen und meine Umgebung zu betrachten. Ich befand mich tatsächlich in einer Art Grube - und zwar in einer von Menschenhand geschaffenen, denn der Gang bestand aus gemeißeltem Stein. Die Skulpturen waren die gleichen, wie ich sie auf meiner Flucht erblickt hatte, ehe ich zusammengebrochen war. Bei Tageslicht wirkten sie nicht ganz so furchterregend, doch es waren nach wie vor scheußliche Gestalten.
    Ich lächelte über meine Angst. Ganz offensichtlich hatte ein Erdbeben stattgefunden und den Tempel des Kommenden Buddha zum Einsturz

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