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Der Herr der Ohrringe (German Edition)

Der Herr der Ohrringe (German Edition)

Titel: Der Herr der Ohrringe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myk Jung
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anderen Reichen geschahen, trafen sich außerhalb der Tore von Vidas Tierlyth die Gefährten, um sich auf die Suche nach der Pforte in die Andere Mittelmäßige Welt zu machen. Und ungewollt traten sie in Pfützen.
    Die Gesandtschaft bestand aus den Mitgliedern der alten Ohrringgemeinschaft, denn die hatten ja schon während ihrer früheren Abenteuer bewiesen, dass sie zwar miteinander sprechen, sich aber trotzdem nicht verständigen konnten, also noch etwas zu üben hatten. Außerdem waren die Gefährten ob ihrer unterschiedlichen Herkunft ein weiteres Mal in der Lage, alle freien Völker – wie auch die unfreien – zu repräsentieren, wie Allround betonte, gewichtige Worte wählend, um davon abzulenken, dass er selbst sich sobald wie möglich neben Gard Ariel auf den Steinsofas räkeln würde, ohne sich dabei zu oft an den Kniekehlen zu schrammen, wie er hoffte.
    Der Reisegruppe gehörten, ein weiteres Mal, an: Die vier den eher größeren Humpen zugeneigten Hobbknicks Frohdoof, Samenweis, Macho und Pipifax (und nicht alle von ihnen wirkten vollends nüchtern) für die Dösköppe; Marathorn, der eine stattliche Anzahl zu zerknickender Schwerter geschultert hatte (nur zur Sicherheit, falls ihn ein Herzschmerz anflöge) für die Menschen; Ganzhalb, abermals in Wander-Grau gekleidet, der die Gruppe der Unsterblichen Zauberer vertrat (die Zwei Blauen hatten blitzschnell abgewinkt); Pymli und Legospass, die miteinander turtelten, womit sie womöglich zu verdeutlichen suchten, dass eine Aussöhnung zwischen den Albernen und den Lendhenzwergen möglich war; und Saurum für die Dunklen Geschöpfe.
    Während sie alle an ihren Rucksäcken nestelten, hörten sie plötzlich Legospass in die Stille hineinflüstern: »Pymli, willst du mein Herz endgültig erobern, dann schwöre der rohen Sprache deines ungehobelten Volkes ab!« Hatte Pymli Ungeschliffenes geflüstert?
    In Frohdoofs Ohrläppchen baumelte noch immer der Eine Ohrring, bis Ganzhalb unter buschig sich kräuselnden Augenbrauen befahl: »Döskopp! Nimm den Einen aus dem Unversehrten Läppchen, und lass ihn zurück! Er gehört mit Gedeih und Verderb in diese Mittelmäßige Welt, und ich fürchte eine Dimensionsverwirrung, sollten wir versuchen, ihn über die Schwelle zu bringen!« Ausnahmsweise ließ sich der Ohrring lösen, und Frohdoof eilte seufzend zurück hinter die Stadtmauern.
    »Bist du dir deiner Theorie sicher, o Grauer?«, fragte Gard Ariel, und ihre nackten Flanken blitzten im Schimmer einer Lichtquelle. Der Zauberer entgegnete verlegen: »Hm. Gern wollte ich wieder ein bisschen kommandieren…«, und er patschte sich auf den Mund. »Ich dachte, ich wär’ der Anführer?«
    Die meisten Ohrringgemeinschaftsmitglieder fühlten plötzlich den Ansporn, nicht allzu schnell losziehen zu wollen, sogar Saurum zögerte, nachdem er erfahren hatte, dass Awon sie nicht begleiten sollte. Er argwöhnte, dass sie in seiner Abwesenheit vielleicht mit einem anderen anbandeln würde, und betrübt ließ er sich von Marathorn ein paar Schwerter reichen, die sie gemeinsam zerknickten, als Zeichen ihrer Eifersucht. Daraufhin musste der zerschlissene Dauerläufer noch einmal in eine nahebeie Waffenkammer eilen, denn sein Vorrat an zu verknickenden Schwertern drohte den Anforderungen einer längeren Wanderung unter Umständen nicht vollends gerecht zu werden.
    Der Sendbote aus der Anderen Welt stand derweil den Horizonten am nächsten, also ziemlich weit außen, und ließ sich von Allround und Gard Ariel gute Ratschläge mit auf den Weg geben; unentwegt nickte er, obgleich sein Gesichtsausdruck die Vermutung nahelegte, dass er die meisten Anregungen nicht verstand. Und siehe! genauso war es, denn die zwei Weisen bedienten sich des Hochalbernischen aus Valium, wahrscheinlich lediglich, um voreinander anzugeben. Dies wurde auch dadurch belegt, dass Gard Ariel die Tuschelei mit einem archaischen Lied beendete, das selbst Allround übersetzungstechnisch nicht in den Griff bekam. Fee Amor hatte es vor Urzeiten im Schein der Zwei Blumenlampen auf dem Hügel Thuyne verfasst. Vor allem aber die Tatsache, dass niemand wusste, wo genau jene geheimnisvolle Pforte des Gleißens zu finden war, die den Übergang zur Anderen Mittelmäßigen Welt darstellte, hing wie eine dunkle Wolke über allen.
    »Du hast die Pforte doch durchschritten, Bote«, sprach Gard Ariel. »Kannst du dich denn überhaupt nicht erinnern, wo sie war?«
    Doch der Sendling zuckte nur mit den Achseln, und als niemand die

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