Der Herr der Puppen: Das Geheimnis von Askir 4 (German Edition)
wiedergeboren, um sie aus der Eishöhle zu befreien, wie er es ihr wohl geschworen hatte. Sie liebt dich. Bedingungslos.«
Ich wollte etwas sagen, auch das mit dem Hund hatte Natalyia falsch verstanden, aber Leandra legte mir einen Finger auf die Lippen. »Shhh«, sagte sie, ganz leise und mit belegter Stimme. »Es ist schon gut. Manchmal sehe ich, wie sie hinter dir hersehen. Jede von ihnen würde sofort mit dir vor einen Priester treten oder deine Konkubine werden. Aber ich … ich kann das nicht. Ich kann nicht mit dir vor die Götter treten, bevor Thalak geschlagen und Kolaron nicht mehr ist.«
»Aber ich …«
»Sshhh … ich bin noch nicht fertig, Havald. Faihlyd sieht es auch. Sie fragte, ob es möglich sei, dass du Serafine heiratest, um die Allianz zu besiegeln.«
Götter! Faihlyd! Um die Allianz zu besiegeln, in der Tat! Oder auch, um die Gefahr, die Faihlyd in Serafine erkannte, zu bannen. Ich kannte die Emira gut genug, um zu wissen, dass sie sich nichts Böses dabei dachte, doch es wäre für sie eine Lösung, also warum sie nicht anstreben? Ich schüttelte den Kopf und wollte es Leandra erklären.
Doch sie unterbrach mich erneut. »Havald, ich liebe dich«, sagte sie sanft. »Ich weiß, ich sage es nicht oft, aber es ist so. Wenn du eine oder beide heiraten willst, dann tue es. Ich werde deine Konkubine bleiben, denn das ist es, was ich bin. Nicht mehr.«
Ich schob sanft ihren Finger von meinen Lippen und schaute ihr tief in die Augen. »Du bist so viel mehr für mich. Außerdem hat Faihlyd Angst vor Serafine. Sie will sie auf diese Weise unschädlich machen. Viele Fliegen auf einen Streich. Das steht dahinter, mehr nicht. Du bist meine Liebste.«
»Das weiß ich. Wir sind beide Bastarde, wir passen zusammen. Aber …«
Diesmal legte ich ihr den Finger auf die Lippen. »Du hast es selbst gesagt. Wir haben uns selbst erschaffen. Das zählt. Aber ja, wir passen zusammen.«
»Serafine und Natalyia sind schöne Frauen. Liebst du sie denn nicht?«
Ich zögerte einen Hauch zu lange. »Auf eine andere Art. In Freundschaft.«
Sie nickte. Sie schien nicht besonders überzeugt. »Havald«, sagte sie dann leise. »Ich will dich nicht teilen. Aber ich würde es tun.«
Ich zog sie an mich, einen kurzen Moment lang schien es fast so, als ob sie sich dagegen sträuben würde, dann wurde sie weich und floss in meine Arme. »Lea. Wir werden das zusammen durchstehen. Danach, wenn Kolaron vor dir im Staub liegt, werde ich dich auf meinen Armen in einen Tempel tragen und dich vor den Göttern ehelichen. Das ist ein Versprechen.«
Sie kuschelte sich mit dem Gesicht in meine Halsbeuge. »Dann ist es gut«, hauchte sie.
»Ich weiß nicht, wie du auf solche absurde Ideen kommst …«, sagte ich und hielt inne, als ich ihren regelmäßigen Atem spürte. Sie war in meinen Armen eingeschlafen! Eben noch war ich müde gewesen, dann kam sie und sagte so etwas. Und jetzt schlief sie.
»Frauen«, fluchte ich leise. Jetzt war ich hellwach.
Im Schatten bewegte sich etwas, schon wollte ich nach Seelenreißer greifen, als ich Natalyia erkannte.
»Hast du uns etwa belauscht?«, fragte ich sie ungläubig.
Sie nickte und sah mich unverwandt an. »Zokora sagt, nur so erfährt man, was andere einem nicht sagen wollen.«
»Natalyia …«
»Balthasar hielt mich als seine Hündin. Aber ich bin kein Hund«, sagte sie leise. »Ich werde nie mehr für jemanden ein Hund sein. Aber wenn du willst, dass ich belle, werde ich es tun.« Sie glitt lautlos davon.
Ich musterte das dunkle Gebüsch misstrauisch. »Noch jemand am Lauschen?«
Es war vielleicht nur der Wind, der das Blattwerk rascheln ließ. Leandra murmelte etwas, ich sah auf sie hinunter, aber sie schlief.
»Götter«, fluchte ich leise. »Als ob das alles nicht schon kompliziert genug wäre!«
Wir flogen noch in der Nacht zurück. Conar erklärte mir, dass es am Tage besser wäre für die Greifen – warme Luft erleichterte das Fliegen –, aber die Elfen hatten es eilig, in ihre Berge zurückzukehren. Das kam uns entgegen. Wenigstens redete ich es mir ein. Als Conar mich am Sattel festband, überprüfte ich die breiten Schnallen besonders sorgfältig. Alles schien gut. Sein Greif war nicht ganz so sprunggewaltig wie Stahlklaue, aber im zweiten Anlauf gewannen auch wir an Höhe. Über uns spannte sich ein wolkenloser Nachthimmel voller Sterne. Soltars Reich. Doch ich stürzte nicht ab. Ja, es hatte mich tatsächlich ein Herz gekostet, aber wer glaubte schon an
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