Der Herr der Puppen: Das Geheimnis von Askir 4 (German Edition)
ging durch die Küche, nickte Afala zu, trat an den Brunnen und schaute von hier aus hoch zu den umlaufenden Balkonen. Selbst ich traute es mir zu, vom Dach aus die Balkone zu erreichen. Das verzierte steinerne Geländer bot genügend Halt und war breit genug, dass man darauf gehen konnte. Die Durchbrüche in dem Geländer … Ich lächelte. Sie waren groß genug, um einen Armbrustbolzen hindurchzuschicken, für den Fall, dass der Innenhof vom Gegner besetzt war.
Die alte Münzerei war ein sicheres Haus, und dorthin, wo früher die Münzen gelagert wurden, gab es kein Durchkommen. Der Rest des Hauses war offener. Nach außen war es sicher, im Inneren offen.
Hier gab es nichts mehr, was einen Attentäter aufhalten würde. Sicher war, dass ein solcher wahrscheinlich über das Dach kommen würde. Nicht zwangsläufig, denn er konnte sich auch an den Fensterläden zu schaffen machen. Aber allein deswegen, weil es Spuren hinterlassen würde und die Nachtfalken ungern welche hinterließen, ging ich davon aus: Wenn sie kamen, dann über das Dach. Jetzt musste ich nur noch herausfinden, wie wir diese Erkenntnis nutzen konnten.
16. Die Garnison
Ich hatte gerade Zeit, eine Kleinigkeit zu essen und einen Schluck Wein zu trinken, als Taruk in die Küche kam, um Serafine und mir mitzuteilen, dass wir einen Gast hatten.
»Kasale?«, fragte Serafine.
»Es ist eine Frau, und sie hat zwei Pferde dabei.«
»Das ist Kasale«, sagte ich und griff Seelenreißer. Kasale und ich waren verabredet, um uns anzusehen, was von der alten Garnison noch stand. Serafine kam mit, weil sie wusste, wie die Garnison in ihrer Blütezeit ausgesehen hatte, vielleicht fielen ihr ein paar Dinge auf. Wir hatten Kasale erwartet, also brauchten Serafine und ich nicht lange. Wir nahmen die Zügel, die uns die Soldatin hinhielt, und schwangen uns auf die Pferde – gute Pferde, wie ich feststellte –, dann ritten wir los und folgten Kasale bis zum Osttor, das nicht weit vom Platz des Korns gelegen war. Anschließend ging es hinaus aus der Stadt.
Während wir auf Kasale gewartet hatten, hatte ich genügend Zeit gehabt, über das nachzudenken, was Serafine mir zuvor gesagt hatte.
Ich hatte manchmal Glück und manchmal Pech. Manchmal hatte ich viel Glück, manchmal auch viel Pech. Es gab ganze Jahre in meinem Leben, da war von Glück nicht viel zu spüren gewesen. Ich wusste nur, dass Soltar schon unvermittelt in mein Leben eingegriffen hatte, das letzte Mal, als er mich ein magisches Garn zur Wundheilung in seinen Tempel bringen ließ, wo es gebraucht wurde. Ich hatte an dem Tag eine Menge Pech gehabt.
Serafine sah fragend von ihrem Pferderücken zu mir herüber, weil ich plötzlich laut lachen musste.
»Nichts«, winkte ich ab. Ich sah auf meine Hand hinab, wo eine dünne weiße Linie zeigte, dass mich ein kleiner Dieb fast hätte verbluten lassen.
So viel also zum Glück des Sergeanten. Lieber vertraute ich dem Willen der Götter. Selbst die Götter konnten nicht so wankelmütig sein wie das Glück, das ich manchmal hatte oder nicht.
»Was liegt eigentlich östlich von Gasalabad?«, fragte ich, als wir durch das mächtige Osttor ritten. Die Soldaten Faihlyds musterten uns sorgfältig. Ich fragte mich, ob sie hier auch Bücher mit Bildern hatten und wussten, wer wir waren. Es gab nichts Besonderes an uns zu entdecken. Ich lächelte, als mir klar wurde, welches Bild wir abgaben.
»Ein paar Dörfer und kleinere Städte entlang des Gazar, dann kommt Kasdir, der Sitz des Baums, einige weitere Dörfer und kleinere Städte, dann das Nachtgebirge. Die Garnison natürlich auch, sie liegt nicht weit von hier an den Ufern des Gazar«, antwortete Serafine.
Wir ritten auf einer imperialen Straße, aber die hier war breiter als die, die ich kannte. »Gibt es viel Handel mit Kasdir?«
»Das weiß ich nicht. Früher war es so. An den Ausläufern des Nachtgebirges regnet es mehr als hier im Landesinneren, es gab dort sehr viel Landwirtschaft.«
Die gab es hier auch. Der Gazar war die Lebensader Bessareins, und hier kämpften die Menschen gegen die Dürre, mit Erfolg, wie es schien, denn es gab überall Bewässerungsanlagen, mit Stoff bespannte Windräder und hier und da einen Ochsen, der stur einen Kreis ging und so ein Rad antrieb, das mit Stoffeimern Wasser schöpfte, das wiederum in einem Graben floss, der unter den Steinplatten der Straße hindurch vom Gazar aus zur anderen Seite geleitet wurde. Es war grün hier, die Luft roch um vieles besser als in
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