Der Herr der Puppen: Das Geheimnis von Askir 4 (German Edition)
einen Streit beendet, den ihr Vater in den letzten drei Monden nicht aus der Welt schaffen konnte. Wir hatten Glück, dass ihr Vater, Emir Erkul, ein besonnener Mann war. Unter anderen Umständen befänden sich die Reichsstadt und Gasalabad in einer offenen Fehde. Das ist mit ein Grund, weshalb ich hier bin. Auf gewisse Weise ist es der gleiche Grund, der auch Hillard herführt. Ich denke, von Gering hat ihn zu Sera de Girancourt geschickt, um sie um ihre Hilfe zu bitten.«
»Ich kann ihn mir kaum als Bittsteller vorstellen«, sagte ich trocken.
Von Gering war der Botschafter der imperialen Stadt in Gasalabad und ein Mann, der das Talent eines Diplomaten besaß, jemandem zuerst freundlich zu begegnen und ihn dann zu missachten. Während er mir anfänglich sympathisch erschienen war, wirkte er nun arrogant und überheblich, ein Mann, der kein Verständnis dafür aufbrachte, wie sehr meine Heimat unter der gegenwärtigen Bedrohung litt. Wenn er dies überhaupt wahrnahm. Meine Heimat lag von hier aus gesehen weit im Süden, und ich hatte das Gefühl, dass von Gering nicht glauben konnte, ein so weit entfernter Krieg würde ihn oder die Reichsstadt tatsächlich jemals erreichen. Hillard war ein undurchschaubarer junger Mann, der wohl der Adjutant des Botschafters war, ebenfalls scheinbar freundlich und offen, aber mit einem verborgenen harten Kern. Seiner Freundlichkeit traute ich noch weniger als der des Botschafters. Hillard war es also, der Leandra zeitgleich zu diesem Gespräch seine Aufwartung machte.
Ich seufzte. »Ich hatte schon befürchtet, dass Ihr nicht gekommen seid, um nur einen Wein zu trinken«, sagte ich. »Was ist Euer Anliegen, Generalsergeant?«
»Sagt einfach Kasale.« Sie lächelte. »Ihr werdet wissen, wann es an der Zeit ist, mich beim Rang zu nennen. Es gibt im Wesentlichen zwei Gründe, weshalb ich Euch aufsuche. Der erste Grund hat mit meiner Aufgabe zu tun.«
Ich nickte. Überraschenderweise hatte Kommandant Keralos, der Statthalter der Reichsstadt, mir seine Unterstützung bei der erneuten Aufstellung der Zweiten Legion zugesagt und Kasale als Generalsergeant des Zweiten Bullen bestätigt. Zurzeit war sie der einzige imperiale Soldat unter meinem Kommando. Wenn alles nach unserem Wunsch ginge, würde Kasale den Grundstein dazu legen, dass der Zweite Bulle in die Neuen Reiche zurückkehren würde, um sie von Thalak zu befreien. Nach dem, was ich mittlerweile wusste, war es eine hehre Aufgabe. Aber das lag noch weit in der Zukunft, erst musste die Legion ausgehoben, ausgebildet und ausgestattet werden.
»Die Zweite Legion war ursprünglich in Gasalabad stationiert. Die Garnison befindet sich immer noch in imperialem Besitz, doch sie liegt außerhalb der Stadtmauern und ist in einem denkbar schlechten Zustand. Nur das Nötigste wurde getan, um die Mauern vor dem Verfall zu retten. Um sie wiederherzustellen und sie zu versorgen, bedarf es der Unterstützung Bessareins oder zumindest der Goldenen Stadt. Außerdem wird jeder, der dem Zweiten Bullen beitritt, Gasalabad nicht mehr betreten dürfen, das ist schwierig, vor allem, da bald aus den gesamten Reichen Freiwillige hier in Gasalabad eintreffen werden.«
Ich sah sie fragend an, und sie entgegnete: »Ich erhielt eine Nachricht aus Askir, dass der Kommandant die Aufstellung des Zweiten Bullen in den ganzen Reichen bekannt macht. Und es haben sich bereits mehr als genügend Freiwillige gemeldet.«
»Das ist eine gute Nachricht. Ihr meint also, Ihr bekommt die tausend Mann voll?«
Sie sah mich an und lachte leise »Die Zweite Legion wird in voller Kriegsstärke ausrücken. Mit Tross und Versorgung wird sie eine Stärke von fast dreizehntausend Mann erreichen.« Sie sah mich mit ihren grauen Augen an. »Wenn der Zweite Bulle ausrückt, dann, um zu gewinnen.«
Götter. Dreizehntausend Mann unter Waffen! Noch nie hatte ich eine Armee dieser Größe gesehen. Nur Thalak führte größere Armeen ins Feld, Hunderttausende sollten es angeblich sein. Aber sie waren im Vergleich zu den Legionen des Alten Reichs schlecht gerüstet und versorgt.
»Werden wir genügend Material und Ausrüstung erhalten?«, fragte ich. In den Hallen unter dem Hammerkopf waren Ausrüstung, Waffen und Rüstzeug gelagert, aber nicht für eine solche Armee!
»Im Moment ist das noch eine Schwierigkeit, doch innerhalb des nächsten halben Jahres werden wir die gesamte Ausrüstung vor Ort haben. Aber das nützt uns nichts, wenn der Zugang zur Garnison von den Truppen
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