Der Herr der Puppen: Das Geheimnis von Askir 4 (German Edition)
Möglichkeiten zu schaffen, jeden Streitfall friedlich zu lösen. Allerdings sind die Herrscher nicht glücklich mit ihm. Sie fühlen sich von Askir gegängelt und in ihrer Macht beschnitten.«
»Sie sind es auch«, antwortete ich ihr. »Kein Herrscher, den ich jemals kennengelernt habe, würde dulden, dass eine fremde Macht Truppen in seinem Reich stationiert.«
»Aber Askir ist keine fremde Macht«, widersprach Kasale. »Die Reichsstadt entstand aus allen Reichen und ist gegenüber den sieben Reichen neutral. Seit fast tausend Jahren gab es keinen Krieg mehr zwischen den Reichen, und allein das führte die meisten von ihnen in den Wohlstand.« Sie sah mich ernst an. »Der Vertrag von Askir ist keine Tyrannei, sondern ein Instrument, das die Tyrannei verhindert.«
»Wenn ich etwas weiß, dann das: Es gibt nichts, was ewig währt, und jedem Aufstieg folgt ein Niedergang. Keines Menschen Werk ist perfekt genug, das zu verhindern. Die Welt verändert sich … Und solche Veränderungen müssen gestattet sein.«
Sie seufzte. »Ihr solltet den Vertrag studieren, wenn Ihr in Askir seid. Er lastet leichter auf den Schultern der Herrscher der sieben Reiche, als Ihr denkt. Er erzwingt im Prinzip nur eines: dass es keinen Krieg geben wird.« Sie sah mich an. »Aber jetzt scheint es so, als ob jemand einen Streit zwischen der Reichsstadt und Bessarein, zumindest aber zwischen Askir und Gasalabad, schüren will. Es gab andere Zwischenfälle, manche offensichtlich, manche sehr schlau eingefädelt. Streit und Schlägereien, Anklagen und Verleumdungen … allesamt geeignet, diesen Zwist zu schüren.« Sie trank einen Schluck Wein und holte tief Luft. »Was ich gehört habe, aber nicht mit Sicherheit weiß, ist, dass Botschafter von Gering zumindest auf einer Entschuldigung bestehen wird. Außerdem wird er fordern, dass solche Übergriffe sich nicht wiederholen. Er wird auch wissen wollen, wer die Täter sind, und ihre Auslieferung verlangen.«
»Also geht er davon aus, dass diese Übergriffe mit dem Wissen der Emira stattfinden.«
»Das ist wahrscheinlich.«
»Dann denkt er falsch.«
»Ihr habt mich nicht verstanden, General«, korrigierte sie. »Ich halte es für wahrscheinlich, dass diese Überfälle mit dem vollen Wissen der Emira stattfinden. Erinnert Ihr Euch an den Hauptmann der Reiterei, der Anspruch auf die Wegestation erheben wollte?«
Ich nickte vorsichtig. »Er war einer der Räuber. Einer der Überlebenden erkannte ihn wieder.« Sie sah mir direkt in die Augen. »Wenn diese Übergriffe nicht aufhören, wird Botschafter von Gering noch härtere Maßnahmen ergreifen. Ich traue es ihm zu, dass er Truppen anfordern wird, um die Emira unter seinen Willen zu zwingen.«
Ich sagte nichts, sondern versuchte mir nur vorzustellen, was das bedeuten könnte. Kasale sprach es für mich aus. »Entweder der Streit bricht offen aus, oder aber die Emira wird sich beugen, in beiden Fällen wird es Eure Pläne vereiteln. Beugt sich die Emira, wird sie nicht Kalifa werden können, und Ihr werdet ihre Unterstützung im Kronrat verlieren. Beugt sie sich nicht, könnte tatsächlich das Undenkbare geschehen und ein Krieg zwischen Bessarein und der Reichsstadt ausbrechen.« Sie seufzte. »Denn das ist das Einzige, woran der Ewige Herrscher nicht dachte: dass es eine solche Fehde geben könnte.« Sie erhob sich. »All das wisst Ihr nicht von mir, General. Denn ich bin nicht hier gewesen, ich bin nur ein Bote, der Euch Eure neue Rüstung gebracht hat.«
Ich sah sie überrascht an, und sie entgegnete: »Ihr wolltet doch eine, nicht wahr? Es hat etwas gedauert, Ihr habt eine ungewöhnliche Größe, aber ich habe sie für Euch zusammenstellen lassen. Einer Eurer Diener hat sie entgegengenommen.«
»Politik«, sagte Leandra verbittert. Ich fand sie in ihrem Zimmer, wo sie mit einem Becher Kafje in der Hand auf dem Balkon zum Innenhof stand. »Ich sagte es dir ja, wir sind schon zu sehr verstrickt.« Sie drehte sich zu mir um. »Weißt du, was von Gering von mir verlangt?«
»Ich kann es mir denken. Kasale war da und hat mich unterrichtet. Du sollst zwischen von Gering und Faihlyd vermitteln.«
»Vermitteln?« Sie lachte bitter. »Wenn es nur das wäre! Du hattest recht, von Gering sieht nicht, was vor seinen Augen liegt. Sein Adjutant überbrachte mir die Nachricht von Gerings an Faihlyd. Es ist eine informelle Warnung und ein Ultimatum. Er hat in fünf Tagen eine Audienz beantragt, die ihm mit Sicherheit auch gewährt werden wird. Ist
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