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Der Herr der Puppen: Das Geheimnis von Askir 4 (German Edition)

Der Herr der Puppen: Das Geheimnis von Askir 4 (German Edition)

Titel: Der Herr der Puppen: Das Geheimnis von Askir 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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Die Wände dieses Raums waren dick und kühl. Und vor mir, rosig und jämmerlich aussehend, lag ein Ferkel, das mich aus großen Augen und leise quiekend ansah.
    »Ein Ferkel«, stellte ich fassungslos fest. »Ihr quält mich hier hinunter, damit ich mir ein Ferkel ansehen kann? Wollt ihr es adoptieren, oder weiß niemand von euch, wie man ein Schwein schlachtet?«
    »Kannst du es?«, fragte mich Natalyia.
    »Ja«, antwortete ich knapp. Einst, in einem anderen Leben, hatte ich Schweine gehütet und, wenn es notwendig war, auch geschlachtet.
    »Ein Ferkel sollte man nicht schlachten«, sagte ich. »Es sei denn, man will unbedingt das zarte Fleisch, aber es ist Verschwendung.« Ich sah die anderen ungläubig an. »Wollt ihr es etwa hier unten halten, bis es groß und fett genug ist?«
    »Havald«, sagte Leandra, und ich merkte, dass sie sich Mühe gab, nicht zu lachen. So wie die anderen beiden mich anschauten, ging es ihnen ebenso. Ich schaute misstrauisch zu Taruk, der mich immer noch stützte. Entweder wusste er nichts von dem, was die drei für mich geplant hatten, oder er besaß die bessere Selbstbeherrschung.
    »Du hast in der Höhle am Pass einen Bären getötet. Und Seelenreißer gab dir seine Kraft und heilte dich.«
    »Ja?«
    Jetzt hielt sie mir hin, was sie eben noch hinter ihrem Rücken verborgen hatte. Es war Seelenreißer. Ich nahm das Schwert, ohne zu denken, und sah dann fassungslos auf das Ferkel hinab.
    »Es ist jung und gesund. Voller Leben«, meinte Serafine. »Auch wenn ich nicht so gut koche wie Sieglinde, denke ich, dass Afala und ich einen guten Schweinebraten hinbekommen werden.«
    »Ich wusste gar nicht, dass man hier Schweinefleisch isst«, sagte ich, um Zeit zu schinden.
    »Schweinefleisch hält sich in der Hitze nicht so lange«, erklärte sie mir. »Es gibt Krankheiten, die ein Schwein übertragen kann, deshalb sagen die Priester, man soll vorsichtig sein.« Sie zuckte mit den Schultern. »Die Menschen hier sind pragmatisch. Wenn man gar nicht erst Schwein isst, braucht man sich darüber keine Gedanken zu machen.«
    »Aber ein Ferkel«, sagte ich und schaute zweifelnd auf Seelenreißer in meiner Hand. Ob das Schwert mir das verzeihen würde?
    »Sollen wir dich die Treppe wieder hinauftragen?«, bot Leandra an. »Oder steht dir der Sinn nach Braten?«
    So gesehen … Ich zog Seelenreißer aus seiner Scheide. Das Ferkel sah hoch zu mir, mit großen, weiten Augen, und ahnte, dass ihm nichts Gutes bevorstand. Es quiekte jämmerlich und zitterte. Es war im wahrsten Sinne ewig her, dass ich das letzte Mal ein Schwein geschlachtet hatte. Was sagte es wohl über mich, wenn ich zugab, dass es mir leichter fiel, einen Menschen zu töten als ein wehrloses Tier?
    »Havald?«, fragte Leandra.
    Ich seufzte, setzte die fahle Klinge an, und das Ferkel schrie herzzerreißend.
    Götter! So ein Schweinebraten war ja wirklich nicht verkehrt. Dass wir die Tiere aßen, war der Lauf der Dinge. Manche Tiere aßen ja auch uns.
    Ich stieß die Klinge herab, ein letztes Quieken, und wir sahen alle fasziniert zu, wie das Blut des Ferkels vom Stahl aufgesogen wurde.
    Ich saß wieder in der Küche, Seelenreißer stand neben mir auf den kalten Fliesen. Ich hätte schwören können, dass das Schwert schmollte. Ich hielt einen Kafje in der Hand, von Afala auf die Art gebraut, wie man es in Gasalabad tat, mit einem Becher Wasser aus unserem Brunnen dazu. Leandra und Zokora hatten sich den Brunnen und das Wasser angesehen und fanden es überraschend klar und rein. Zokora hatte den Brunnen sogar gesegnet. Kurzum, man konnte das Wasser trinken.
    Warum wurde der Kafje so stark zubereitet, dass man nachher Wasser brauchte, um ihn zu verdünnen? Es gehe um den Geschmack, erklärte mir Serafine, aber das änderte nichts. Nach dem ersten Schluck bat ich Afala, den Kafje so zu brauen, wie ich es kannte. Sie wirkte enttäuscht, lächelte dann aber, als Serafine ihr sagte, dass sie ihn genau so gerne mochte.
    Ich schob die Tasse und den Becher zu ihr hinüber.
    »Es ist die richtige Art, den Kafje zu trinken«, teilte sie mir mit. »Wir hier sollten es wissen, wir haben ihn schließlich erfunden.«
    »Das mag sein. Es mag sogar richtig sein. Aber ich mag ihn eben falsch.«
    »Schmollst du?«, fragte Leandra. »Stell dich nicht so an, Havald! Es hat geklappt.« Sie war noch immer amüsiert. Serafine sah mich prüfend an. »Wenigstens ein bisschen.«
    Das hatte es tatsächlich. Es war anders als sonst, ein leichtes Beben und ein

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