Der Herr der Puppen: Das Geheimnis von Askir 4 (German Edition)
seltsames Kribbeln auf der Haut, außerdem dauerte es länger. Wenn ich einen Menschen mit Seelenreißer erschlug, traf es mich oft wie ein Blitz oder ein Gewittersturm, manchmal warf es mich sogar zu Boden, wenn es mich überkam. Außer ich befand mich im Kampf, dann war es wie ein Rausch. Das arme Ferkel hatte mir einen Tropfen gebracht, wo es sonst einen reißenden Strom gab. Es war, als ob es die Heilung um einen oder zwei Tage beschleunigt hatte. Nicht mehr, aber das war schon etwas. Es war erfolgreich gewesen, aber ich fühlte mich unwohl dabei.
»Was würde Askannon dazu sagen, wenn er wüsste, wie ich diese Klinge verwende?«, sagte ich, und Serafine grinste noch breiter.
»Er würde lachen und ein Stück vom Braten haben wollen«, meinte sie.
Afala stellte einen neuen Becher Kafje vor mich, offensichtlich verzieh sie einem leicht. Ich nickte dankend. »Ich schmolle nicht«, teilte ich den anderen hoheitsvoll mit. Sie saßen alle mit am Tisch und nahmen mich nicht ernst. Serafine, Natalyia und Leandra. Drei Frauen, jede auf ihre Art und Weise eine Schönheit. Wenn man sie allein antraf, waren sie oft sogar vernünftig, befanden sie sich jedoch in der Überzahl, lachten sie einen nur aus. Selbst Afala schloss sich ihnen nun an.
»Wie kam es, dass wir uns im Palast des Turms getroffen haben?«, fragte ich, auch um das Thema zu wechseln. Es war jetzt genug mit dem armen Ferkel.
»Vielleicht sollte ich fragen, warum du dort allein hingegangen bist und nicht erst hierher kamst, um Hilfe zu holen«, sagte Leandra.
»Ich war zerschlagen. Um mich überhaupt bewegen zu können, brauchte ich eine Art gerechten Zorn, eine Wut, die mich antrieb. Ich war schlichtweg zornig.«
»War es nicht doch eher gekränkter Stolz?«, fragte Serafine. Sie kannte wohl auch keine Gnade.
»Das auch. Zum anderen … Ich wusste nun ein paar Dinge und hätte mich auch nicht gescheut, mit Seelenreißer in der Hand einige unbequeme Fragen zu stellen. Seelenreißer hätte ich leicht wiedergefunden, ich spüre ihn mittlerweile auf gut zwanzig Schritt Entfernung.«
Das war nicht immer so gewesen, aber in der letzten Zeit hatte ich das Schwert bereitwilliger benutzt als jemals zuvor. Auch die Hilfe seiner Wahrnehmung während meiner Blindheit hatte einiges dazu getan, dass ich es nun besser fühlen konnte.
Ich sah auf meine Hände herab, an verschiedenen Stellen war noch leichter Schorf zu sehen. »Es hätte gut ein Blutbad daraus werden können. Nach dem, was ich jetzt weiß, hätte es mich nicht gereut.«
»Du wolltest es mir heute Morgen erzählen, doch dann bist du eingeschlafen«, sagte Leandra.
»Berichtet mir, was sich gestern hier zugetragen hat, dann erzähle ich euch, was ich herausgefunden habe.«
Leandra nickte. »Gestern Abend, die Sonne war schon untergegangen, klopfte es wie wild am Tor, als ob jemand es niederreißen wollte. Armin war da, wir sprachen über von Gerings Ultimatum. Wir gingen gemeinsam zur Tür. Taruk war ebenfalls da und öffnete. Wir waren alle erstaunt, diesen Nordländer dort stehen zu sehen. Er war halb nackt und sah wild aus, hielt eine große Axt in der Hand und wollte wissen, ob ein gewisser Havald hier wohne. Es hätte beinahe ein Missverständnis gegeben, dann kam Serafine und erkannte ihn.«
»Was für ein Missverständnis?«, fragte ich.
»Er wollte seine Axt nicht weglegen«, antwortete Leandra. »Es scheint, als hätte ihn Armin beleidigt, indem er ihn darum bat. So wie dieser Angus sich verhielt, hätte man meinen können, Armin hätte ihm ein unsittliches Angebot gemacht. Serafine wusste allerdings mit ihm umzugehen.«
Ich sah Serafine fragend an, und sie lachte. »Ich fragte ihn, ob er wenigstens Bier dabei hätte. Er fing an zu lachen, ab dann war alles einfach. Er schwor, noch heute ein Fass bringen zu lassen, und wir landeten alle hier, wo er uns Frauen Komplimente machte und Armin vollständig links liegen ließ. Er bot uns an, zwei von uns zu heiraten, damit du nicht überfordert bist«, berichtete sie. »Du sähst schwächlich und krank aus.«
Tatsächlich? Ich nahm mir vor, mich bei Gelegenheit etwas mit Angus zu unterhalten. Oder besser nicht. Wenn Ragnar auch darin recht behielt, war Angus fähig, mir im Tausch seine Schwester anzubieten.
»Wie ging es weiter?«, fragte ich.
Leandra übernahm wieder. »Er erzählte, dass er dich in diesem Teehaus getroffen habe. Du habest ihn nach Sarak gefragt, ihm die Bilder gezeigt, und er habe dich zu einem Mann geschickt, der dir
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