Der Herr der Puppen: Das Geheimnis von Askir 4 (German Edition)
zu dem Kohlebecken hinüber, ich konnte das heiße Metall bis hierher riechen.
Armin wies auf eine breite schwere Tür, eine andere als die, durch die ich den Platz betreten hatte. »Sie warten hinter dieser Tür«, sagte er leise. »Auf solche Entscheidungen bin auch ich nicht vorbereitet.« Er zuckte hilflos mit den Schultern. »Wenn es nicht Krieg bedeuten würde … Saik Sarak war an dem Versuch beteiligt, meine Löwin zu ermorden, und er ist zum Teil für den Tod des Emirs verantwortlich, den ich sehr verehrte.«
Ich schaute die beiden an. Nach einer alten Prophezeiung stand noch ein Rat von mir aus. Ich war nicht versucht, ihn hier zu geben. »Kein Rat, Hoheit, nur eine Frage. Ich sehe hier wenige Zeugen. Versucht Ihr das alles noch geheim zu halten?«
»Bis wir mehr wissen«, antwortete Faihlyd.
»Wenn Ihr alles wisst, müsst Ihr es dann verwenden? Seid Ihr dann gezwungen, dem Turm den Krieg zu erklären?«
»Was soll ich denn sonst tun?«, fragte Faihlyd empört. »Ich kann doch nicht außer Acht lassen, dass ein Emir mir nach dem Leben trachtet!«
»Was ist mit dem Zeitpunkt eines Krieges? Oder was wäre, wenn Ihr die Kalifa wärt und ihn dann anklagt? Ist es notwendig, was immer wir hier erfahren werden, sofort zu gebrauchen, oder wäre es vielleicht besser, den Feind im Ungewissen zu lassen über das, was wir wissen?«
Ich schaute die beiden eindringlich an, erst Armin und dann Faihlyd. »Ich habe Prinz Tarsun nur einmal gesehen, bei Eurer Krönung. Ich glaube, dass er Euer Feind ist, doch er ist nur der, den wir sehen können. Ein anderer lauert im Schatten und zieht die Fäden, und Prinz Tarsun tanzt, wenn es ihm gesagt wird. Lasst Eure Feinde im Ungewissen. Vielleicht ist es auch möglich, Eure Schwester zu befreien. Es gibt keinen falschen Zeitpunkt, um Wissen zu erlangen, aber oftmals einen schlechten Zeitpunkt, es zu nutzen.«
Faihlyd lächelte leicht, auch wenn dieses Lächeln nur ein Schatten war. Es war zu ernst für Heiterkeit.
»Dies ist kein Rat, den Ihr mir gebt, Havald Bey?«
Ich neigte meinen Kopf. »Nur eine Feststellung, Hoheit.«
Ich hatte meine Genugtuung, als Saik Sarak mich neben Armin sitzen sah, auf der Bank der Richter, mit deutlich weniger Spuren der kunstfertigen Arbeit des Arenawächters, als er erwarten konnte. Seine Augen weiteten sich, und für einen Moment schien er über meine Anwesenheit noch entsetzter als über das, was hier auf ihn wartete.
Doch dann fasste er sich wieder und warf mir nur immer wieder hasserfüllte Blick zu.
In Ketten kniete er vor Faihlyd, als sie die Anklage verlas. Auf ihre Frage, ob er gestehen wolle, wenn sie ihm dafür einen schnellen Tod auf dem Block in Aussicht stelle, lachte er nur.
Als ihn die Folterknechte ergriffen und zu den Instrumenten zerrten, hörte ich vom Platz der Ferne her die Glocken, welche die Gläubigen zum Mittagsgebet in die Tempel riefen.
9. Eine ferne Hoffnung
Als mir Taruk die Tür zu unserem Haus öffnete und mich schweigend einließ, war die Nacht fast vorbei, die Morgenröte kündete sich schon an. Ich trat an ihm vorbei und seufzte. Ich war froh, wieder zu Hause zu sein.
Eines der acht Segmente unseres Hauses war die Eingangshalle. Sie erreichte die volle Höhe des Hauses, zu beiden Seiten gab es eine breite Wendeltreppe, die zu den beiden Galerien führte, welche die oberen Stockwerke verbanden. Von dieser Halle aus gelangte man durch ein breites, stabiles Tor in den Garten im Innenhof, zwei weitere Türen führten jeweils links und rechts in die ebenerdigen Etagen. Hier waren die Fenster zur Außenseite nicht mit Fensterläden verschlossen, sondern mit einem kunstvollen Gitter aus Stein und Stahl. Ein großes, ebenfalls mit einem Gitter gesichertes und mit farbigen Gläsern versehenes Oberlicht flutete tagsüber den Raum mit einem weichen Licht.
Der Boden der Halle war mit weiß und schwarz poliertem Marmor in geometrischen Mustern ausgelegt, ein prächtiger Kandelaber hing drohend von der hohen Decke herab. Bislang hatte niemand von uns auch nur eine der zahllosen Kerzen entzündet, und ich war nicht der Einzige, der es vermied, unter ihm hindurchzugehen, als wäre dies verboten.
Der Emir hatte auch diese Halle einrichten lassen, es gab zwei Sitzecken mit zerbrechlich aussehenden, weich geschwungenen und gepolsterten Stühlen und eine Ruhebank sowie einen kleinen Tisch, auf dem Blumen standen, die am Vortag vielleicht noch frisch gewesen waren.
Am Tag war die Halle war groß und hell, die
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