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Der Herr der Puppen: Das Geheimnis von Askir 4 (German Edition)

Der Herr der Puppen: Das Geheimnis von Askir 4 (German Edition)

Titel: Der Herr der Puppen: Das Geheimnis von Askir 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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Möbel waren zwar für meinen Geschmack etwas verspielt, aber der Gesamteindruck war freundlich und offen. Ein Priester hatte mir einst erklärt, dass ein guter Architekt eine Botschaft in seine Pläne schrieb.
    Wenn man die stabilen Türen bedachte, die dicken Mauern hinter den neuen seidenen Tapeten und die hohen Geländer der Galerien, so war diese Botschaft eindeutig: Sei willkommen, aber gehe nicht weiter, als man es dir gestattet.
    Es brannten zwei Lampen an den Wänden der Halle, und so war es hell genug. Von den Kerzen dort oben brannte keine. Ich wusste auch nicht, wie man an sie gelangen sollte. Es musste eine Winde oder etwas Ähnliches geben, aber gefunden hatte ich sie noch nicht. Im Moment war es mir herzlich egal.
    Ich nickte Taruk schweigend zu und ging in die Küche. Es war niemand sonst dort, wofür ich dankbar war. In einer Schale unter einem Tuch fand ich die Reste eines Bratens, genug für mich, hätte ich Hunger gehabt. Ich verspürte aber nur Durst. Ich fand einen Krug Wein in der Kammer, noch zur Hälfte voll. Rot, herb und unverdünnt.
    Ich schenkte mir ein, setzte mich, lehnte mich zurück und schloss die Augen.
    Eine Hand berührte mich an der Schulter, doch schon vorher hatte ich Leandra an ihrem Geruch erkannt. Ich zog ihre Hand an meine Wange und sah auf zu ihr. Sie trug nur ein leichtes Leinengewand, sah liebenswürdig verschlafen aus und wirkte besorgt.
    Ich ließ ihre Hand nicht los, also setzte sie sich neben mich. Es dauerte nicht lange, dann kamen erst Serafine und danach Natalyia hinzu, Natalyia in einem dünnen Hemd, dem ich unter anderen Umständen vielleicht mehr Aufmerksamkeit geschenkt hätte. Serafine war als Einzige voll angekleidet.
    »Gab es Folter im Alten Reich?«, fragte ich Serafine leise, als sie sich an den Tisch setzte.
    »Nicht in Askir. Die Eulen kannten andere Methoden, die Wahrheit zu erfahren. An anderen Orten jedoch …« Sie nickte. »Ja, es gab auch Folter.«
    »Es ist spät«, sagte Leandra mit sanfter Stimme. »Hat es so lange gedauert?«
    Ich nickte und holte tief Luft. »Saik Sarak war ein harter Mann«, begann ich. »Götter, was war er hart.«
    »Ist er gebrochen?«, fragte Natalyia.
    Ich nickte langsam. »Nicht auf einmal, sondern Stück für Stück. Zum Schluss brach er in Gänze und erzählte uns alles, was wir wissen wollten.«
    »Du siehst aus, als ob du bereust, dort gewesen zu sein«, stellte Leandra fest.
    »Ja und nein«, antwortete ich. »Du hast recht, es dauerte nicht sehr lange, bis ich es nicht mehr sehen wollte. Aber eigentlich war ich da, um der Emira und Armin zur Seite zu stehen.« Ich atmete tief durch. »Es lastete am Anfang schwer auf uns.« Ich nahm einen tiefen Schluck. »Faihlyd war manchmal zugegen, wenn die Urteile ihres Vaters vollstreckt wurden. Es ist ein Unterschied, ob man selbst das Urteil gesprochen hat oder jemand anders.« Ich nahm einen weiteren Schluck, der Becher war schon wieder leer. »Serafine hatte recht, ich erhielt meine Genugtuung, als der Saik mich bereits halb genesen sah. Danach …« Hatte ich eben schon einen Schluck genommen? Ich trank erneut und schüttelte den Kopf. »Ich habe schon viele Grausamkeiten gesehen und auch die eine oder andere Folter. Aber nie war ich gezwungen, einer Folter bis zum Schluss beizuwohnen. Am Anfang war es schwerer für uns, doch man stumpft erstaunlich schnell ab. Der Saik machte es uns einfach. Erst verspottete er Faihlyd, nannte sie schwach und feige, sagte, sie habe nicht den Stahl, den es bräuchte.« Ich sah die anderen an. »Das ist einer der Gründe. Im Haus des Turms glaubt man einfach nicht, dass eine Frau dieses Land regieren könnte. Wie können sie Faihlyd nur so unterschätzen? Oder die Essera Falah? Wenigstens von ihr müssten sie es besser wissen.« Ich füllte meinen Becher nach. »Später dann gingen wir ab und zu weg. Faihlyd weinte, und sie wollte nicht, dass er es sah.«
    »Hat Faihlyd seinetwegen geweint?«, fragte Serafine leise.
    Ich schüttelte den Kopf. »Der Saik dachte es am Anfang, aber da irrte er. Sie weinte erst, als wir ein paar Dinge erfahren hatten. Sie weinte wegen ihrer Schwester. Zuvor … Zuvor lastete die Tortur auch auf meinem Magen. Als wir mehr und mehr erfuhren, schwand nicht nur bei mir das Mitleid. Götter, wie kann man nur so verblendet sein!«
    Ich nahm einen tiefen Schluck und war dankbar dafür, dass ich den Wein schon merkte. Ich hatte den ganzen Tag nichts gegessen, und der Alkohol tat schnell seine Wirkung. »Dennoch,

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