Der Herr der Puppen: Das Geheimnis von Askir 4 (German Edition)
es lag keine Genugtuung in der Folter. Was wir sahen, sollte ein Mensch nicht sehen, noch weniger sollte er es ertragen. Götter, was war dieser Sarak hart!« Ich schaute den anderen fest in die Augen. »Aber ich sage euch, er hat verdient, was ihm angetan wurde. Faihlyd bot ihm an, ohne Befragung zu gestehen. Wenn er es getan hätte, hätte sie dieses Angebot wahrscheinlich bereut.«
»Hat es dort im Verlies geendet?«, fragte Leandra.
Ich hielt es nicht für nötig, ihr zu erklären, dass die Hinrichtung im Freien stattgefunden hatte, unter den Augen der Götter. Ich schüttelte nur den Kopf. »Nein, Leandra, es war nur der Anfang.«
Saik Sarak wusste nicht alles, aber mehr, als seinem Herrn gefallen konnte. Faihlyd hatte recht behalten in ihrer Vermutung: Sarak war seinem Herrn gegenüber loyal, und es dauerte lange, bis er brach. Länger, als ich es mir hatte vorstellen können. Der Saik stand seit frühester Jugend im Dienst des Turms, er hatte seinen Titel für Verdienste erhalten, die damals schon mit dem Tod hätten belohnt werden sollen. Und für seine unzweifelhafte Loyalität. Der Turm, so erfuhren wir, hatte schon immer gegen den Löwen intrigiert. Es war eine jahrhundertealte Fehde, über deren Ursprung auch Sarak nichts wusste. Vor fünf Jahren jedoch, kurz nachdem der Prinz volljährig wurde, kam ein Fremder an den Hof des Turms und bot ihm seine Dienste an, für eine Gegenleistung. Der Turm sollte den Tiger unterstützen, das Amt des Kalifen zu erhalten. Denn es war abzusehen, dass der Kalif bald ohne Erben sterben würde.
»Hat man nachgeholfen?«, fragte Natalyia.
Das wusste Sarak nicht, ich hatte den Eindruck, dass er es nicht glaubte. Schon damals war die größte Bedrohung für den Tiger und somit auch für den Turm, der im Schatten des Tigers erstarken würde, das Haus des Löwen. Denn der Emir von Gasalabad war ein Mann, der weit über die Goldene Stadt hinaus als ehrenhaft und gerecht galt. Selbst in Janas gab es Menschen, die offen bedauerten, dass der Turm sich nicht nach dem Vorbild des Löwen richtete. Dafür, dass sie es nicht lange öffentlich bedauerten, gab es loyale Diener des Turms, wie Sarak einer war.
Trotz allem fürchtete der Turm den Löwen. Gasalabad war reich und konnte sich eine gute Armee leisten, und der Emir galt seit seiner Jugend als geschickter Krieger. So entstand ein gewagter Plan. Sorgfältig und gezielt sollten Spannungen zwischen der alten Reichsstadt und der goldenen Perle Bessareins geschürt werden. Wenn der Drache Askirs auf den Löwen Gasalabads traf, war abzusehen, wer gewinnen würde.
»Außerdem wäre ganz Bessarein empört darüber«, bemerkte Serafine verärgert. »Ohne Zweifel würde man es als eine Einmischung empfinden, wenn die Legionen hier kämpften.« Sie schüttelte den Kopf. »Für mich eine undenkbare Vorstellung.«
»Nicht ganz so undenkbar, wie wir hoffen«, gab ich zurück, und sie hörte fassungslos zu, als ich ihr kurz erzählte, was ich von Kasale erfahren hatte.
»Wenn wir das, was wir nun wissen, von Gering mitteilen, könnte es leicht geschehen, dass die Legionen nach Janas marschieren«, sagte Leandra nachdenklich. »Doch auch das wäre letztlich genauso übel für unser Vorhaben, denn egal welches Emirat der Drache nun strafen will, es würde einen Keil zwischen die Reichsstadt und Bessarein treiben.«
»Die Schwierigkeit dürfte darin liegen, genau dies von Gering begreiflich zu machen«, stellte ich verdrossen fest.
»Aber es gibt vielleicht einen anderen Weg. Kasale dachte ja, die Emira müsste von den Überfällen wissen. Ich habe jetzt mit ihr selbst gesprochen. Ich schwöre euch, Faihlyd wusste nichts davon.«
»Das Gleiche sagt auch Armin«, erklärte mir Leandra.
»Es wäre auch dumm von ihr«, stimmte Serafine zu.
Richtig, das wäre es.
»Man muss davon ausgehen, dass jemand anders Streit vom Zaun brechen will. Eigentlich ist es offensichtlich, aber der Turm, vielleicht auch die Schlange oder der Tiger, waren nicht ungeschickt in dem, was sie taten.«
Ich nahm wieder einen Schluck, und wieder war der Becher leer. Wie oft hatte ich ihn gefüllt? Sie sahen mir zu, wie ich ihn wieder auffüllte. »Auf jeden Fall war dies der Teil des Plans, an dem Sarak hauptsächlich beteiligt war.«
Aber so blieb es nicht. Sarak und seine Bande von Mördern waren zu weit mehr nützlich, als in der Wüste Karawanen zu überfallen. Einmal hatte er sich im Auftrag seines Herrn mit einem Nachtfalken getroffen, ein anderes Mal mit
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