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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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in aller Stille ein Wort mit Ihnen reden.«
    »Worüber?«, fragte Frodo, die plötzliche Nennung seines richtigen Namens nicht beachtend.
    »Über eine Sache von einiger Bedeutung – für uns beide«, antwortete Streicher und sah Frodo in die Augen. »Sie erfahren etwas, das für Sie von Vorteil sein könnte.«
    »Na schön«, sagte Frodo, bemüht, sich unbekümmert zu geben. »Dann sprechen wir uns später noch.«
    Am Kamin wurde inzwischen lebhaft gestritten. Herr Butterblüm war herbeigeeilt und musste nun mehrere einander widersprechende Schilderungen des Vorfalls gleichzeitig anhören.
    »Ich hab ihn doch gesehen, Herr Butterblüm«, sagte ein Hobbit; »oder wenigstens hab ich ihn nicht gesehen, das aber mit eigenen Augen, wenn du mich recht verstehst. Er hat sich einfach in Luft aufgelöst, sozusagen!«
    »Was du nicht sagst, Herr Beifuß!«, sagte der Wirt und schaute ungläubig drein.
    »Doch, das sag ich!«, versicherte Herr Beifuß. »Und obendrein meine ich’s auch!«
    »Irgendwo muss da ein Irrtum sein«, sagte Butterblüm kopfschüttelnd. »Dieser Herr Unterberg sah mir doch zu solid aus, dass er sich so einfach in Luft auflösen könnte. Höchstens in Rauch, was ja in diesem Raum so unmöglich nicht wäre.«
    »Na, aber wo ist er denn jetzt?«, riefen mehrere.
    »Wie soll ich das wissen? Er kann doch gehen, wohin er will, vorausgesetzt, er bezahlt am Morgen seine Rechnung. Seht ihr, da ist der Herr Tuk: Der ist ja auch nicht verschwunden!«
    »Na, ich hab gesehn, was ich gesehn hab und was ich nicht gesehn hab«, sagte Herr Beifuß unbeirrt.
    »Und ich sage, das muss ein Irrtum sein«, wiederholte Butterblüm, nahm das Tablett und begann die Scherben aufzusammeln.
    »Natürlich ist es ein Irrtum«, sagte Frodo. »Ich bin nicht verschwunden, hier sehn Sie mich! Ich hab nur eben ein bisschen mit Streicher in der Ecke geredet.«
    Er trat vor in den Feuerschein, aber die meisten Gäste wichen vor ihm zurück, noch aufgeregter als zuvor. Seine Erklärung, dass er nach seinem Sturz rasch unter den Tischen davongekrochen sei, befriedigte sie nicht im Mindesten. Die meisten Einheimischen, Hobbits wie Menschen, machten sich gleich verärgert auf den Heimweg; die Lust auf weitere Unterhaltung war ihnen für diesen Abend vergangen. Manche warfen Frodo im Hinausgehen einen bösen Blick zu und flüsterten miteinander. Die Zwerge und die zwei, drei Fremdländer, die noch geblieben waren, standen auch auf und wünschten dem Wirt eine gute Nacht, aber nicht Frodo und seinen Freunden. Es dauerte nicht lange, und niemand war mehr da außer Streicher, der noch immer unbeachtet an der Wand saß.
    Herr Butterblüm schien nicht sonderlich aufgebracht zu sein. Sehr wahrscheinlich rechnete er sich aus, an wie vielen Abenden das Bedürfnis, den rätselhaften Vorfall gründlich zu erörtern, noch für ein volles Haus sorgen würde. »Was haben Sie denn bloß gemacht, Herr Unterberg?«, fragte er. »Mit Ihrer Akrobatik haben Sie meine Gäste erschreckt und auch ein paar Krüge zerschlagen.«
    »Es tut mir sehr Leid, Ihnen Ärger gemacht zu haben«, sagte Frodo. »Ich kann Ihnen versichern, es war unbeabsichtigt. Ein sehr unangenehmer Zufall.«
    »Schon gut, Herr Unterberg! Aber wenn Sie wieder mal irgendwelche Kunststücke oder Gaukeleien oder was auch immer vorführen wollen, dann sagen Sie den Leuten lieber vorher Bescheid – und mir auch. Wir sind ein bisschen misstrauisch hier gegen alles, was irgendwie abseitig ist – sozusagen nicht geheuer, verstehn Sie mich recht, und müssen uns an so was immer erst gewöhnen.«
    »Ich verspreche Ihnen, Herr Butterblüm, ich werde nichts dergleichen mehr tun. Und nun geh ich wohl lieber schlafen. Wir müssen morgen früh aufbrechen. Können Sie’s so einrichten, dass unsere Ponys um acht Uhr bereitstehen?«
    »In Ordnung. Aber bevor Sie schlafen gehn, würd ich gern noch ein Wort im Vertrauen mit Ihnen reden, Herr Unterberg. Mir ist gerade etwas wieder eingefallen, was ich Ihnen sagen muss. Sie nehmen’s mir hoffentlich nicht übel. Ich hab noch ein, zwei Sachen zu erledigen und komme dann in Ihr Zimmer, wenn es Ihnen recht ist.«
    »Gut«, sagte Frodo, aber seine Stimmung wurde immer bedrückter. Wie viele vertrauliche Gespräche standen ihm denn noch bevor, ehe er zu Bett gehen konnte, und was würde dabei wohl herauskommen? Waren diese Leute alle gegen ihn im Bunde? Allmählich kam ihm der Verdacht, dass sich sogar hinter Butterblüms rundem Gesicht finstere Absichten

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