Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)
Master an, und schließlich platzte es aus ihm heraus: »Wenn du gestattest, Herr Frodo, ich würde nein sagen. Dieser Streicher hier warnt uns und sagt, seid bloß vorsichtig! – und ich würde sagen, ja, richtig, und da machen wir mit ihm gleich den Anfang! Er kommt aus der Wildnis, und dass von da was Gutes kommt, hab ich noch nie gehört. Er weiß allerhand, mehr, als mir lieb ist, so viel ist klar, aber das ist kein Grund, uns von ihm an irgendeinen finstern Ort führen zu lassen, wo es keine Hilfe gibt, wie er ja selbst sagt.«
Pippin rutschte auf seinem Stuhl herum und schien nicht zu wissen, was er sagen sollte. Streicher gab Sam keine Antwort, sondern richtete seinen bohrenden Blick auf Frodo. Frodo wandte die Augen ab. »Nein«, sagte er langsam. »Nein, ich bin nicht einverstanden. Ich finde, ich finde, Sie sind nicht wirklich, wofür Sie gehalten werden möchten. Zuerst haben Sie mit mir geredet wie einer von den Breeländern, aber nun hat sich Ihr Ton geändert. Jedenfalls scheint mir,dass Sam so weit Recht hat: Ich verstehe nicht, warum Sie uns zur Vorsicht raten und zugleich verlangen, dass wir Ihnen blindlings vertrauen. Sie kommen mir verkleidet vor – warum? Wer sind Sie? Was wissen Sie wirklich über … über meine Angelegenheit, und woher wissen Sie es?«
»Die Lektion in Vorsicht haben Sie gut gelernt«, sagte Streicher mit grimmigem Lächeln. »Aber Vorsicht ist eines und Unentschlossenheit etwas anderes. Auf eigene Faust kommen Sie jetzt nie nach Bruchtal; eine Chance haben Sie nur, wenn Sie mir vertrauen. Sie müssen sich entschließen. Manche Fragen kann ich beantworten, wenn Ihnen das dabei hilft. Aber warum sollten Sie meiner Erzählung Glauben schenken, wenn Sie mir noch nicht vertrauen? Trotzdem, hier ist sie …«
In diesem Augenblick klopfte es an die Tür. Herr Butterblüm kam und brachte Kerzen mit, gefolgt von Nob mit Kannen voll heißem Wasser. Streicher zog sich in eine dunkle Ecke zurück.
»Ich wollte Ihnen noch eine gute Nacht wünschen«, sagte der Wirt und stellte die Kerzen auf den Tisch. »Nob, bring das Wasser auf die Zimmer!«, sagte er zu dem Diener, der draußen geblieben war. Dann machte er die Tür zu.
»Also, das ist so«, begann er zögernd und mit besorgter Miene. »Wenn ich was verbockt habe, das täte mir ehrlich leid. Aber eins jagt immer das andere, wie Sie ja wissen, und ich hab so viel um die Ohren! Aber diese Woche, da kam eins zum andern, und das hat meinem Gedächtnis dann doch auf die Sprünge geholfen, und hoffentlich nicht zu spät! Man hat mich nämlich gebeten, nach Hobbits aus dem Auenland Ausschau zu halten, und besonders nach einem namens Beutlin.«
»Und was soll das mit mir zu tun haben?«, fragte Frodo.
»Ach, das werden Sie schon am besten wissen«, sagte der Wirt verständnisinnig. »Ich werde Sie nicht verraten; aber man hat mir gesagt, dieser Herr Beutlin würde unter dem Namen Unterberg reisen, und die Beschreibung, die man mir gegeben hat, passt ziemlich genau auf Sie, wenn ich das sagen darf.«
»Na so was! Dann lassen Sie uns die Beschreibung mal hören!«, sagte Frodo, ihn unklugerweise unterbrechend.
»Ein rundliches kleines Kerlchen mit roten Backen«, sagte Herr Butterblüm feierlich. Pippin kicherte, aber Sam schaute entrüstet drein. » Das wird dir nicht viel nützen, Gerstel, denn das trifft auf die meisten Hobbits zu, sagt er zu mir«, fuhr Herr Butterblüm mit einem Blick auf Pippin fort, » aber dieser eine ist größer als manche andern, hellhäutiger als die meisten und mit Kinnfurche, ein aufgewecktes Kerlchen mit wachen Augen – bitte um Verzeihung, sagt er, nicht ich.«
» Er hat das gesagt? Und wer war er?«, sagte Frodo gespannt.
»Ach, das war Gandalf, wenn Sie den auch kennen. Zauberer soll er sein, heißt es, aber er ist ein guter Freund von mir, kann man nicht anders sagen. Nur weiß ich nicht, was er jetzt mit mir anstellen wird, wenn ich ihn das nächste Mal sehe; könnte mir alles Bier sauer werden lassen oder mich in einen Holzklotz verwandeln, würde mich nicht wundern! Er kann sehr heftig werden! Trotzdem, was geschehen ist, ist nun mal geschehen.«
»Und was ist denn nun geschehen?«, sagte Frodo, der bei der langsamen Aufdröselung von Butterblüms Gedanken allmählich die Geduld verlor.
»Wo war ich doch gleich?«, sagte der Wirt und haschte fingerschnalzend nach seiner Erinnerung. »Ach so, der alte Gandalf! Drei Monate ist’s her, da kommt er ohne anzuklopfen in mein Zimmer reinspaziert.
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