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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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Gipfel der Wetterspitze. Der zunehmende Mond stieg langsam über den Berg auf, in dessen Schatten sie saßen, und die Sterne über dem Gipfel verblassten.
    Die Geschichte war zu Ende. Die Hobbits reckten und streckten sich. »Schaut«, sagte Merry, »der Mond geht auf; es muss schon spät sein.«
    Die anderen blickten hoch, und eben in diesem Moment sahen sie oben auf dem Berg etwas Kleines und Dunkles vor dem schimmernden Mond. Vielleicht war es nur ein großer Stein oder ein Felszacken, den das blasse Licht hervorhob.
    Sam und Merry standen auf und gingen vom Feuer weg. Frodo und Pippin blieben stumm sitzen. Streicher behielt angespannt den mondbeschienenen Berg im Auge. Alles schien ruhig und friedlich zu sein, aber Frodo spürte, wie ihm nun, seit Streicher nicht mehr sprach, ein kaltes Grauen ins Herz kroch. Er hockte sich näher ans Feuer. In diesem Augenblick kam Sam vom Rand der Mulde herbeigerannt.
    »Ich weiß nicht, was mit mir los ist«, sagte er, »aber ganz plötzlich bekam ich’s mit der Angst. Ich trau mich nicht mehr fort aus dieser Mulde, nicht für alles Geld. Es kam mir so vor, als ob etwas auf dem Hang herangeschlichen kommt.«
    »Hast du etwas gesehen?«, fragte Frodo und sprang auf.
    »Nein, Herr, gesehen nicht. Ich hätte ja stehen bleiben müssen, um zu gucken.«
    »Aber ich habe etwas gesehen«, sagte Merry, »oder glaubte zu sehen – ein Stück weiter westlich, wo das Mondlicht aufs Flachlandhinter dem Schatten der Berggipfel scheint. Ich denke, da hab ich zwei oder drei schwarze Gestalten gesehen. Sie schienen sich in unsere Richtung zu bewegen.«
    »Bleibt dicht am Feuer, Gesicht nach außen!«, rief Streicher. »Nehmt ein paar von den längeren Stöcken und haltet sie bereit!«
    Eine Zeit lang wagten sie kaum zu atmen, stumm und wachsam, mit den Rücken zum Feuer, in die Schatten hinausstarrend, von denen sie umzingelt waren. Nichts geschah. Kein Laut und keine Bewegung kam aus der Nacht. Frodo rührte sich, er meinte, das Schweigen brechen zu müssen: Am liebsten hätte er laut aufgeschrien.
    »Pssst!« machte Streicher. »Was ist das?«, keuchte Pippin im gleichen Moment.
    Über den Rand der kleinen Mulde, wie sie mehr spürten als sahen, erhob sich auf der vom Berg abgewandten Seite ein Schatten – einer oder mehrere. Sie strengten ihre Augen an, und die Schatten schienen zu wachsen. Bald konnte kein Zweifel mehr sein: Drei oder vier große schwarze Gestalten standen da auf dem Hang und blickten auf sie herab. So schwarz waren sie, dass sie wie schwarze Löcher in die Dunkelheit dahinter geschnitten zu sein schienen. Frodo glaubte ein leises Zischen giftigen Atems zu hören und spürte eine scharfe, durchdringende Kälte. Dann kamen die Gestalten langsam näher.
    Entsetzt warfen Pippin und Merry sich flach zu Boden; Sam drückte sich an Frodos Seite. Frodo, kaum weniger verstört als die andern, zitterte wie vor bitterer Kälte; doch seine Angst ging über in das plötzliche Verlangen, den Ring aufzustecken. So heftig packte es ihn, dass er an nichts anderes mehr denken konnte. Weder das Hügelgrab noch Gandalfs Ermahnung hatte er vergessen; aber irgendetwas zwang ihn offenbar, alle diese Warnungen zu missachten, und er wünschte sehnlichst, dem Zwang zu gehorchen. Nicht in der Hoffnung zu entkommen oder im Guten oder Bösen etwas zu bewirken: einfach so, weil es sein musste, dass er jetzt den Ring nahm und auf den Finger streifte. Sprechen konnte er nicht. Er merkte,dass Sam ihn ansah, als wisse er, dass sein Master in tiefer Not sei; aber um Sam konnte er sich jetzt nicht kümmern. Er schloss die Augen und wehrte sich noch ein wenig, aber der Widerstand wurde unerträglich, und zuletzt zog er langsam die Kette aus der Tasche und steckte den Ring auf den Zeigefinger der linken Hand.
    Sofort, obwohl alles andere trüb und dunkel blieb, wie es war, erschienen die Gestalten vor ihm in furchtbarer Deutlichkeit. Durch ihre schwarzen Hüllen konnte er hindurchsehen. Es waren fünf lange Kerle: Zwei blieben am Rand der Mulde stehen, drei kamen näher. In ihren bleichen Gesichtern glühten die Augen stechend und gnadenlos. Unter den Mänteln trugen sie lange graue Gewänder, auf dem grauen Haar silberne Helme, in den knochigen Händen Schwerter von Stahl. Ihre Blicke trafen und durchbohrten ihn, als sie auf ihn zustürmten. In seiner Verzweiflung zog auch er sein Schwert, und ihm war, als sähe er es rot flackern wie ein brennendes Holzscheit. Zwei von den dreien blieben stehen. Der

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