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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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wiederkehrte.
    »Seht!«, sagte er und hob einen schwarzen Mantel vom Boden auf, wo er unbemerkt im Dunkeln gelegen hatte. Einen Fuß überdem unteren Saum hatte er einen Riss. »Das war Frodos Schwert«, sagte er. »Leider wird dies der einzige Schaden sein, den es dem Feind zufügen konnte: Es ist unversehrt; doch jede Klinge zersplittert, wenn sie diesen entsetzlichen König trifft. Stärker hat ihn der Name Elbereth verwundet.«
    »Und dies hier hat Frodo verwundet.« Er bückte sich noch mal und hob ein langes, dünnes Messer auf. Ein kalter Schimmer ging davon aus. Als er es hoch hielt, sahen sie, dass die Schneide am unteren Ende gezackt und die Spitze abgebrochen war. Doch während er es noch in der Hand hielt, sahen sie im zunehmenden Licht mit Erstaunen, wie die Klinge zu schmelzen und sich wie Rauch in Luft aufzulösen schien, bis Streicher nur mehr das Heft in der Hand blieb. »O weh!«, rief er. »Von diesem verfluchten Messer also stammt die Wunde. Nur wenige Heilkundige gibt es heutzutage, die es mit solch bösen Wunden aufnehmen könnten. Aber ich will tun, was ich kann.«
    Er setzte sich auf den Boden, legte sich das Heft auf die Knie und besang es mit einem feierlichen Lied in einer fremden Sprache. Dann legte er es beiseite und wandte sich Frodo zu. Mit leiser Stimme sprach er Worte, die die anderen nicht verstanden. Aus der Tasche an seinem Gürtel zog er einige lange Blätter.
    »Um diese Blätter zu finden«, sagte er, »habe ich weit laufen müssen, denn diese Pflanze wächst nicht hier auf den kahlen Hügeln; doch in den Gebüschen südlich von der Straße habe ich sie gefunden. Ich habe sie im Dunkeln am Geruch ihrer Blätter erkannt.« Er zerdrückte ein Blatt zwischen den Fingern, und es gab einen scharfen, süßen Duft ab. »Ein Glück, dass ich sie gefunden habe, denn dies ist ein Heilkraut, das die Menschen von Westernis nach Mittelerde gebracht haben. Athelas hieß es bei ihnen, und es wächst heute nur noch vereinzelt, an Orten, wo sie einst gewohnt oder gelagert haben. Im Norden ist es unbekannt, außer bei einigen wenigen, die die Wildnis durchstreifen. Es besitzt viele gute Eigenschaften, doch angesichts einer Wunde wie dieser ist seine Heilkraft vielleicht zu gering.«
    Er warf die Blätter in kochendes Wasser und wusch Frodos Schulter mit dem Sud. Schon der Duft des Dampfes wirkte erfrischend, und die nicht Verwundeten fühlten, wie ihr Sinn klarer und ruhiger wurde. Auch auf die Wunde hatte das Kraut einen Einfluss, denn Frodo spürte, wie der Schmerz und das Gefühl von Eiseskälte in seiner Seite nachließen; nur sein Arm blieb taub, und er konnte die Hand weder heben noch gebrauchen. Er machte sich bittere Vorwürfe wegen seiner Dummheit und Willensschwäche, denn er begriff nun, dass er den Ring nicht aus eigenem Antrieb aufgesteckt, sondern dem gebieterischen Wunsch der Feinde gehorcht hatte. Er fragte sich, ob er wohl fürs Leben verkrüppelt bleiben würde und wie sie nun die Reise fortsetzen sollten. Er war zu schwach, sich auf den Beinen zu halten.
    Und eben diese Frage besprachen nun die anderen. Schnell hatten sie beschlossen, die Wetterspitze so bald wie möglich zu verlassen. »Ich denke jetzt«, sagte Streicher, »dass der Feind diesen Platz schon seit Tagen beobachtet hat. Wenn Gandalf hier gewesen ist, dann muss er sich gezwungen gesehen haben fortzureiten und wird nicht zurückkehren. Jedenfalls sind wir hier seit dem Angriff von heute Nacht in höchster Gefahr, sobald es wieder dunkel ist; und schlimmer kann es kaum werden, egal, wo wir hingehen.«
    Als es hell wurde, schlangen sie in Eile ein paar Bissen hinunter und packten ihre Sachen. Frodo konnte unmöglich laufen; darum teilten die vier anderen den größten Teil ihres Gepäcks unter sich auf und setzten Frodo auf das Pony. Das arme Tier hatte sich in den letzten Tagen prächtig herausgemacht. Es war schon dicker und kräftiger geworden und ließ erste Zeichen von Zuneigung zu seinen neuen Herren, besonders zu Sam, erkennen. Lutz Farnrich musste es sehr schlecht behandelt haben, wenn es dem Tier auf diesem Marsch durch die Wildnis besser als früher zu gehen schien.
    Sie schlugen zuerst die südliche Richtung ein. Das hieß, dass sie die Straße überqueren müssten, aber so kämen sie auf kürzestem Weg in bewaldeteres Land. Sie brauchten Brennholz. Streicher sagte, dass Frodo warm gehalten werden müsse, besonders beiNacht; und zugleich böte das Feuer ihnen allen ein wenig Schutz. Außerdem dachte er

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