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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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sagen, aber ich denke, es waren mehrere Paar Stiefel.« Er stand still und schien angestrengt zu überlegen.
    Jeder der Hobbits sah im Geiste nun die vermummten und gestiefelten Reiter vor sich. Wenn die Kerle die Mulde schon kannten, warum führte Streicher seine Gefährten dann nicht schleunigst anderswohin? Sam, nachdem er gehört hatte, dass ihre Feinde auf der Straße nur noch ein paar Meilen weit entfernt waren, betrachtete die Umgebung mit tiefer Abneigung.
    »Sollten wir nicht lieber machen, dass wir hier verschwinden, Herr Streicher?«, fragte er ungeduldig. »Es wird schon spät, unddieses Loch gefällt mir gar nicht; irgendwie rutscht mir hier das Herz tiefer.«
    »Ja, wir müssen natürlich sofort beschließen, was zu tun ist«, antwortete Streicher und blickte hoch, um Wetter und Tageszeit einzuschätzen. »Gut, Sam«, sagte er endlich, »mir gefällt der Platz hier auch nicht, aber ich weiß keinen besseren, den wir vor Einbruch der Nacht erreichen könnten. Wenigstens sind wir hier einstweilen außer Sicht. Wenn wir weitergehen, werden wir sehr viel wahrscheinlicher von Spähern gesehen. Allenfalls könnten wir auf dieser Seite der Bergkette wieder zurück nach Norden gehn, was ein Umweg wäre, und das Gelände ist dort überall etwa so wie hier. Die Straße wird überwacht, aber wir müssten sie überqueren, wenn wir versuchen wollten, in den Wäldern weiter im Süden Deckung zu nehmen. Nördlich der Straße ist das Land hinter den Bergen über viele Meilen hin kahl und flach.«
    »Können die Reiter denn sehen?«, fragte Merry. »Es scheint doch, sie haben meistens eher mit den Nasen als mit den Augen nach uns gesucht, sozusagen geschnüffelt, zumindest bei Tageslicht. Trotzdem hast du uns gleich in Deckung gehen lassen, als du sie unten gesehen hast; und jetzt sagst du, wir könnten gesehen werden, wenn wir weitergehn.«
    »Ich war auf dem Berggipfel zu sorglos«, antwortete Streicher. »Ich wollte unbedingt ein Zeichen von Gandalf finden, aber es war ein Fehler, dass wir zu dritt hinaufgestiegen und so lange dort herumgestanden sind. Denn die schwarzen Pferde können sehen, und die Reiter können Menschen und andere Kreaturen als Spitzel und Späher einsetzen, wie wir in Bree gemerkt haben. Sie selbst sehen die Welt im Licht nicht so wie wir, doch unsere Gestalten werfen in ihrem Sinn einen Schatten, den nur die Mittagssonne auslöscht; und im Dunkeln nehmen sie vielerlei Zeichen und Formen wahr, die uns verborgen bleiben: dann sind sie am meisten zu fürchten. Und zu jeder Zeit riechen sie das Blut lebendiger Geschöpfe; sie begehren und sie hassen es. Auch gibt es noch andere Sinne als Gesicht oder Geruch. Wir können ihre Anwesenheit spüren – siedrückte uns aufs Herz, sobald wir hierher kamen und noch bevor wir sie gesehen hatten; und ebenso spüren sie uns, nur deutlicher. Außerdem«, fügte er hinzu und dämpfte die Stimme bis zu einem Flüstern, »zieht der Ring sie an.«
    »Gibt es denn kein Entkommen?«, sagte Frodo, verzweifelt um sich blickend. »Geh ich weiter, werd ich gesehen und gejagt; bleibe ich, zieh ich sie an!«
    Streicher legte ihm die Hand auf die Schulter. »Noch besteht Hoffnung«, sagte er. »Du bist nicht allein. Nehmen wir dieses Holz, das fürs Feuer bereitliegt, zum Zeichen. Schützen oder verteidigen können wir uns hier kaum, aber beides wird das Feuer für uns leisten. Sauron kann das Feuer, wie alle Dinge, seinen bösen Absichten gefügig machen; doch diese Reiter mögen das Feuer nicht und fürchten jeden, der es zu gebrauchen weiß. Das Feuer ist unser Freund in der Wildnis.«
    »Vielleicht«, brummte Sam. »Aber davon abgesehen ist es die bestmögliche Art, denen zu sagen: ›Kommt doch, hier sind wir!‹«
    Im tiefsten und bestgeschützten Winkel der Mulde machten sie Feuer und bereiteten sich eine Mahlzeit. Die Abendschatten fielen herein, und es wurde kalt. Sie verspürten auf einmal einen Bärenhunger, denn seit dem Frühstück hatten sie nichts mehr gegessen; aber sie gönnten sich nur wenig. Vor ihnen lagen unwirtliche Gegenden, wo es nichts gab als Vögel und wildes Getier, Ödlande, denen alle freundlichen Völker der Welt den Rücken gekehrt hatten. Waldläufer kamen auf ihren Streifzügen bisweilen über die Berge hinaus, aber sie waren nur wenige und blieben nicht lange. Andere Wanderer kamen selten hierher, und wenn, dann waren sie meistens von der üblen Sorte: mitunter ein paar streunende Trolle aus den nördlichen Tälern des Nebelgebirges. Nur

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