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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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Kron.
    Er sucht sie ewig, unverzagt,
    Wo dicht der Blätterteppich liegt,
    Bei Mond und Stern und wenn es tagt.
    Ihr Schleier weht im Silberglanz,
    So dreht sich schwerelos und fliegt
    Tinúviel, die Elbenmagd,
    Wie sich die Flocke wirbelnd wiegt
    Dahin im Tanz, dahin im Tanz.
    Als um der Winter, kehrte sie
    Zurück und sang den Frühling wach
    Mit Vogellied und Melodie
    Des Regens auf vereistem Bach.
    Die Sehnsucht trieb ihn wie noch nie
    Zum Tanz, zu ihr, es lockte ihn,
    Mit ihr so leicht dahinzuziehn,
    So leicht im Tanz dahinzuziehn.
    Sie floh – er rief den Namen schnell,
    Mit Elbenlaut rief er sie an:
    Tinúviel! Tinúviel!
    Da hielt sie ein im raschen Lauf,
    Die Stimme schlug sie in den Bann.
    Schon eilt er zu Tinúviel,
    Da sah sie ihn verzaubert an:
    Er fing sie in den Armen auf.
    Und unter ihrem Schattenhaar
    Sah Beren hell der Sterne Licht
    Gespiegelt in dem Augenpaar
    Der Elbin, der unsterblichen.
    Verfallen war sie dem Gericht.
    Sie schlang die Arme wunderbar
    Um ihn: Er sah ins Angesicht
    Der elbisch unverderblichen.
    Lang trieb sie dann das Schicksal um
    Durch Felsgeklüft und kalte Nacht,
    Durch finstre Wälder, fremd und stumm,
    Dann trennte sie das weite Meer.
    Und dennoch war zuletzt die Nacht,
    Gericht und Zeit der Prüfung um,
    Vereinte sie des Schicksals Macht –
    Und lange, lange ist es her.
    Streicher seufzte und schwieg eine Weile. »Dies ist ein Lied von der Art, die bei den Elben ann-thennath heißt, und in unserer Gemeinsamen Sprache schwer wiederzugeben, und dies eben war nur ein schwaches Echo. Es erzählt von der Begegnung zwischen Beren, Barahirs Sohn, und Lúthien Tinúviel. Beren war ein Mensch, ein Sterblicher, Lúthien aber war die Tochter Thingols, eines Elbenkönigs in Mittelerde, als die Welt jung war; und von allen Kindern dieser Welt war sie das schönste: Schön wie die Sterne über den Nebeln der Nordlande, und der Liebreiz leuchtete ihr aus den Augen. Der große Feind, mit Sauron als nur einem seiner Diener, herrschte damals in Angband über den Norden, und die Elben, die aus dem Westen nach Mittelerde zurückkehrten, bekriegten ihn, um die Silmaril wiederzugewinnen, die er ihnen gestohlen hatte; und die Väter der Menschen kamen den Elben zu Hilfe. Doch der Feind war siegreich, und Barahir wurde erschlagen, Beren entfloh aus großen Gefahren über die Berge des Grauens in Thingols verborgenes Königreich im Walde von Neldoreth. Dort bekam er Lúthien zu Gesicht, wie sie auf einer Lichtung am verzauberten Fluss Esgalduin tanzte und sang; und er nannte sie Tinúviel, was in der alten Sprache ›Nachtigall‹ heißt. Bald mussten sie viel Leid erdulden und wurden lange getrennt. Tinúviel rettete Beren aus Saurons Kerker, und zusammen überstanden sie viele Gefahren, drangen bis zum Thron des großen Feindes vor und nahmen einen der drei Silmaril, der strahlendsten aller Juwelen, aus seiner Eisenkrone mit fort, um ihn Thingol als Brautpreis für Lúthien zu bringen. Doch schließlich wurde Beren von dem Wolf getötet, der aus dem Tor von Angband hervorkam, und er starb in Lúthiens Armen. Sie aber entschied sich dafür, selber sterblich zu werden und die Welt zu verlassen, damit sie ihm folgen könnte; und im Liede heißt es, jenseits des Trennenden Meeres seien sie wieder vereint worden, hätten eine kurze Frist mit neuem Leben in den grünen Wäldern verbracht und seien dann vor langer Zeit zusammen aus den Grenzen dieser Welt entschwunden. So kam es, dass Lúthien Tinúviel als Einzige aus elbischem Geschlecht wirklich gestorben ist und die Welt verlassen hat, und mit ihr haben die Elben ihre Höchstgeliebte verloren. Doch durch sie kam das Erbe der Elbenfürsten von einst bis unter die Menschen. Noch heute leben einige, deren Urahnin Lúthien war, und es heißt, ihr Geschlecht werde nie aussterben. Elrond von Bruchtal ist von dieser Abkunft. Denn Berens und Lúthiens Sohn war Dior, der Thingols Erbe wurde; und von ihm stammte Elwing die Weiße, die Gattin Earendils des Seefahrers, der aus den Nebeln der Welt aufdie Meere des Himmels hinausfuhr, mit dem Silmaril an der Stirn. Und von Earendil stammten die Könige von Númenor oder Westernis ab.«
    Während er sprach, beobachteten die Hobbits sein seltsam feierlich bewegtes Gesicht, das von der roten Glut des Holzfeuers nur wenig erhellt wurde. Seine Augen glänzten, und seine Stimme wurde volltönend und tief. Über ihm war der Himmel schwarz und voller Sterne. Plötzlich erschien ein blasses Licht hinter ihm über dem

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