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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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dritte war größer als die anderen; sein Haar war lang und schimmernd, und auf dem Helm trug er eine Krone. In der einen Hand hielt er ein langes Schwert, in der anderen ein Messer; und sowohl das Messer als auch die Hand, die es hielt, glommen mit einem fahlen Schein. Er sprang vor und stürzte sich auf Frodo.
    Im gleichen Moment warf Frodo sich nach vorn zu Boden. Er hörte die eigene Stimme, wie er laut ausrief: O Elbereth! Gilthoniel! Gleichzeitig schlug er nach den Füßen des Feindes. Ein schriller Aufschrei gellte durch die Nacht; und er spürte einen Schmerz, als ob ein Pfeil von vergiftetem Eis seine linke Schulter durchbohrte. Als er die Besinnung verlor, sah er noch wie durch wirbelnde Nebelschleier Streicher aus dem Dunkeln hervorspringen, ein flammendes Holzscheit in jeder Hand. Frodo ließ sein Schwert fallen. Mit einer letzten Anstrengung zog er sich den Ring vom Finger und umschloss ihn fest in der rechten Hand.

ZWÖLFTES KAPITEL

    FLUCHT ZUR FURT
    A ls Frodo wieder zu sich kam, hielt er noch immer den Ring umklammert. Er lag am Feuer, das nun, hoch aufgeschichtet, hell loderte. Die drei Hobbits beugten sich über ihn.
    »Was ist geschehen? Wo ist der bleiche König?«, fragte er aufgeregt.
    Die Freude, ihn wieder sprechen zu hören, verschlug ihnen für eine Weile jede Antwort; auch hatten sie seine Frage gar nicht verstanden. Endlich bekam er aus Sam heraus, dass sie nichts gesehen hatten als undeutliche, schattenhafte Formen, die auf sie zukamen. Dann hatte Sam zu seinem Entsetzen bemerkt, dass sein Master verschwunden war, und im gleichen Augenblick huschte ein schwarzer Schatten an ihm vorbei, und er fiel hin. Er hörte Frodo rufen, aber die Stimme schien aus weiter Ferne oder von unter der Erde zu kommen, und die Worte waren fremd. Dann sahen sie nichts mehr, bis sie über Frodo stolperten, der wie tot bäuchlings im Gras lag, sein Schwert unter sich. Streicher ließ sie ihn aufheben und ans Feuer legen; dann war er verschwunden. Das war nun schon eine ganze Weile her.
    Sam wollte gerade anfangen, gegen Streicher Bedenken anzumelden, als der, während sie noch über ihn redeten, plötzlich aus den Schatten hervortrat. Sie fuhren hoch, und Sam zog sein Schwert und stellte sich vor Frodo, aber Streicher kniete sich gleich neben ihm hin.
    »Ich bin kein Schwarzer Reiter, Sam«, sagte er sanft, »und auch nicht mit denen im Bunde. Ich habe versucht herauszufinden, was sie jetzt tun, habe aber nichts gesehen. Ich kann mir nicht vorstellen,warum sie sich verzogen haben und nicht noch mal angreifen. Aber nirgendwo hier ist etwas von ihnen zu spüren.«
    Als er hörte, was Frodo zu berichten hatte, wurde er sehr ernst und schüttelte seufzend den Kopf. Dann sagte er zu Pippin und Merry, sie sollten so viel Wasser heiß machen, wie in ihren kleinen Kesseln möglich, und Frodos Wunde damit auswaschen. »Lasst das Feuer tüchtig brennen, und haltet ihn warm!«, sagte er. Dann stand er auf, ging beiseite und rief Sam zu sich. »Ich glaube, jetzt verstehe ich alles besser«, sagte er leise. »Die Feinde scheinen nur zu fünft gewesen zu sein. Warum sie nicht alle da waren, weiß ich nicht; aber vermutlich waren sie auf Widerstand nicht gefasst. Fürs Erste haben sie sich zurückgezogen. Doch weit sind sie nicht, fürchte ich. Sie werden in einer anderen Nacht wiederkommen, wenn wir ihnen nicht entwischen. Sie warten nur ab, weil sie glauben, dass ihr Ziel fast schon erreicht ist und der Ring ihnen kaum mehr entgehen kann. Ich befürchte, Sam, dass sie glauben, deinem Master eine schwere Wunde beigebracht und ihn sich damit gefügig gemacht zu haben. Das wollen wir erst sehen!«
    Sam kamen die Tränen. »Nicht verzweifeln!«, sagte Streicher. »Bitte vertrau mir jetzt! Dein Frodo ist aus härterem Holz geschnitzt, als ich dachte, obwohl Gandalf so etwas schon angedeutet hatte. Er ist nicht tot, und ich denke, er wird der bösen Kraft der Wunde länger widerstehen, als die Feinde erwarten. Ich will tun, was ich kann, um zu helfen und zu heilen. Behütet ihn gut, solange ich fort bin!« Er schritt eilig davon und verschwand wieder in der Dunkelheit.
    Frodo döste ein wenig ein, obwohl der Wundschmerz langsam zunahm und eine Sterbenskälte sich von der Schulter in den Arm und über die linke Seite ausbreitete. Seine Freunde wachten bei ihm, hielten ihn warm und wuschen seine Wunde aus. Die Nacht verging schleppend. Der Himmel hellte sich schon auf, und graues Licht fiel in die Mulde, als Streicher endlich

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