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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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was das bedeutet. Aber ich habe etwas sehr Merkwürdiges gefunden.«
    Er streckte die Hand aus und zeigte ihnen einen blassgrünen Edelstein. »Der lag im Straßendreck mitten auf der Brücke«, sagte er. »Es ist ein Beryll, ein Elbenstein. Ob ihn jemand dort hingelegt oder zufällig verloren hat, weiß ich nicht, aber der Stein gibt mir Hoffnung. Ich will ihn als Zeichen dafür nehmen, dass wir die Brücke passieren können; aber drüben getraue ich mich nicht, auf der Straße zu bleiben, solange wir nichts Genaueres wissen.«
    Sofort gingen sie weiter. Unbehelligt kamen sie über die Brücke, ohne etwas anderes zu hören als das Plätschern des Wassers, das um die drei großen Pfeiler wirbelte. Nach einer Meile kamen sie zu einer engen Schlucht, die von Norden ins steil ansteigende Land links von der Straße hineinführte. Hier ging Streicher von der Straße ab, und bald waren sie mitten in einer trüben Wirrnis von dunklen Wäldern zu Füßen abweisender Hügel.
    Die Hobbits waren froh, das eintönige Flachland und die gefährliche Straße hinter sich zu haben; aber auch diese Gegend nun wirkte unfreundlich und drohend. Je weiter sie kamen, desto höher wurden die Hügel und Berge ringsum. Hier und da standen auf den Höhen alte Mauerreste und Turmruinen, die nicht geheuer aussahen. Frodo, der nicht laufen musste, hatte Zeit, sich umzuschauen und nachzudenken. Er erinnerte sich an Bilbos Reisebericht, wo von drohenden Türmen auf den Hügeln nördlich der Straße die Rede gewesen war, in der Gegend um den Trollwald, wo er sein erstes gefährliches Abenteuer zu bestehen hatte. Frodo nahm an, dass sie nun in derselben Gegend waren, und fragte sich, ob sie wohl zufällig an der Stelle vorüberkommen würden.
    »Wer lebt in diesem Land?«, fragte er. »Und wer hat diese Türme gebaut? Ist dies Trollland?«
    »Nein«, sagte Streicher, »Trolle bauen nicht. Niemand lebt in diesem Land. Früher wohnten hier einmal Menschen, vor sehr langer Zeit; seither nicht mehr. Sie wurden ein übles Volk, heißt es in den Sagen, denn sie fielen unter den Schatten von Angmar. Doch sie wurden sämtlich vernichtet in dem Krieg, der dem Nördlichen Königreich ein Ende machte. Das ist nun so lange her, dass selbst die Hügel sie vergessen haben. Aber noch immer liegt ein Schatten auf dem Land.«
    »Woher kennst du all diese Geschichten, wenn doch das Land vergessen und verödet ist?«, fragte Peregrin. »Von den Vögeln und anderen Tieren kannst du es doch nicht erfahren haben.«
    »Elendils Erben vergessen nicht alles, bloß weil es vergangen ist«, sagte Streicher. »Und noch viel mehr, als ich erzählen kann, weiß man in Bruchtal.«
    »Warst du schon oft in Bruchtal?«, sagte Frodo.
    »Ja«, sagte Streicher. »Ich habe eine Zeit lang dort gelebt und kehre immer wieder gern dorthin zurück, wenn es möglich ist. Dort ist mein Herz zu Hause; aber ich bin nicht dazu geschaffen, irgendwo stillzusitzen, auch nicht in Elronds gastlichem Heim.«
    Die Hügel umschlossen sie nun immer dichter von allen Seiten. Die Straße, die hinter ihnen lag, verlief weiter in der Richtung zur Bruinen hin, aber von ihr war nun ebenso wenig zu sehen wie von dem Fluss. Die Reisenden kamen in ein langes, schmales und tief eingeschnittenes Tal, wo es dunkel und still war. Bäume mit altem, verwachsenem Wurzelwerk hingen an Felswänden, und an den Hängen darüber wuchsen Kiefernwälder empor.
    Die Hobbits wurden sehr müde. Sie kamen nur langsam voran, denn es ging durch unwegsames Gelände, bald über umgestürzte Bäume, bald über Felsgeröll hinweg. Solange wie möglich vermieden sie Frodo zuliebe jeden steilen Aufstieg; und es war auch schwierig, aus den engen Tälern wieder hinauszufinden. Zwei Tage waren sie schon in dieser Gegend unterwegs, als das Wetter schlecht wurde. Der Wind kam nun stetig von Westen und schüttelte das Wasser des fernen Meeres in einem feinen, anhaltenden Landregenüber die dunklen Bergkuppen aus. Bis zum Abend waren sie alle durchnässt, und an ihrem Nachtlager hatten sie wenig Freude, denn sie bekamen kein Feuer in Gang. In den nächsten zwei Tagen bauten sich die Berge immer höher und steiler vor ihnen auf, und sie waren gezwungen, von ihrer Richtung noch weiter nach Norden abzuweichen. Streicher schien nervös zu werden: Zehn Tage waren sie nun schon seit dem Aufbruch von der Wetterspitze unterwegs, und allmählich gingen ihre Vorräte zur Neige. Es regnete immer noch.
    In dieser Nacht lagerten sie auf einem steinernen

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