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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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so junge Hähne!«
    Schon schien ihm sicher das köstliche Mahl,
    Da entwischte ihm Tom so glatt wie ein Aal
    Und hob den Fuß zum Stiefelgruß,
    Ihn eines bessern zu lehren,
    In Ehren lehren!
    Tom hob den Stiefel voller Genuss,
    Den Troll eines bessern zu lehren.
    Aber härter als Stein ist Gesäß und Gebein
    Eines Trolls, und fühllos noch obendrein.
    Man könnt ebenso gut in ohnmächtiger Wut
    Den Felsen mit Tritten bedenken!
    Verrenken! Ertränken!
    Wie lachte Troll, als Tom wie toll
    Tat seinen Stiefel schwenken.
    Und seit er damals nach Hause kam,
    Blieb sein Fuß ohne Stiefel und dauerlahm.
    Aber was geschah, geht Troll nicht nah,
    Und den Knochen hat er behalten,
    Den miesen alten!
    Sein Rückenteil blieb leider ganz heil,
    Und den Knochen hat er behalten.
    »Na, das soll uns eine Warnung sein!«, sagte Merry. »Nur gut, dass du es mit einem Stock probiert hast, Streicher, und nicht mit dem Fuß.«
    »Woher hast du das, Sam?«, fragte Pippin. »Mit diesem Text hab ich das Lied noch nie gehört.«
    Sam brummte etwas Unverständliches. »Er hat es sich selbst ausgedacht, ganz klar!«, sagte Frodo. »Ich erfahre so allerhand über Sam Gamdschie auf dieser Reise. Erst ist er ein Verschwörer, jetzt ist er ein Possenreißer. Am Ende wird er noch ein Zauberer – oder ein Krieger!«
    »Hoffentlich nicht«, sagte Sam. »Weder das eine noch das andere!« Am Nachmittag gingen sie weiter bergab durch den Wald. Wahrscheinlich waren sie nun auf demselben Pfad wie Gandalf, Bilbo und die Zwerge vor vielen Jahren. Nach wenigen Meilen kamen sie oberhalb einer hohen Böschung auf die Straße hinaus. An dieser Stelle hatte die Straße den Weißquell in seinem engen Flussbett schon weit hinter sich gelassen und strebte nun, dicht an den Fuß der Hügel geschmiegt, über Bodenwellen und mit vielen Biegungen zwischen Wäldern und heidekrautbewachsenen Hängen der Furt und dem Hochgebirge zu. Ein Stückchen weiter unten an der Böschung deutete Streicher auf einen Stein im Gras. Grob eingemeißelt und nun stark verwittert, waren darauf noch die Runen und Geheimzeichen der Zwerge zu erkennen.
    »Aha!«, sagte Merry. »Der Stein muss die Stelle gekennzeichnet haben, wo das Gold der Trolle vergraben wurde. Wie viel ist denn von Bilbos Anteil noch übrig, Frodo?«
    Frodo betrachtete den Stein. Er wünschte sich, Bilbo hätte keine gefährlicheren Wertsachen mitgebracht als diese, die so leicht wieder loszuwerden waren. »Überhaupt nichts«, sagte er. »Bilbo hat alles verschenkt. Mir hat er gesagt, er finde, dass es ihm eigentlich nicht gehöre, weil es von Räubern stammt.«
    Die Straße lag still in den langen Schatten des frühen Abends. Von anderen Reisenden war nichts zu sehen. Weil ihnen nun nichts anderes übrig blieb, stiegen sie die Böschung hinab, bogen nachlinks in die Straße ein und gingen weiter, so schnell sie konnten. Bald verschwand die tiefstehende Sonne hinter einem Bergkamm. Vom Nebelgebirge herab blies ihnen ein kalter Wind entgegen.
    Sie begannen schon, nach einem Lagerplatz für die Nacht abseits der Straße Ausschau zu halten, als sie ein Geräusch hörten, das sie mit einem Schlage wieder in Angst versetzte: Pferdehufe, die hinter ihnen herkamen. Sie blickten zurück, aber bei den vielen Biegungen und dem Auf und Ab der Straße konnten sie nicht weit sehen. Sie beeilten sich, seitwärts die Hänge hinaufzukommen, durch tiefes Heidekraut und Blaubeergestrüpp, bis zu einem dichten kleinen Haselgebüsch. Als sie zwischen den Sträuchern hindurchspähten, konnten sie die Straße etwa dreißig Fuß weiter unten blass und grau im schwindenden Licht liegen sehen. Die Hufgeräusche kamen näher. Sie zeigten einen schnellen Trab an, mit einem hellen Klippediklippedi-klipp. Dann war ihnen, als hörten sie, aber nur schwach und wie vom Wind davongeweht, ein leises Klimpern von Glöckchen.
    »Das hört sich nicht an wie ein Schwarzer Reiter«, sagte Frodo, angespannt horchend. Die anderen Hobbits stimmten ihm zu, blieben aber bei aller Hoffnung misstrauisch. Sie lebten nun schon so lange in Angst vor den Verfolgern, dass jedes Geräusch hinter ihnen nichts Gutes zu verheißen schien. Doch Streicher, der am Boden hockte, lehnte sich nun weit vornüber, legte eine Hand ans Ohr und machte ein freudiges Gesicht.
    Das Licht wurde immer blasser, und die Blätter an den Büschen raschelten leise. Das Geklimper der Glöckchen wurde immer deutlicher, und immer näher kam das Klippedi-klipp der schnell dahintrabenden Hufe.

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