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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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Rast weiterzugehn!«
    Er tastete die Wunde an Frodos Schulter mit den Fingern ab, und sein Gesicht wurde noch ernster, als habe er etwas sehr Beunruhigendes erkannt. Frodo aber spürte, wie die Kälte in seiner Seite und in seinem Arm nachließ; ein wenig Wärme schien von der Schulter bis zur Hand herabzuströmen, und der Schmerz wurde erträglicher. Auch die Abenddämmerung um ihn schien heller zu werden, als hätte eine Wolke sich verzogen. Er sah die Gesichter der Freunde wieder deutlicher, und ein wenig Hoffnung und frische Kraft kehrten wieder.
    »Reite du auf meinem Pferd!«, sagte Glorfindel. »Ich verkürze die Steigbügel bis zum Saum des Sattels, dass du so fest darauf sitzest wie möglich. Doch hab keine Furcht: Mein Pferd lässt keinen Reiter fallen, den ich ihm zu tragen befehle. Leicht und gleitend ist sein Schritt, und wenn die Gefahr dir zu nahe kommt, wird seine Schnelligkeit selbst die schwarzen Rosse der Feinde beschämen.«
    »Nein, das will ich nicht!«, sagte Frodo. »Ich will es nicht reiten, wenn es mich nach Bruchtal oder anderswohin tragen soll, während meine Freunde in Gefahr bleiben.«
    Glorfindel lächelte. »Ich bezweifle sehr«, sagte er, »dass deine Freunde in Gefahr wären, wenn du nicht bei ihnen wärest. Dich würden die Verfolger jagen, denke ich, und uns in Frieden lassen. Du bist es, Frodo, und was du bei dir trägst, was uns alle in Not bringt.«
    Darauf wusste Frodo nichts zu erwidern, und so ließ er sich überreden, Glorfindels weißes Pferd zu besteigen. Das Pony konnte ihnen ein Großteil ihrer Traglasten abnehmen, sodass sie nun unbeschwerter ausschritten und für eine Weile gut vorankamen; doch bald hatten die Hobbits Mühe, mit dem leichtfüßigen, unermüdlichen Elben Schritt zu halten. Weiter führte er sie in die gähnende Dunkelheit und immer noch weiter unter dem dicht bewölkten Nachthimmel. Weder Mond noch Sterne leuchteten ihnen, und erst, als der Morgen graute, gönnte er ihnen eine Rast. Pippin, Merry und Sam schliefen da fast schon im Dahinstolpern, und selbst Streicher ließ die Schultern hängen und schien müde zu sein. Frodo, auf dem Rücken des Pferdes, träumte einen düsteren Traum.
    Ein paar Schritt abseits der Straße sanken sie ins Heidekraut und schliefen sofort ein. Sie meinten, kaum erst ein Auge zugetan zuhaben, als Glorfindel, der sich selbst zum Wachtposten ausersehen hatte, sie schon wieder weckte. Die Sonne stand hoch im Südosten, und die nächtlichen Wolken und Nebel hatten sich zerstreut.
    »Trinket dies!«, sagte Glorfindel und schenkte reihum jedem ein wenig von einer Flüssigkeit aus einer silberbeschlagenen Lederflasche ein. Sie war klar wie Quellwasser und ohne Geschmack, im Munde weder kalt noch warm, und dennoch schienen Kraft und Lebensmut in alle ihre Glieder zu strömen, als sie davon tranken. Selbst das altbackene Brot und die Trockenfrüchte (denn nichts anderes hatten sie mehr) schienen nach einem solchen Trank ihren Hunger besser zu stillen als manch ein gutes auenländisches Frühstück.
    Keine fünf Stunden hatten sie ausgeruht, als sie sich wieder auf den Weg machten. Glorfindel trieb sie immer noch an, und während des ganzen Tages gestattete er ihnen nur zwei kurze Pausen. Auf diese Weise legten sie vor Einbruch der Nacht fast zwanzig Meilen zurück und kamen an eine Stelle, wo die Straße nach rechts abbog und dann geradeaus bergab zur Sohle des Tals hinführte, in dem die Bruinen floss. Kein Zeichen oder Geräusch, das die Hobbits sehen oder hören konnten, deutete bisher auf eine Verfolgung hin; aber wenn sie nachhinkten, blieb Glorfindel oft für einen Moment stehen und horchte, und ein Ausdruck der Besorgnis zog dann über sein Gesicht. Ein- oder zweimal redete er mit Streicher in der Elbensprache.
    Aber so sehr auch ihre Führer zur Eile drängen mochten, es war klar, dass die Hobbits in dieser Nacht nicht weitergehen konnten. Benommen vor Müdigkeit stolperten sie nur noch voran und konnten an nichts anderes mehr denken als an ihre Beine und Füße. Frodos Schmerzen hatten sich verdoppelt, und am Tage verblassten alle Dinge um ihn zu geisterhaft grauen Schatten. Fast begrüßte er den Einbruch der Nacht, weil die Welt dann etwas weniger fahl und leer zu sein schien.
    Die Hobbits waren noch immer müde, als es am nächsten Morgen weiterging. Etliche Meilen lagen noch zwischen ihnen und der Furt, und sie humpelten vorwärts, so schnell sie eben konnten.
    »Am größten wird die Gefahr sein, kurz bevor wir den

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