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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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Plötzlich war unten ein weißes Pferd in schnellem Lauf zu sehen; sein Fell leuchtete durch die Dämmerung; sein Kopfzaum blitzte und funkelte, als wäre er so dicht mit Edelsteinen besetzt wie der Himmel mit Sternen. Der Umhang des Reiters flatterte hinter ihm drein; er hatte die Kapuze zurückgeworfen, und sein goldblondes Haar wehte schimmernd im Gegenwind. Frodo schien es, als strahle aus Gestalt und Gewand des Reiters ein weißes Licht hervor wie durch einen dünnen Schleier.
    Streicher sprang auf und rannte, laut rufend, durchs Heidekraut zur Straße hinunter; aber noch bevor er sich bemerkbar machte, hatte der Reiter sein Pferd schon zum Stehen gebracht und blickte zu dem Gebüsch hinauf, hinter dem sie standen. Als er Streicher sah, saß er ab und rannte ihm entgegen. Ai na vedui Dúnadan! Mae govannen! Die Sprache und die hell tönende Stimme ließen sie nicht im Zweifel: Der Reiter war einer vom elbischen Volk. Von allen Bewohnern der weiten Welt hatte sonst niemand so wohlklingende Stimmen. Doch sein Zuruf hatte einen Beiklang von Hast oder Furcht, und nun sahen sie ihn wie zur Eile drängend auf Streicher einreden.
    Gleich darauf gab Streicher den Hobbits einen Wink, und sie kamen aus den Büschen vor und eilten zur Straße hinunter. »Dies ist Glorfindel, der in Elronds Haus wohnt«, sagte Streicher.
    »Gegrüßt seist du! Wie schön, dich endlich zu sehen!«, sagte der Elb nach guter alter Sitte. »Dich zu suchen ward ich von Bruchtal ausgesandt. Wir befürchteten Gefahr für dich auf der Straße.«
    »Dann ist Gandalf also in Bruchtal eingetroffen?«, jubelte Frodo. »Nein, nicht als ich ausritt, doch das war vor neun Tagen«, antwortete Glorfindel. »Elrond empfing bedenkliche Kunde. Einige von meiner Sippe, die durch euer Land jenseits des Baranduin 8 wanderten, erfuhren, dass manches nicht zum Besten stehe, und sandten Botschaft auf dem schnellsten Wege. Die Neun gingen um, sagten sie, und du, da Gandalf nicht zurückgekehrt sei, flöhest führerlos und mit einer schweren Bürde. Selbst in Bruchtal sind wir nur noch wenige, die offen gegen die Neun zu reiten vermögen; doch alle, die da waren, sandte Elrond nach Norden, Westen und Süden aus. Vermutet ward, dass du, um der Verfolgung zu entgehen, weite Umwege einschlagen und dich in der Wildnis verirren könntest.
    Mir fiel es zu, die Straße freizuhalten, und als ich zur Brücke über den Mitheitel kam, hinterließ ich dort ein Zeichen, vor beinahe sieben Tagen nun. Drei von Saurons Dienern waren auf der Brücke,doch sie wichen, und ich verfolgte sie nach Westen. Noch zwei andern begegnete ich, aber die wandten sich nach Süden. Seitdem suchte ich eure Fährte. Vor zwei Tagen fand ich sie und folgte ihr über die Brücke; und heute bemerkte ich, wo ihr von den Bergen wieder herabgekommen seid. Doch weiter nun! Keine Zeit ist jetzt, mehr zu berichten. Da ihr einmal hier seid, müssen wir die Straße mit ihren Gefahren hinter uns bringen. Fünf sind hinter uns, und wenn sie eure Fährte auf der Straße finden, werden sie uns nachreiten wie der Wind. Und das sind nicht alle. Wo die andern vier sind, weiß ich nicht. Vielleicht, so befürchte ich, werden wir die Furt schon von ihnen bewacht finden.«
    Während Glorfindel sprach, wurde die Abenddämmerung dichter. Frodo spürte, wie eine große Müdigkeit ihn anfiel. Seit die Sonne im Sinken war, hatte der Nebel von neuem seinen Blick getrübt; und ihm war, als träte ein Schatten zwischen ihn und die Gesichter der Freunde. Der Schmerz und der Frost griffen wieder nach ihm. Er schwankte und hielt sich an Sams Arm fest.
    »Mein Master ist krank und verwundet«, sagte Sam wütend. »Er kann nicht die Nacht hindurch weiterreiten. Er braucht Ruhe.«
    Glorfindel fing Frodo auf, der im Begriff war umzufallen, nahm in sanft in die Arme und sah ihm besorgt ins Gesicht.
    In aller Kürze berichtete Streicher von dem Angriff auf ihr Lager unter der Wetterspitze und von dem vergifteten Messer. Er holte das Heft hervor, das er mitgenommen hatte, und reichte es dem Elben. Glorfindel schüttelte sich, als er es in die Hand nahm, betrachtete es aber genau.
    »Böses steht auf dem Heft geschrieben«, sagte er, »doch vermögen deine Augen es wohl nicht zu sehen. Verwahr es, Aragorn, bis wir in Elronds Haus einkehren! Doch sei vorsichtig und berühre es so wenig wie möglich! Ach, die Wunden von dieser Waffe zu heilen, übersteigt meine Kunst. Tun will ich, was ich vermag – doch um so dringender nur meine Bitte, ohne

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