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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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Stück durch den Garten und schau nach Elbereths Sternen. Schlaf gut!«

ZWEITES KAPITEL

    ELRONDS RAT
    A m nächsten Tag wachte Frodo früh auf; er fühlte sich frisch und munter. Er lief auf den Terrassen über der laut rauschenden Bruinen herum und sah zu, wie die blasse, kühle Sonne über die fernen Berge emporstieg. Schräg fielen ihre Strahlen durch den dünnen, silbrigen Nebel herein, Tau schimmerte auf gelben Blättern, und an allen Büschen glitzerten die Spinnennetze des Altweibersommers. Sam ging neben ihm her, ohne zu reden, prüfte aber schnuppernd die Luft und blickte ab und zu verwundert zu den hohen Bergen im Osten hin. Die Gipfel waren weiß vom Schnee.
    Auf einer in den Felsen gehauenen Bank an einer Wegbiegung fanden sie Gandalf und Bilbo, tief im Gespräch. »Hallo, guten Morgen!«, sagte Bilbo. »Bereit für die große Ratssitzung?«
    »Ich bin zu allem bereit«, sagte Frodo. »Aber am liebsten würde ich heute herumlaufen und mir das Tal näher ansehen. Auch zu den Kiefernwäldern da oben möchte ich gern einmal.« Er zeigte zu den Hängen nördlich von Bruchtal hinauf.
    »Vielleicht bekommst du später dazu Gelegenheit«, sagte Gandalf. »Aber wir können noch keine Pläne machen. Heute gibt es viel anzuhören und zu beschließen.«
    Während sie noch sprachen, erklang ein heller Glockenton. »Das ist die Glocke, die uns zur Versammlung ruft«, sagte Gandalf. »Kommt nun! Du und Bilbo, ihr werdet beide erwartet.«
    Frodo und Bilbo gingen rasch hinter dem Zauberer her den Weg entlang, der sich zum Hause zurückschlängelte. Sam, der nicht eingeladen war und für den Augenblick vergessen, trottete hinterdrein.
    Gandalf führte sie zu der Terrasse, wo Frodo am Abend zuvorseine Freunde getroffen hatte. Das Licht des klaren Herbstmorgens schien jetzt ins Tal. Aus dem schäumenden Flussbett stieg das Geräusch des brodelnden Wassers herauf. Vögel sangen, und das Land lag in ungestörtem Frieden. Seine abenteuerliche Flucht und die Gerüchte von der zunehmenden Verfinsterung der Welt ringsum kamen Frodo schon wie Erinnerungen an einen wirren Traum vor; doch die Gesichter, die ihnen nun entgegensahen, als sie in die Halle traten, waren ernst.
    Elrond war da, und mehrere andere saßen schweigend um ihn. Frodo sah Glorfindel und Glóin, und in einer Ecke für sich saß Streicher, nun wieder in seinem alten, schwer mitgenommenen Waldläufermantel. Elrond zog Frodo zu einem Platz an seiner Seite und stellte ihn den anderen vor:
    »Hier, meine Freunde, ist der Hobbit Frodo, Drogos Sohn. Wenige haben je unter größerer Gefahr und in dringlicherer Sache den Weg hierher gefunden.«
    Dann stellte er die anderen vor, soweit Frodo sie noch nicht kannte. Neben Glóin saß ein jüngerer Zwerg, sein Sohn Gimli. Bei Glorfindel waren noch einige andere Ratsherren, die zum Hause Elronds gehörten; ihr Oberster war Erestor, und neben ihm saß Galdor, ein Elb von den Grauen Anfurten, der im Auftrag Círdans des Schiffbauers gekommen war. Auch ein ganz fremder Elb war da, in Grün und Braun gekleidet, Legolas, als Bote seines Vaters Thranduil, des Königs der Elben vom nördlichen Düsterwald. Etwas abseits saß ein Mensch: ein Mann von hohem Wuchs, edlen und ebenmäßigen Gesichtszügen, dunklem Haar und grauen Augen, die stolz und streng dreinblickten.
    Er war gekleidet und gestiefelt wie für eine Reise zu Pferde; und obwohl sein Gewand kostbar und sein Mantel mit Pelz gesäumt war, wiesen sie die Spuren eines langen Ritts auf. An seinem silbern glänzenden Kragen steckte ein weißer Stein; die Haare hingen ihm bis auf die Schultern herab. Ein großes Horn mit silbernem Mundstück, an einem Gehänge befestigt, lag auf seinen Knien. Er blickte Frodo und Bilbo mit unverhohlenem Staunen an.
    »Hier«, sagte Elrond, zu Gandalf hingewandt, »ist Boromir, ein Mensch aus dem Süden. Im Morgengrauen ist er eingetroffen und bittet um Rat. Ich habe ihn hergebeten, denn hier wird ihm auf seine Fragen Antwort werden.«
    Nicht von allem, was im Rat besprochen und erwogen wurde, muss hier berichtet werden. Viel war von Ereignissen in aller Welt, besonders im Süden und in den weiten Landen östlich des Gebirges, die Rede. Von alledem hatte Frodo schon durch mancherlei Gerüchte erfahren, aber was Glóin berichtete, war ihm neu, und als der Zwerg sprach, hörte er aufmerksam zu. Es wurde deutlich, dass den Zwergen vom Einsamen Berg, bei aller Pracht der Werke, die ihren Händen entsprangen, doch einiges schwer auf dem Herzen

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