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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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Aufenthalt hier.«
    »Ach«, sagte Sam verdrossen, »gerade lang genug, dass es Winter wird!«
    »Das ist nicht zu ändern«, sagte Bilbo. »Ist zum Teil deine Schuld, Frodo, mein Junge: Warum musstest du dich auch drauf versteifen, bis zu meinem Geburtstag zu warten! Komische Art, ihn zu feiern, kann ich nur sagen. Den Tag hätt ich nun gerade nicht dazu ausersehen, den S.-B.’s Beutelsend zu übergeben. Aber so ist es nun mal: Du kannst nicht das Frühjahr abwarten, und du kannst nicht fort, ehe die Kundschafter nicht zurück sind.
    Kommt erst der Winter wieder her,
    Und kracht vor Kälte nachts der Stein,
    Stehn Wald und Weiher schwarz und leer,
    Ist in der Wildnis übel sein.
    Aber ich fürchte, darauf müsst ihr es ankommen lassen.«
    »Fürchte ich auch«, sagte Gandalf. »Wir können nicht aufbrechen, ehe wir nicht über die Reiter im Bilde sind.«
    »Ich dachte, die Flutwelle hätte ihnen allen den Garaus gemacht«, sagte Merry.
    »So leicht macht man den Ringgeistern keinen Garaus«, sagte Gandalf. »Die Macht ihres Herrschers erhält sie, und sie stehen und fallen mit ihm. Wir hoffen, sie sind alle nun pferd- und hüllenlos und damit eine Zeit lang nicht mehr so gefährlich; aber darüber müssen wir uns erst Gewissheit verschaffen. Einstweilen vergiss deine Sorgen, Frodo! Ich weiß nicht, ob ich dir das Unternehmen irgend erleichtern kann; doch eins kann ich dir ins Ohr flüstern: Hat nicht eben jemand gesagt, wenigstens einer im Trupp müsse ein bisschen Verstand haben? Er hatte Recht. Ich denke, ich werde mitkommen.«
    So lebhaft äußerte Frodo seine Erleichterung, dass Gandalf von der Fensterbank, wo er gesessen hatte, aufstand, den Hut lüftete und eine Verbeugung machte. »Ich hab nur gesagt, ich denke, ich werde mitkommen. Verlass dich noch nicht drauf. Elrond hat dabei noch viel mitzureden und auch dein Freund, der Streicher. Da fällt mir ein, ich wollte ja mit Elrond sprechen. Ich muss los.«
    »Was glaubst du, wie lange ich hier bleiben kann?«, sagte Frodo zu Bilbo, als Gandalf fort war.
    »Ach, weiß nicht. In Bruchtal gerät mir die Zeitrechnung immer durcheinander«, sagte Bilbo. »Aber ziemlich lange, würd ich meinen. Wir können noch so manchen schönen Plausch halten. Wie wär’s, wenn du mir bei meinem Buch hilfst und mit der Fortsetzung gleich anfängst? Hast du dir schon einen Schluss ausgedacht?«
    »Ja, in mehreren Fassungen, und alle düster und traurig«, sagte Frodo.
    »O nein, das geht nicht!«, sagte Bilbo. »Ein Buch sollte gut ausgehen. Wie wär es damit: Und sie setzten sich zur Ruhe und lebten alle zusammen glücklich und zufrieden bis an ihr Ende? «
    »Schön wär’s, wenn es wirklich so ausgehen würde!«, sagte Frodo. »Na!«, sagte Sam. »Und wo werden sie leben? Das frag ich mich oft.«
    Einige Zeit redeten die Hobbits noch von der Reise, die sie hinter sich hatten, und dachten an die Gefahren, die vor ihnen lagen; doch das Land um Bruchtal war so friedlich, dass ihnen bald alle Angst und Sorge aus dem Sinn ging. Die Zukunft, ob gut oder schlecht, war nicht vergessen, störte aber nicht mehr die Gegenwart. Mit dem Wohlbefinden wuchs ihre Hoffnung, und sie nahmen jeden schönen Tag, wie er kam, und hatten ihre Freude an jeder Mahlzeit, an jedem Wort oder Lied.
    So verstrichen die Tage, jeder Morgen hell und freundlich, jeder Abend kühl und klar. Doch der Herbst ging rasch zur Neige; das goldene Licht verblasste langsam zu mattem Silber, und die letzten Blätter fielen herab und ließen die Bäume nackt stehen. Vom Nebelgebirge im Osten herab begann ein kalter Wind zu blasen. Am Nachthimmel nahm der Jägermond zu und schlug alle kleineren Sterne in die Flucht. Doch tief im Süden stand ein roter Stern. Als der Mond wieder abnahm, leuchtete er Nacht für Nacht heller. Frodo konnte ihn von seinem Fenster aus tief am Himmel sehen. Wie ein glühendes wachsames Auge leuchtete er schräg über die Bäume am Rande des Tals.
    Fast zwei Monate wohnten die Hobbits nun schon in Elronds Haus, und der November war vergangen und hatte die letzten Spuren des Herbstes mit sich genommen; und auch der Dezember war schon fortgeschritten, als die ersten Kundschafter zurückkehrten. Manche waren nach Norden gegangen, bis über die Quellen des Weißquells hinaus in die Ettenöden; andere hatten im Westen mit Aragorns und der Waldläufer Hilfe die Lande am Unterlauf der Grauflutdurchstreift, bis nach Tharbad, einer Ruinenstadt, bei der die alte Nordstraße den Fluss überquerte. Viele

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