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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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und die Nebelberge standen klein und hart in den Himmel wie abgebrochene Zähne. Nach Westen blickte er über das weite Grasland von Rohan; und den Orthanc sah er, Isengards Turm, aufragend wie ein schwarzer Dorn. Nach Süden blickte er, und zu seinen Füßen ballte sich der Große Strom wie eine Woge, bevor sie sich überschlägt, und stürzte über den Raurosfall in einen schäumenden Abgrund; und ein schimmernder Regenbogen tanzte auf der Gischt. Und Ethir Anduin sah er, das gewaltige Delta des Stroms, wo Myriaden von Seevögeln wie weißer Staub durchs Sonnenlicht wirbelten, und dahinter das grünsilberne Meer, von unzähligen Wellenlinien gekräuselt.
    Aber wohin er auch blickte, überall sah er Anzeichen des Krieges. Im Nebelgebirge, wie ein Gewimmel von Ameisen, krochen Orks aus Tausenden von Löchern. Unter dem Laubdach des Düsterwalds kämpften die Elben und Menschen mit Untieren auf Leben undTod. Das Land der Beorninger stand in Flammen, eine Wolke hing über Moria, und an Lóriens Grenzen stieg Rauch auf.
    Reiter galoppierten über das Gras von Rohan; von Isengard schwärmten Wölfe aus. Von den Häfen in Harad stachen Kriegsschiffe in See; und aus dem Osten strömten unablässig Menschen heran: Schwertkämpfer, Lanzenträger, berittene Bogenschützen, Häuptlinge auf Streitwagen, schwer beladene Ochsenkarren. Alle Streitkräfte des Dunklen Herrschers waren im Anmarsch. Dann, wieder nach Süden blickend, sah er Minas Tirith. In weiter Ferne schien es zu stehen, eine schöne Stadt mit weißen Mauern und vielen Türmen, stolz und prächtig auf einem hohen Felsen; auf den Mauern blinkte Stahl, und viele Fahnen wehten auf den Zinnen. Hoffnung regte sich in seinem Herzen. Aber gegen Minas Tirith stand eine andere Festung, eine größere und stärkere, im Osten, und dorthin wurde sein widerstrebender Blick nun gezogen, vorüber an den eingestürzten Brücken von Osgiliath und dem grinsenden Tor von Minas Morgul, über die unheimlichen Berge; und er sah Gorgoroth, das Tal der Schrecken im Lande Mordor. Dunkelheit herrschte dort auch unter der Sonne. Feuer glühten zwischen Rauchschwaden. Der Schicksalsberg stand in Flammen, und dicker Qualm stieg von ihm auf. Dann wurde sein Blick in Bann geschlagen: Mauer über Mauer, Brustwehr über Brustwehr, schwarz und unermesslich stark, ein Berg von Eisen, das Tor von Stahl und der Turm von Adamant, so stand vor ihm Barad-dûr, Saurons Festung. Alle Hoffnung schwand.
    Und plötzlich spürte er das Auge. Im Dunklen Turm wachte ein Auge, das niemals schlief. Er wusste, dass es seinen Blick bemerkt hatte. Ein harter, unbändiger Wille stand dahinter. Es sprang ihm entgegen; fast wie ein Finger tastete es nach ihm. Gleich würde es ihn festnageln und genau erkennen, wo er sich befand. Den Amon Lhaw berührte es schon. Nun fixierte es Tol Brandir … Frodo warf sich von dem Sitz zu Boden, duckte sich, zog sich die graue Kapuze über den Kopf.
    Er hörte sich selbst aufschreien: Niemals, niemals! Oder hatte er etwa geschrien: Fürwahr, ich komme, ich komme zu dir? Er konnte esnicht sagen. Dann, wie von einer anderen Macht eingegeben, blitzte ihm ein anderer Gedanke durch den Sinn: Nimm ihn ab! Nimm ihn ab! Nimm ihn ab, du Narr! Nimm den Ring ab!
    Die beiden Eingebungen prallten in ihm aufeinander. Für einen Moment hielten ihre Kräfte einander die Waage, und er wand sich in Qualen. Plötzlich wusste er wieder, wer er war: Frodo, weder die Stimme noch das Auge, frei, zu wählen, wenigstens noch für den Rest eines Augenblicks. Er nahm den Ring vom Finger. Im hellen Sonnenschein kniete er vor dem Hochsitz. Ein schwarzer Schatten schien wie ein Arm über ihn hinwegzustreichen, verfehlte den Amon Hen, tastete weiter nach Westen und verschwand. Dann war der ganze Himmel rein und blau, und Vögel sangen in allen Bäumen.
    Er stand auf. Tiefe Müdigkeit lag auf ihm, aber sein Entschluss stand nun fest, und das Herz war ihm leichter. Er sprach laut zu sich selbst. »Ich werde tun, was ich tun muss«, sagte er. »So viel ist wenigstens klar: Der Ring wirkt Böses sogar unter den Gefährten; daher muss er fort, ehe er noch mehr Unheil stiftet. Ich will allein gehen. Manchen kann ich nicht trauen, und die anderen sind mir zu lieb: der arme Sam, Merry und Pippin. Streicher ebenfalls: Ihn zieht es nach Minas Tirith, und dort wird man einen Mann wie ihn brauchen, nachdem Boromir dem Bösen verfallen ist. Ich gehe allein. Und zwar gleich.«
    Rasch ging er den Pfad wieder hinunter und kam zu

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