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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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der Wiese, wo Boromir ihn gefunden hatte. Er blieb stehen und horchte. Aus dem Wald weiter unten, nahe am Ufer, glaubte er Geschrei und Rufe zu hören.
    »Sie werden nach mir suchen«, sagte er sich. »Wie lange ich wohl fort gewesen bin? Stunden, könnte man meinen.« Er zögerte. »Was kann ich tun?« murmelte er. »Ich muss jetzt gehen, oder ich gehe nie. Die Gelegenheit bietet sich nie wieder. Ich verlasse sie nicht gern, und schon gar nicht so ohne jede Erklärung. Aber gewiss werden sie es verstehn. Sam versteht es bestimmt. Und was kann ich sonst tun?«
    Langsam holte er den Ring hervor und steckte ihn wieder auf. Er verschwand und eilte den Pfad hinab, leiser als ein Windhauch.
    Die anderen warteten lange am Ufer. Eine Zeit lang hatten sie geschwiegen und waren unruhig hin- und hergegangen; doch nun saßen sie in einer Runde und redeten. Ab und zu machten sie einen Versuch, von etwas anderem zu sprechen, von ihrer langen Reise und den vielen Abenteuern; sie fragten Aragorn nach dem Reich von Gondor und seiner alten Geschichte aus, nach den Bauten und Anlagen, deren verfallene Reste in diesem sonderbaren Grenzland der Emyn Muil noch zu sehen waren: den steinernen Königen, den Aussichtstürmen auf den Bergen Lhaw und Hen und der großen Treppe neben dem Raurosfall. Aber immer wieder schweiften ihre Gedanken und Reden zu Frodo und dem Ring zurück. Wozu würde Frodo sich entschließen? Warum zögerte er?
    »Er ist unschlüssig, welcher Weg der verzweifeltste ist, glaube ich«, sagte Aragorn. »Und das ist in der Tat schwer zu entscheiden. Nach Osten zu gehn, ist für den Bund jetzt aussichtsloser denn je, seit Gollum uns aufgespürt hat und wir befürchten müssen, dass das Geheimnis unserer Fahrt schon verraten ist. Aber Minas Tirith liegt dem Feuer, in dem die Bürde zu vernichten ist, nicht näher.
    Dort könnten wir eine Weile bleiben und uns nach Kräften unserer Haut wehren; doch der Statthalter Denethor mit all seinen Mannen kann nicht zu leisten hoffen, wovon selbst Elrond sagt, dass es seine Macht übersteigt: entweder die Bürde insgeheim zu verwahren oder aber den Feind aufzuhalten, wenn er in voller Stärke anrückt, um sie sich zu holen. Für welchen Weg würde jeder von uns sich an Frodos Stelle entscheiden? Ich, für mein Teil, weiß es nicht. Noch nie hat uns Gandalf so sehr gefehlt.«
    »Schmerzlich ist unser Verlust«, sagte Legolas, »doch notgedrungen müssen wir uns nun ohne seinen Beistand entscheiden. Warum sollen nicht wir uns entschließen und Frodo damit helfen? Rufen wir ihn zurück und stimmen wir ab! Ich würde für Minas Tirith stimmen.«
    »Auch ich würde dafür stimmen«, sagte Gimli. »Doch freilich wurden wir nur ausgesandt, den Ringträger auf seinem Weg zu begleiten, so weit es jedem von uns beliebt; und niemand steht untereinem Eid oder Befehl, bis zum Schicksalsberg mitzugehen. Mir ist der Abschied von Lothlórien schwer gefallen. Nachdem ich aber so weit gekommen bin, sage ich: Nun, da wir vor der letzten Entscheidung stehen, ist mir klar, dass ich Frodo nicht allein lassen kann. Ich ginge lieber nach Minas Tirith, doch wenn er anders entscheidet, folge ich ihm.«
    »Und auch ich gehe mit ihm«, sagte Legolas, »denn treulos wär es, jetzt Lebewohl zu sagen.«
    »Es wäre wirklich Verrat, wenn wir alle ihn allein ließen«, sagte Aragorn. »Doch geht er nach Osten, so müssen nicht alle mit ihm gehn, und ich glaube auch nicht, dass alle es sollten. Dies ist ein verzweifeltes Unternehmen, für acht ebenso wie für drei, zwei oder auch nur einen. Wenn ihr mir die Wahl ließet, würde ich drei zu seinen Begleitern ernennen: Sam, dem alles andere unerträglich wäre, Gimli und mich selbst. Boromir will in seine Stadt zurückkehren, wo sein Vater und sein Volk ihn brauchen; und mit ihm sollten die anderen gehen, zumindest Meriadoc und Peregrin, wenn Legolas nicht bereit ist, sich von uns zu trennen.«
    »Kommt nicht in Frage!«, rief Merry. »Wir können Frodo nicht im Stich lassen! Pippin und ich hatten immer vor, überall hinzugehn, wo Frodo hingeht, und dabei soll es bleiben. Aber uns war nicht klar, was das heißen würde. Daheim im Auenland oder in Bruchtal sah es anders aus. Es wäre verrückt und grausam, Frodo nach Mordor gehen zu lassen. Warum können wir ihn nicht davon abhalten?«
    »Wir müssen ihn davon abhalten«, sagte Pippin. »Und eben darüber macht er sich Gedanken, da bin ich mir sicher. Er weiß, dass wir ihn nicht nach Osten gehn lassen wollen. Und er

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