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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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nicht an der Tapferkeit deines Volkes. Aber die Zeiten ändern sich. Die Mauern von Minas Tirith mögen stark sein, aber sie sind nicht stark genug. Wenn sie nun fallen, was dann?«
    »Dann sterben wir den Heldentod in der Schlacht. Aber es ist noch Hoffnung, dass sie nicht fallen.«
    »Keine Hoffnung, solange es den Ring gibt«, sagte Frodo.
    »Ah, der Ring!«, sagte Boromir, und seine Augen leuchteten. »Der Ring! Ist es nicht eine seltsame Laune des Schicksals, dass ein so kleines Ding uns so in Angst und Zweifel versetzt? So ein kleines Ding! Und nur einmal habe ich es für einen Moment in Elronds Haus gesehen. Dürfte ich noch mal einen Blick darauf werfen?«
    Frodo blickte auf. Plötzlich wurde ihm kalt ums Herz. In Boromirs Augen bemerkte er einen sonderbaren Glanz, aber sein Gesicht war immer noch gefasst und freundlich. »Er bleibt am besten verborgen«, antwortete er.
    »Wie du willst, mir liegt nichts daran«, sagte Boromir. »Aber darf ich nicht mal davon sprechen? Denn du scheinst stets nur an seine Macht in den Händen des Feindes zu denken, an das Böse und nicht an das Gute, das er bewirken könnte. Die Zeiten ändern sich, sagst du. Minas Tirith wird fallen, wenn der Ring erhalten bleibt. Aber warum? Gewiss, wenn der Feind den Ring hätte. Aber warum, wenn wir ihn hätten?«
    »Warst du denn nicht auf der Ratsversammlung in Bruchtal?« antwortete Frodo. »Weil wir ihn nicht gebrauchen können. Weil alles, was er bewirkt, zum Bösen ausschlägt.«
    Boromir stand auf und lief ungeduldig hin und her. »Das plapperst du nach«, rief er. »Gandalf, Elrond – all die Leute haben dirdas eingeredet. Auf sie selbst mag es ja zutreffen. Diese Elben und Halbelben und Zauberer, mit denen ginge es vielleicht übel aus. Ich frage mich oft, ob die wirklich weise und nicht bloß ängstlich sind. Aber jeder nach seiner Art. Menschen mit treuer Seele lassen sich nicht verderben. Wir in Minas Tirith sind lange genug auf die Probe gestellt worden und standhaft geblieben. Wir streben nicht nach der Macht der Zauberer und Elbenfürsten, sondern nur nach der Kraft, uns zu verteidigen, nach der Stärke im Kampf für eine gute Sache. Und siehe da, in unserer Not bringt das Glück den Ring der Macht ans Licht! Er ist ein Geschenk, sag ich dir, ein Gunstbeweis des Schicksals für Mordors Feinde. Es ist Wahnsinn, ihn nicht zu gebrauchen, die Macht des Feindes nicht gegen ihn selbst zu kehren. Die Unerschrockenen, die Rücksichtslosen allein können den Sieg erringen. Was könnte ein Krieger, ein großer Heerführer, in dieser Stunde nicht alles tun? Was könnte Aragorn nicht tun? Oder, wenn er sich weigert, warum dann nicht Boromir? Der Ring gäbe mir die Befehlsgewalt. Wie würde ich Mordors Heere zusammentreiben, und wie würden sich die Menschen alle um meine Fahne scharen!«
    Immer erregter schritt Boromir hin und her, und er redete immer lauter. Fast schien er Frodo vergessen zu haben, als er nun von Mauern und Waffen sprach und von der Heerschau seiner Mannen; und er schmiedete Pläne für große Bündnisse und künftige, glorreiche Siege, er warf Mordor nieder und wurde selbst ein mächtiger König, gütig und weise. Plötzlich hörte er davon auf und fuchtelte mit den Armen.
    »Und die sagen uns, wir sollen ihn wegwerfen!«, rief er. »Wohlgemerkt nicht, ihn vernichten. Das ginge noch an, wenn irgendeine vernünftige Hoffnung bestünde, dass es sich machen lässt. Aber sie besteht nicht. Der einzige Plan, den man uns zur Wahl stellt, sieht vor, dass ein Halbling blindlings nach Mordor hineintappt und dem Feind jede Gelegenheit bietet, den Ring wieder an sich zu bringen. Welche Torheit!
    Das musst du doch einsehen, mein Freund!«, sagte er, sich unvermittelt wieder an Frodo wendend. »Du sagst, du hast Angst, undauch der Mutigste wird dir verzeihen, wenn dem so ist. Aber ist es nicht eigentlich dein Verstand, der sich empört?«
    »Nein, ich habe Angst«, sagte Frodo, »einfach Angst! Aber ich bin froh, dass du dich so gründlich ausgesprochen hast. Ich sehe jetzt klarer.«
    »Dann kommst du mit nach Minas Tirith?«, rief Boromir mit leuchtenden Augen und gespannter Miene.
    »Du verstehst mich falsch«, sagte Frodo.
    »Aber wenigstens vorläufig kommst du doch mit?« beharrte Boromir. »Meine Stadt ist nun nicht mehr fern, und von dort ist es nach Mordor kaum weiter als von hier. Wir sind lange in der Wildnis gewesen, und du brauchst Nachrichten über die Schritte des Feindes, ehe du selbst etwas unternimmst. Komm mit

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