Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
Vom Netzwerk:
die Flammen zu kommen, während die oberen Äste sich niederbeugten; die braunen Blätter streckten sich und rieben sich aneinander wie kalte, aufgesprungene Hände, denen die Wärme wohltat.
    Stille trat ein, denn nun machte sich der dunkle, unbekannte Wald aus nächster Nähe bemerkbar: ein großes, geisterhaftes Wesen, das über geheimen Absichten brütete. Nach einer ganzen Weile sagte Legolas:
    »Celeborn hat uns gewarnt, wir sollten nicht zu weit in den Fangorn hineingehen. Weißt du, warum, Aragorn? Was waren es für Märchen über den Wald, die Boromir gehört hatte?«
    »In Gondor und anderswo habe ich viele Geschichten gehört«, sagte Aragorn, »aber hätte nicht Celeborn ein Wort für sie eingelegt, so würde auch ich sie für Märchen halten, wie die Menschen sie sich ausdenken, wenn das wahre Wissen schwindet. Eben wollte ich dich fragen, wie es sich damit verhält. Aber wenn es ein Waldelb nicht weiß, was könnte dann ein Mensch dazu sagen?«
    »Weiter als ich bist du gereist«, sagte Legolas, »und in unserem Land habe ich nichts davon gehört, bis auf ein paar Lieder, in denen es heißt, die Onodrim, von den Menschen Ents genannt, hätten einst in diesem Walde gewohnt – vor langer Zeit, denn Fangorn ist alt selbst nach der Zeitzählung der Elben.«
    »Ja, alt ist er«, sagte Aragorn, »so alt wie der Wald bei den Hügelgräberhöhen und weit größer. Elrond sagte, die beiden seien verwandt, letzte Bollwerke der mächtigen Wälder aus den Ältesten Tagen, als die Erstgeborenen allein durch die Welt streiften, während die Menschen noch schliefen. Doch Fangorn birgt ein Geheimnis von eigener Art. Was es ist, weiß ich nicht.«
    »Und ich will es nicht wissen«, sagte Gimli. »Möge nichts, das im Fangorn haust, meinetwegen aufgestört werden!«
    Nun losten sie die Wachen aus, und die erste fiel Gimli zu. Die andern beiden legten sich hin. Fast sofort übermannte sie der Schlaf. »Gimli«, sagte Aragorn gerade noch gähnend, »denk dran, es ist gefährlich, im Fangorn Äste oder Zweige von einem lebenden Baum abzuhauen. Aber geh nicht weit, wenn du trockenes Holz suchst. Lieber lass das Feuer ausgehen! Weck mich, wenn nötig!«
    Und gleich darauf war er eingeschlafen. Legolas lag schon reglos da, die schlanken Hände auf der Brust gefaltet, die Augen offen, sodass sich die Vorgänge der Nacht mit tiefen Träumen vermischten, wie die Elben zu schlafen pflegen. Gimli saß zusammengekauert am Feuer und ließ den Daumen nachdenklich über die Schneide seiner Axt gleiten. Das alte Laub am Baum raschelte. Kein anderer Laut war zu hören.
    Plötzlich blickte Gimli auf, und dort, am Rande des Feuerscheins, stand ein alter Mann, gebeugt und auf einen Stab gestützt, in einen weiten Mantel gehüllt und einen breitrandigen Hut tief in die Stirn gezogen. Gimli sprang auf, im ersten Augenblick zu verblüfft, um einen Ruf auszustoßen, obgleich ihm sofort der Gedanke durch den Kopf schoss, Saruman habe sie aufgespürt. Aragorn und Legolas, durch seine plötzliche Bewegung geweckt, setzten sich auf und starrten hin. Der alte Mann sagte nichts und gab auch kein Zeichen.
    »Hallo, werter Vater, was können wir für dich tun?«, sagte Aragorn und kam auf die Füße. »Komm und wärme dich am Feuer, wenn es dich friert!« Er trat auf den Alten zu, aber der war verschwunden. Nirgendwo in der Nähe fanden sie eine Spur von ihm,und weit getrauten sie sich nicht zu gehen. Der Mond war untergegangen, und die Nacht war sehr dunkel.
    Plötzlich rief Legolas: »Die Pferde! Die Pferde!«
    Die Pferde waren fort. Sie hatten ihre Pflöcke herausgerissen und waren verschwunden. Für eine Weile machte dieses neue Missgeschick die Gefährten sprachlos. Sie standen am Saum des Fangornwaldes, und unzählige Wegstunden trennten sie von den Bewohnern Rohans, ihren einzigen Freunden in diesem weiten und gefährlichen Land. Während sie reglos dastanden, war ihnen, als hörten sie von irgendwo weit weg in der Nacht die Pferde wiehern. Dann war wieder alles still, bis auf das kalte Zischeln des Windes.
    »Nun, die sind fort«, sagte Aragorn endlich. »Suchen oder einfangen können wir sie nicht. Wenn sie also nicht von selbst wiederkommen, muss es auch ohne sie gehen. Zu Fuß sind wir losgegangen, und die Füße haben wir ja immer noch.«
    »Die Füße!«, sagte Gimli. »Außer dass wir auf ihnen laufen, können wir sie nicht auch noch essen.« Er schmiss etwas Holz aufs Feuer und ließ sich daneben zu Boden sinken.
    »Vor wenigen Stunden

Weitere Kostenlose Bücher