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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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sagte er. »Es soll sein, wie du befiehlst, Herr.«
    »Gut«, sagte Gimli, »wenn Andúril hierbleibt, ist meine Axt nicht in schlechter Gesellschaft«, und er legte sie zu Boden. »Bist du nun zufrieden? Dann lass uns hineingehen und mit deinem König sprechen.«
    Der Wächter zögerte noch immer. »Deinen Stab!«, sagte er zu Gandalf. »Verzeih, aber auch der muss vor der Tür bleiben.«
    »Narrheit!«, sagte Gandalf. »Vorsicht ist eines, Unhöflichkeit etwas anderes. Ich bin ein alter Mann. Wenn ich mich beim Gehen nicht auf meinen Stock stützen kann, dann bleibe ich hier draußen sitzen, bis es Théoden beliebt, selber herausgehumpelt zu kommen, um mit mir zu sprechen.«
    Aragorn lachte. »So hat jeder etwas, das ihm zu teuer ist, als dass er’s einem andern anvertrauen möchte. Doch willst du einen alten Mann seiner Krücke berauben? Komm, lass uns endlich ein!«
    »Der Stab in der Hand eines Zauberers ist vielleicht nicht nur eine Krücke seines Alters«, sagte Háma. Er sah sich den Eschenstock genau an, auf den Gandalf sich stützte. »Doch im Zweifel verlässt sich der Ehrenmann auf sein eigenes Urteil. Ich glaube, dass ihr Freunde seid, die Achtung verdienen und keine bösen Absichten hegen. Ihr könnt eintreten.«
    Die Wachen hoben die schweren Riegel auf und schoben die in ihren großen Angeln knarrenden Türflügel langsam nach innen. Die Gefährten traten ein. Nach der frischen, klaren Luft auf dem Hügel kam es ihnen drinnen dunkel und warm vor. Schatten und Zwielicht erfüllten die lange, breite Halle, und das hohe Dach ruhte auf mächtigen Säulen. Doch hier und da fielen durch die Fenster ander Ostseite, dicht unter der tief herabreichenden Dachtraufe, schimmernde Bündel von Sonnenstrahlen herein. Durch den Rauchabzug im Dach, über den dünnen ausströmenden Rauchsträhnen, sah man den blassblauen Himmel. Als ihre Augen sich an das Licht gewöhnt hatten, bemerkten sie, dass der Boden mit Steinen in vielen Farben gepflastert war; Runenzeilen verschränkten sich unter ihren Füßen mit seltsamen Bildern und Mustern. Nun sahen sie auch, dass die Säulen reich verziert waren, in matt glänzendem Gold und anderen, nur halb erkennbaren Farben. Die Wände waren mit vielen gewebten Tüchern behangen, und über ihre weiten Flächen schritten Gestalten aus alten Sagen, manche im Lauf der Jahre verblasst, manche im Dunkeln nicht zu erkennen. Auf eine jedoch fiel das Sonnenlicht: ein junger Mann auf einem weißen Pferd. Er stieß in ein großes Horn, und sein strohblondes Haar flatterte im Wind. Das Pferd hatte den Kopf hoch erhoben, die Nüstern rot und geweitet; es schien zu wiehern und von fern schon die Schlacht zu wittern. Schäumendes Wasser, grün und weiß, spritzte und strudelte ihm um die Knie.
    »Seht dort!«, sagte Aragorn. »Eorl der Junge, wie er aus dem Norden zur Schlacht auf der Ebene des Celebrant ritt.«
    Nun schritten die vier Gefährten an dem hellen Holzfeuer vorüber, das auf dem langen Herd in der Mitte der Halle brannte. Dann blieben sie stehen. Am andern Ende des Hauses, hinter dem Herd, mit der Front nach Norden und zur Tür hin, war ein Podest, zu dem drei Stufen hinaufführten, und in der Mitte dieses erhöhten Platzes stand ein großer, vergoldeter Sessel. Darin saß ein Mann, vom Alter so gebeugt, dass er kaum größer als ein Zwerg zu sein schien; doch sein weißes Haar war lang und voll und fiel in dicken Flechten unter einem schmalen goldenen Stirnreif herab. Mitten auf der Stirn leuchtete ein weißer Diamant. Sein Bart lag wie eine Schneewehe auf seinen Knien, doch in seinen Augen stand noch ein heller Funken, der aufblinkte, als er den Besuchern entgegensah. Hinter seinem Sessel stand eine in Weiß gekleidete Frau, und auf den Stufen zu seinen Füßen saß ein Mann von dürrer Gestalt mit bleichem, klugem Gesicht und schwerlidrigen Augen.
    Alle schwiegen. Der alte Mann rührte sich nicht in seinem Sessel. Endlich ergriff Gandalf das Wort. »Seid gegrüßt, Théoden, Thengels Sohn! Ich bin zurückgekehrt, denn seht nur: Der Sturm zieht herauf, und alle Freunde sollten sich nun zusammenfinden, damit nicht jeder einzeln vernichtet werde.«
    Langsam stand der alte Mann auf, wobei er sich schwer auf einen kurzen schwarzen Stock mit weißem beinernen Griff stützte; und nun sahen die Besucher, dass er, obwohl gebeugt, noch immer stattlich war und in seiner Jugend einmal eine prächtige Erscheinung gewesen sein musste.
    »Ich grüße dich«, sagte er, »und vielleicht erwartest

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