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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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lachte. Aber hinter einem Baum stand Sméagol, der ihn beobachtet hatte, und als Déagol sich über den Anblick des Rings freute, trat er leise von hinten heran.
    ›Schenk uns den, Déagol, mein Guter!‹, sagte er über Déagols Schulter.
    ›Warum?‹, sagte Déagol.
    ›Weil heute mein Geburtstag ist, mein Guter, und weil ich ihn haben will‹, sagte Sméagol.
    ›Ich denke nicht dran‹, sagte Déagol. ›Ich hab dir schon etwas geschenkt, mehr als ich mir leisten kann. Ich hab ihn gefunden, und ich behalte ihn.‹
    ›Ach, das denkst du, mein Guter!‹, sagte Sméagol; und er ging Déagol an die Kehle und erwürgte ihn, weil das Gold so schön in der Sonne glänzte. Dann steckte er sich den Ring an den Finger.
    Niemand fand je heraus, was aus Déagol geworden war; er war weit von seiner Höhle ermordet worden, und die Leiche wurde gutversteckt. Sméagol allein kehrte zurück, und er merkte, dass niemand von seinen Verwandten ihn sehen konnte, wenn er den Ring am Finger trug. Das gefiel ihm nicht schlecht. Er zeigte den Ring niemandem und benutzte ihn, um anderer Leute Geheimnisse auszuspionieren, woraus er dann auf krumme und tückische Weise seinen Nutzen zog. Er wurde scharfsinnig und hellhörig für alles, was andere verletzen konnte. Im Rahmen seiner Verhältnisse hatte der Ring ihm Macht verliehen. Es wundert nicht, dass er sich bei allen seinen Verwandten bald sehr unbeliebt gemacht hatte und von ihnen (wenn er sichtbar war) gemieden wurde. Sie stießen ihn herum, und er zahlte es ihnen heim. Er verlegte sich aufs Stehlen, irrte allein durch die Gegend und brabbelte dabei in Glucks- und Schmatzlauten vor sich hin. Darum nannten die andern ihn bald Gollum und verwünschten ihn; sie rieten ihm, hinzugehn, wo der Pfeffer wächst, und um des lieben Friedens willen verstieß ihn seine Großmutter aus der Familie und aus der gemeinsamen Höhle.
    Einsam zog er davon und vergoss ein paar Tränen über die Schlechtigkeit der Welt. Auf seinem Weg stromaufwärts kam er an einen Bach, der vom Gebirge herabfloss, und dem folgte er nun. In tiefen Teichen fing er mit seinen unsichtbaren Händen Fische und verzehrte sie roh. Eines Tages war es sehr heiß, und als er sich über einen Teich beugte, spürte er ein Brennen am Hinterkopf, und das blendende Licht vom Wasserspiegel stach ihm in die tränenden Augen. Das wunderte ihn, denn die Sonne hatte er fast schon vergessen. Dann blickte er zum letzten Mal hoch und drohte ihr mit der Faust.
    Doch als er den Blick wieder senkte, sah er weit voraus die Gipfel der Nebelberge, von denen der Bach herabfloss. Und gleich kam ihm der Gedanke: ›Es muss kühl und schattig sein unter diesen Bergen. Da könnte die Sonne mich nicht mehr anglotzen. Die Wurzeln dieser Berge müssen tatsächlich Wurzeln sein, und sicher liegen große Geheimnisse dort begraben, die seit allem Anbeginn niemand entdeckt hat.‹
    Also stieg er bei Nacht ins Hochland hinauf, und dort fand er eine kleine Höhle, woraus der dunkle Bach hervorkam; und wie eineMade wühlte er sich bis ins Herz des Gebirges und war wie vom Erdboden verschwunden. Der Ring ging mit ihm in die Dunkelheit, und selbst der Schmied, dessen Macht nun wieder zunahm, konnte nichts über ihn in Erfahrung bringen.«
    »Gollum«, rief Frodo, »Gollum? Meinst du, dies ist dieselbe Gollumkreatur, der Bilbo begegnet ist? Wie abscheulich!«
    »Ich glaube, es ist eine traurige Geschichte«, sagte der Zauberer, »und es hätte auch anderen so ergehen können, sogar manchen Hobbits, die ich kenne.«
    »Ich kann es nicht glauben, dass Gollum mit Hobbits verwandt war, wenn auch noch so entfernt«, sagte Frodo einigermaßen hitzig. »Was für eine grässliche Vorstellung!«
    »Trotzdem ist sie richtig«, antwortete Gandalf. »Zumindest über eure Herkunft weiß ich mehr als ihr Hobbits selbst. Und auch in Bilbos Geschichte spricht einiges für eine solche Verwandtschaft. Ihre Denkweise und ihre Erinnerungen waren sich in vielem sehr ähnlich. Sie verstanden einer den andern erstaunlich gut, viel besser, als ein Hobbit sich zum Beispiel mit einem Zwerg, einem Ork oder sogar mit einem Elben verstehen würde. Denk nur an die Rätsel, die sie beide kannten.«
    »Ja«, sagte Frodo. »Aber auch bei anderen Völkern werden Rätsel geraten, und die Rätsel sind überall mehr oder weniger von der gleichen Art. Und Hobbits betrügen nicht. Gollum war die ganze Zeit auf Betrug aus. Er wollte den armen Bilbo einfach nur unvorsichtig machen. Und ich vermute mal, in

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