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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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so gutmütig, das ist es! Aber wie soll ein Gamdschie erraten, was er als Nächstes tun wird!«
    Frodo antwortete Gollum nicht gleich. Während Sam diese Zweifel durch den etwas engen, aber nicht hohlen Kopf gingen, stand er da und schaute zu den dunklen Felsen der Cirith Gorgor hinüber. Die Mulde, in der sie Unterschlupf gefunden hatten, lag auf dem Hang eines flachen Hügels, ein wenig oberhalb eines langgestreckten Tals, das sich wie ein Graben zwischen dem Hügel und den letzten Ausläufern des Gebirges hinzog. In der Mitte des Tals standen die schwarzen Grundmauern des westlichen Wachtturms. Die Straßen, die am Tor von Mordor zusammenliefen, fahl und staubig, waren nun im Morgenlicht deutlich zu sehen. Die eine schlängelte sich nach Norden; eine zweite verschwand nach Osten in den Nebeln um die Füße der Ered Lithui; und eine dritte führte auf ihr Versteck zu. Nach einem scharfen Bogen um den Turm herum stieß sie durch eine enge Schlucht und kam nicht weit unterhalb der Mulde vorüber, wo Frodo stand. Westwärts führte sie zuerst, nach rechts, von ihm aus gesehen, umging die Vorsprünge des Gebirges und bog dann ab nach Süden in die tiefen Schatten, die alle Westhänge des Ephel Dúath umhüllten, in den schmalen Landstreifen, wohin Frodos Blick ihr nicht mehr folgen konnte, zwischen dem Gebirge und dem Großen Strom.
    Wohin er auch blickte, sah Frodo auf der Ebene Anzeichen lebhaften Betriebs und Verkehrs. Ganze Heere schienen auf dem Marsch zu sein, obwohl sie zumeist in den Nebeln und Dämpfen verborgen blieben, die aus den Sümpfen und Wüsten des Hinterlands herantrieben. Hier und da aber sah er Speerspitzen und Helme blinken, und auf den flachen Streifen neben den Straßen sah er ganze Schwadronen von Reitern. Er erinnerte sich an die Vision, die sich ihm von fern auf dem Amon Hen gezeigt hatte – vor wenigen Tagen erst, obwohl es nun Jahre her zu sein schien. Dann erkannte er, dass die Hoffnung, die er sich für einen leichtsinnigen Augenblick gestattet hatte, unbegründet war. Die Trompeten hatten nicht zum Sturm geblasen, sondern zum Gruß. Dies waren nicht dieMenschen von Gondor, keine aus alten Heldengräbern auferstandenen Rachegeister, die gegen den Dunklen Herrscher zu Feld zogen. Es waren Menschen von anderer Rasse, aus den weiten Ostlanden hier zusammengerufen von ihrem obersten Kriegsherrn, Heere, die über Nacht vor dem Tor gelagert hatten und nun hineinmarschierten, um seine Streitkräfte zu verstärken. Als sei ihm nun erst klar geworden, wie gefährlich es war, sich bei zunehmendem Tageslicht in der Nähe einer so gewaltigen Übermacht aufzuhalten, zog sich Frodo rasch die dünne graue Kapuze fest um den Kopf und trat tiefer in die Mulde hinab. Dann wandte er sich an Gollum.
    »Sméagol«, sagte er, »ich will dir ein weiteres Mal vertrauen. Es scheint ja auch, dass mir nichts anderes übrigbleibt und dass es mein Schicksal sein soll, von dir Hilfe zu empfangen, von dem ich sie am wenigsten erwartete, und dein Schicksal, mir zu helfen, den du lange in böser Absicht verfolgt hast. Bisher hast du dich um mich verdient gemacht und dein Versprechen gutwillig gehalten. Gutwillig, sage ich, und es ist mein Ernst«, fügte er hinzu und blickte Sam an, »denn schon zweimal sind wir nun in deiner Gewalt gewesen, und du hast uns nichts getan. Und du hast auch nicht versucht, mir wegzunehmen, wonach dir früher der Sinn stand. Möge es beim dritten Mal am besten werden! Aber ich warne dich, Sméagol, du bist in Gefahr.«
    »Ja, ja, Herr!«, sagte Gollum. »In schrecklicher Gefahr! Sméagol zittert bis in die Knochen, wenn er daran denkt, aber er läuft nicht weg. Muss gutem Master helfen.«
    »Ich meine nicht die Gefahr, in der wir alle sind«, sagte Frodo. »Ich meine eine Gefahr für dich allein. Vergiss nicht, du hast dein Versprechen bei dem Schatz, wie du ihn nennst, beschworen. Er wird dich daran gebunden halten, aber zugleich nach einer Gelegenheit suchen, dir daraus einen Strick zu drehen. Du drehst selber schon mit: Eben hast du dich dummerweise verraten. Gib ihn Sméagol wieder! hast du gesagt. Sag das nicht noch mal! Lass diesen Gedanken in dir gar nicht erst aufkommen! Du bekommst ihn nie wieder. Aber die Begierde nach ihm kann dich verblenden und ins Verderben stürzen. Du bekommst ihn nie wieder. In höchster Not, Sméagol, würde ich den Schatz aufstreifen; und du weißt, wie er dich vor langer Zeit schon beherrscht hat. Jedem Befehl müsstest du gehorchen, trüge ich das Ding

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