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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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und zwischen diesen Armen lag ein tiefer Engpass, Cirith Gorgor, die Geisterspalte, der Eingang ins Land des Feindes. Die hohen Felswände auf beiden Seiten fielen zur Mündung hin ab und schoben zwei steile Hügel ins Vorland hinaus, schwarzknochig und kahl. Darauf standen die Zähne von Mordor, zwei hohe, feste Türme. In längst vergangenen Zeiten, auf dem Höhepunkt ihrer Macht nach Saurons Niederwerfung und Flucht, hatten die Menschen von Gondor sie errichtet, um ihn aufzuhalten, wenn er versuchen sollte, in sein altes Reich heimzukehren. Doch Gondors Kräfte schwanden, die Menschen schliefen, und viele Jahre lang standen die Türme leer. Dann war Sauron zurückgekehrt. Nun wurden die verfallenen Türme ausgebessert, mit Waffen und unermüdlichen Wachmannschaften versehen. Steinern blickten sie aus dunklen Fensterhöhlen nach Norden, Osten und Westen, und hinter jedem Fenster waren Augen bei Tag und bei Nacht.
    Vor der Einmündung in den Engpass hatte der Dunkle Herrscher einen steinernen Wall aufgebaut. Darin eingelassen war ein einziges eisernes Tor, und auf der Mauer darüber schritten unaufhörlich Wachtposten auf und ab. Unter den Bergen war der Fels auf beiden Seiten wie von Maden durchlöchert: In Hunderten von Höhlen und Stollen lauerte ein ganzes Heer von Orks, bereit, auf ein Signal hin zum Kampf herauszuströmen wie schwarze Ameisen. Niemand konnte die Zähne von Mordor passieren, ohne ihren Biss zu spüren, es sei denn mit Saurons Erlaubnis oder in Kenntnis der geheimen Losungsworte, die ihm das Morannon öffneten, das schwarze Tor des Schwarzen Landes.
    Ratlos blickten die Hobbits auf die Türme und die Mauer. Selbst aus der Entfernung waren im trüben Licht das Hin und Her der schwarzen Wachen auf der Mauer und die Posten vor dem Tor zu erkennen. Sie lagen jetzt in einer Felsmulde im langen Schatten des nördlichsten Ausläufers des Ephel Dúath und spähten über den Rand. In Krähenfluglinie durch die dunstige Luft wäre es von ihrem Versteck bis zur schwarzen Zinne des näheren Turms etwa eine Achtelmeile gewesen. Über dem Turm kräuselte sich dünner Rauch, als schwelte im Hügel darunter ein Feuer.
    Es wurde Tag, und eine fahle Sonne blinkte über die leblosen Kämme der Ered Lithui. Dann plötzlich erschallten blecherne Trompetenstöße von den Wachttürmen, und aus der Ferne, von den verborgenen Stützpunkten und Vorposten in den Bergen, kamen Antwortsignale. Von noch weiter her, leise, aber tief und Unheil verkündend, dröhnte aus dem flachen Hinterland der Widerhall der mächtigen Hörner und Trommeln von Barad-dûr herüber. Für Mordor brach ein neuer Tag der Angst und Schinderei an. Die Nachtposten wurden in ihre unterirdischen Quartiere abkommandiert, und die Tagesposten, scheeläugige Rohlinge, rückten zu ihren Stellungen aus. Stahl schimmerte matt von den Mauern.
    »So, da wären wir!«, sagte Sam. »Da hätten wir das Tor, und so wie es aussieht, werden wir weiter nicht kommen. Glaub mir, wenn der Ohm mich hier sehn könnte, der würde mir den Kopf waschen! Hat doch immer gesagt, mit mir nimmt’s noch mal ein schlimmes Ende, wenn ich nicht aufpasse. Aber jetzt glaub ich nicht, dass ich den Alten je wiedersehn werde. Die Gelegenheit, mir sein Ich hab’s dir ja gesagt, Sam! vorzuhalten, wird er wohl nicht bekommen – schade drum! Er dürfte mich runtermachen, so lange die Puste reicht, wenn ich ihn nur noch mal wiedersehn könnte. Aber da müsst ich mich zuerst waschen, sonst erkennt er mich gar nicht.
    Ich nehme an, hier fragen wir besser niemand nach dem Weg. Weiter können wir nicht – es sei denn, wir bitten die Orks, dass sie uns mitnehmen.«
    »Nein, nein!«, sagte Gollum. »Keinen Zweck. Wir können nicht weiter. Sméagol hat’s gesagt. Hat gesagt, wir gehn zum Tor, und dann werden wir sehn. Und da sehn wir’s. O ja, mein Schatz, da sehn wir’s. Sméagol hat gewusst, Hobbits können nicht diesen Weg gehn. O ja, Sméagol hat’s gewusst.«
    »Warum zum Kuckuck hast du uns dann hierher geführt?«, sagte Sam, der nicht in der Laune war, Gerechtigkeit oder Vernunft walten zu lassen.
    »Der Herr hat’s befohlen. Der Herr hat gesagt, bring uns zum Tor! Darum Sméagol gut, macht, was der Herr sagt, kluger Herr.«
    »Ja, ich hab das gesagt«, sagte Frodo. Seine Miene war finster und unbewegt, doch entschlossen. Er war dreckig, abgemagert und zum Umfallen müde, aber er ließ nicht mehr den Kopf hängen, und seine Augen waren klar. »Ich hab es gesagt, weil ich vorhabe,

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