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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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Zeit. Ist jetzt furchtbar dort. Reisende zittern, wenn sie ihn nur sehn, schleichen sich heimlich dran vorbei, machen einen Bogen sogar um seinen Schatten. Aber den Weg wird der Herr gehn müssen. Ist der einzige andere. Denn die Berge sind dort niedriger, und die alte Straße führt rauf, immer weiter rauf bis zu einem dunklen Pass auf der Höhe, und dann wieder runter, runter – nach Gorgoroth.« Er senkte die Stimme bis zu einem Flüstern und erschauerte.
    »Aber was hilft uns das?«, fragte Sam. »Der Feind kennt doch gewiss seine Berge ganz genau, und die Straße dort wird ebenso scharf bewacht sein wie diese hier. Der Turm steht nicht leer, oder?«
    »O nein, nicht leer!«, flüsterte Gollum. »Er sieht leer aus, ist es aber nicht, o nein! Furchtbares Volk haust da. Orks, ja, natürlich Orks, aber auch noch Schlimmere. Die Straße steigt bis in den Schatten der Mauern an und am Tor vorüber. Kein Schritt auf dieser Straße, den sie nicht bemerken. Die drinnen wissen alles, die stummen Wächter.«
    »Du rätst uns also«, sagte Sam, »zu einem weiteren langen Marsch nach Süden, wo wir dann in der gleichen Patsche wären wie hier oder in einer noch schlimmeren, wenn wir überhaupt je dort hinkommen?«
    »Nein, nein, so nicht«, sagte Gollum. »Hobbits müssen sehn, müssen versuchen zu begreifen. ER erwartet dort keinen Angriff. SEIN Auge schweift überallhin, aber auf manche Gegenden achtet es mehr, auf andere weniger. Es kann nicht alles auf einmal sehn,noch nicht. Alles Land westlich des Schattengebirges bis zum Strom hinunter hat ER erobert, und auch die Brücken sind jetzt in seiner Hand. ER denkt, niemand kann zum Turm des Mondes vordringen, ohne erst eine große Schlacht an den Brücken zu liefern oder viele Boote heranzuschaffen, die IHM nicht verborgen bleiben könnten.«
    »Du scheinst ja ziemlich gut Bescheid zu wissen, was ER tut und denkt«, sagte Sam. »Hast du in letzter Zeit mit IHM geredet? Oder nur einen kleinen Plausch mit den Orks gehalten?«
    »Kein lieber Hobbit, kein Verstand, der Hobbit!«, sagte Gollum mit einem wütenden Blick auf Sam und zu Frodo hingewandt. »Sméagol hat mit Orks gesprochen, ja, natürlich, bevor er den Herrn traf, und mit vielen Leuten: ist weit herumgekommen. Und was er jetzt sagt, sagen viele. Die große Gefahr für IHN und für uns droht hier im Norden. Eines Tages, sehr bald, wird ER aus dem Schwarzen Tor kommen. Nur hier können große Heere heranrücken. Aber von dort unten im Westen hat er nichts zu befürchten, und da sind die stummen Wächter.«
    »Genau!«, sagte Sam, der sich nicht so leicht abfertigen ließ. »Und deshalb sollen wir da hinmarschieren, bei denen ans Tor klopfen und fragen, hallo, wir wollen nach Mordor, sind wir hier richtig? Oder sind die so stumm, dass sie uns nicht antworten könnten? Das hat keinen Sinn. Das könnten wir hier ebenso gut machen und uns den weiten Weg sparen.«
    »Reiß keine Witze drüber!«, zischte Gollum. »Ist nicht komisch, o nein! Nicht lustig. Hat auch keinen Sinn, überhaupt nach Mordor hineinzuwollen. Wenn aber der Herr sagt, ich muss hinein oder ich will hinein, dann muss er’s irgendwie versuchen. Aber er darf nicht in die furchtbare Stadt gehn, o nein, natürlich nicht. Da hilft Sméagol, lieber Sméagol, dem keiner sagen will, worum’s geht. Sméagol hilft schon wieder. Er hat ihn gefunden. Er kennt ihn.«
    »Was hast du gefunden?«, fragte Frodo.
    Gollum hockte sich nieder, und seine Stimme sank wieder zu einem Flüstern herab. »Einen schmalen Pfad in die Berge hinauf, unddann eine Treppe, eine schmale Treppe, o ja, sehr lang und sehr schmal. Und dann noch mehr Treppen. Und dann« – seine Stimme wurde noch leiser – »einen Stollen, einen dunklen Stollen; und zuletzt eine kleine Felsspalte und einen Pfad hoch über den Hauptpass. Das war der Weg, auf dem Sméagol aus dem Dunkel herausgekommen ist. Aber es ist Jahre her. Vielleicht ist der Pfad jetzt verschwunden, aber vielleicht auch nicht, vielleicht nicht.«
    »Gefällt mir gar nicht, diese Geschichte«, sagte Sam. »Hört sich zu einfach an, jedenfalls so, wie du’s erzählst. Wenn es diesen Pfad immer noch gibt, dann wird er auch bewacht sein. Wurde er damals nicht bewacht, Gollum?« Als er das sagte, bemerkte er ein grünes Aufblitzen in Gollums Augen – oder glaubte, es zu bemerken. Gollum brummte etwas in sich hinein, gab aber keine Antwort.
    »Wird er nicht bewacht?«, fragte Frodo streng. »Und bist du aus dem Dunkel entflohen, Sméagol?

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