Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
Vom Netzwerk:
falsch gewesen. Diese Ringe haben es so an sich, gefunden zu werden. In den falschen Händen hätte er vielleicht großes Unheil angerichtet. Und schlimmstenfalls wäre er vielleicht dem Feind in die Hände gefallen, sogar mit Sicherheit, denn dies ist der Eine, und er strengt alle Kräfte an, ihn zu suchen oder an sich zu ziehen.
    Natürlich war es gefährlich für dich, mein lieber Frodo, und das hat mir große Sorgen gemacht. Aber es stand so viel auf dem Spiel, dass ich etwas wagen musste – doch auch wenn ich fern war, ist kein Tag vergangen, an dem nicht wachsame Augen das Auenland behütet hätten. Solange du den Ring nicht benutztest, dachte ich, würde er keinen nachhaltigen Einfluss auf dich gewinnen oder wenigstens für sehr lange Zeit noch nichts Schlimmes bewirken. Und dann bedenke auch, dass ich vor neun Jahren, als ich dich zuletzt sah, noch sehr wenig Gewissheit hatte.«
    »Aber warum ihn nicht vernichten, wenn du doch sagst, das hätte schon längst geschehen sollen?«, rief Frodo. »Hättest du mich gewarnt oder mir nur einen Hinweis geschickt, so hätte ich ihn beseitigt.«
    »Beseitigt? Wie stellst du dir das vor? Hast du’s versucht?«
    »Nein, aber ich denke, mit einem Hammer müsste es gehen oder durch Einschmelzen.«
    »Versuch es!«, sagte Gandalf. »Gleich jetzt!«
    Frodo zog den Ring wieder aus der Tasche und betrachtete ihn. Er schien jetzt vollkommen glatt und ebenmäßig zu sein, ohne irgendein erkennbares Zeichen oder Muster. Das Gold sah sehr hell und rein aus. Wie satt und edel die Farbe, dachte Frodo, wie vollkommen die Rundung! Ein herrliches Stück, ein wirklicher Schatz. Als er ihn hervorholte, hatte er beabsichtigt, ihn an die heißeste Stelle des Feuers zu werfen. Aber nun merkte er, dass er es nicht vermochte, nicht ohne eine gewaltige Anstrengung. Zögernd wog er den Ring in der Hand und zwang sich, an all das zu denken, was Gandalf ihm gesagt hatte; dann raffte er all seinen Willen zusammen und holte aus, als ob er ihn weit wegwerfen wollte – und merkte gleich darauf, dass er ihn wieder in die Tasche gesteckt hatte.
    Gandalf lachte grimmig. »Siehst du? Auch du, Frodo, kannst schon nicht mehr ohne weiteres von ihm lassen oder ihn willentlich beschädigen. Und ich könnte dich nicht ›dazu bringen‹, es sei denn durch Gewalt, die deinen Willen brechen würde. Doch der Ring ist mit Gewalt nicht zu brechen. Selbst wenn du mit einem schweren Schmiedehammer draufschlügest, sähest du nachher nicht die kleinste Delle. Von deiner oder meiner Hand kann er nicht zerstört werden.
    In deinem kleinen Kaminfeuer würde natürlich nicht mal gewöhnliches Gold schmelzen. Der Ring hat schon darin gelegen, ohne Schaden zu nehmen oder auch nur heiß zu werden. Im ganzen Auenland gibt es keine Esse, die ihn irgend verändern könnte. Selbst die Hochöfen und Ambosse in den Werkstätten der Zwerge könnten es nicht. Es heißt, Drachenfeuer sei imstande, die Ringe der Macht zu schmelzen und zu verzehren, doch gibt es heute auf Erden keinen Drachen mehr, in dem das alte Feuer noch heiß genug loderte; und kein Drache, nicht einmal Ancalagon der Schwarze, hätte den Einen Ring, den Herrscherring, beschädigen können, denn den hat Sauron selbst geschmiedet.
    Es gibt nur eines, wenn du ihn wirklich vernichten und dem Zugriff des Feindes für immer entziehen willst: die Schicksalsklüfte amOrodruin, dem Flammenberg, aufsuchen und den Ring in die Tiefe werfen.«
    »Ich will ihn wirklich vernichten!«, rief Frodo. »Oder, nun ja, ihn vernichten lassen. Für ein so gefährliches Unternehmen bin ich nicht der Richtige. Ich wollte, ich hätte den Ring nie gesehen! Warum ist er bloß an mich gekommen? Warum wurde ich ausersehen?«
    »Solche Fragen lassen sich nicht beantworten«, sagte Gandalf. »Gewiss nicht wegen irgendwelcher Verdienste, die du anderen voraus hättest, und jedenfalls auch nicht wegen deiner Macht oder Weisheit. Aber du bist nun mal ausersehen worden und musst daher alles aufbieten, was du an Kraft, Mut und Verstand aufzuweisen hast.«
    »Aber von alledem hab ich leider so wenig! Du bist doch weise und mächtig! Willst du nicht den Ring nehmen?«
    »Nein!«, rief Gandalf und fuhr hoch. »Damit würde meine Macht zu groß und fürchterlich. Und noch entsetzlicher wäre die Macht, die der Ring über mich gewänne.« Seine Augen blitzten, und sein Gesicht wurde wie von einer inneren Glut erhellt. »Versuche mich nicht! Denn ich will nicht selbst so werden wie der Dunkle Herrscher.

Weitere Kostenlose Bücher