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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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erfüllte das Zimmer. Frodo konnte den eigenen Herzschlag hören. Auch draußen war alles still. Kein Geräusch von Sams Schere drang mehr herein.
    »Ja, nach Mordor«, sagte Gandalf. »O weh! Mordor zieht alle bösen Dinge an, und die dunkle Macht legte sich gerade mit aller Willenskraft ins Zeug, um sie dort zusammenzurufen. Der Ring des Feindes muss in Gollum auch Spuren hinterlassen haben, so dass er für den Aufruf empfänglich wurde. Und überall munkelte man damals von dem neuen Schatten im Süden und seinem Hass auf den Westen. Da hatte Gollum seine neuen guten Freunde, die ihm bei seiner Rache zur Hand gehen würden!
    Der erbärmliche Narr! In jenem Land wird er allzu viel erfahren haben, mehr als für ihn gut ist. Und früher oder später, als er an den Grenzen herumschlich, muss er erwischt und vorgeführt worden sein – zum Verhör. So, fürchte ich, ist es zugegangen. Als wir ihn fanden, war er lange dort gewesen und nun auf dem Rückweg. Mit irgendeinem tückischen Auftrag. Aber das ist jetzt nicht wichtig. Das schlimmste Unheil hatte er schon angerichtet.
    Jawohl, durch ihn hat der Feind leider erfahren, dass der Eine wieder gefunden wurde. Der Feind weiß, wo Isildur gefallen ist. Er weiß nun, wo Gollum seinen Ring gefunden hat. Er weiß, dass es ein großer Ring ist, denn er hat Gollum ein langes Leben verliehen. Er weiß, dass es nicht einer von den Dreien ist, denn die sind nie verloren gegangen, und sie dulden nichts Böses. Er weiß, dass es nicht einer von den Sieben oder von den Neun ist, denn deren Verbleib kennt er. Er weiß, dass es der Eine ist. Und zumindest vom Hörensagen, denke ich, weiß er nun auch etwas von Hobbits und vom Auenland.
    Das Auenland – danach forscht er jetzt vielleicht, wenn er nicht schon herausgefunden hat, wo es liegt. Ja, Frodo, ich befürchte sogar, dass er sich den so lange unbekannt gebliebenen Namen Beutlin nun eingeprägt hat.«
    »Aber das ist ja entsetzlich!«, rief Frodo. »Viel schlimmer als meine schlimmsten Befürchtungen nach all deinen Andeutungen und Warnungen. O Gandalf, mein bester Freund, was soll ich nur machen? Denn nun hab ich wirklich Angst. Was soll ich tun? Welch ein Jammer, dass Bilbo diese üble Kreatur nicht abgestochen hat, als er die Gelegenheit hatte!«
    »Jammer? Es war der Jammer, der ihm zu Herzen ging. Mitleid und Erbarmen geboten ihm Einhalt; ohne Not wollte er nicht töten. Und er ist reich belohnt worden, Frodo. Denn so viel ist gewiss: Er hat durch den Ring so wenig Schaden gelitten und konnte ihm am Ende entkommen, weil er seinen Besitz auf diese Weise angetreten hat. Voll Mitleid.«
    »Es tut mir Leid«, sagte Frodo. »Aber ich habe Angst, und für Gollum empfinde ich kein Mitleid.«
    »Du hast ihn nicht gesehen«, warf Gandalf ein.
    »Nein, und ich will ihn nicht sehen«, sagte Frodo. »Ich verstehe dich nicht. Soll das heißen, du und die Elben, ihr habt ihn am Leben gelassen, nach all diesen Greueltaten? Jedenfalls ist er jetzt ebenso schlimm wie nur irgendein Ork. Er ist schlicht ein Feind. Er hat den Tod verdient.«
    »Verdient hat er ihn, und ob! Viele, die noch leben, haben den Tod verdient. Und manche, die sterben, hätten das Leben verdient. Kannst du es ihnen wiedergeben? Also sei auch nicht zu schnell fertig mit dem Todesurteil! Denn selbst die Weisesten können nicht sehen, wie alles ausgehen wird. Ich habe nicht viel Hoffnung, dass Gollum, bevor er stirbt, noch geheilt werden kann, doch eine geringe Aussicht besteht. Und sein Schicksal ist mit dem Schicksal des Ringes verknüpft. Mein Herz sagt mir, dass er, ob zum Guten oder zum Bösen, am Ende noch eine Rolle zu spielen hat; und dann könnte von Bilbos Mitleid das Schicksal vieler anderer abhängen –nicht zuletzt deines. Jedenfalls, wir haben ihn nicht getötet; er ist sehr alt und sehr elend. Die Waldelben halten ihn eingekerkert, behandeln ihn aber mit aller Freundlichkeit, die sie ihren klugen Herzen für ihn abgewinnen können.«
    »Trotzdem!«, sagte Frodo. »Auch wenn Bilbo nicht imstande war, Gollum zu töten, dann wünschte ich doch, er hätte den Ring nicht behalten. Ich wünschte, er hätte ihn nie gefunden und ich hätte ihn nie bekommen! Warum hast du zugelassen, dass ich ihn behielt? Warum hast du mich nicht dazu gebracht, ihn wegzuwerfen oder zu vernichten?«
    »Ich etwas zulassen oder dich zu etwas bringen?«, sagte der Zauberer. »Hast du mir nicht zugehört? Du weißt nicht, was du redest. Aber was das Wegwerfen angeht, das wäre natürlich

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