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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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sagte er. »Wir sind lange und weit gelaufen. Sollen wir uns in den Wäldern hinter uns einen versteckten Ruheplatz suchen?«
    »Nicht gut, sich bei Dunkelheit verstecken«, sagte Gollum. »Bei Tag müssen Hobbits sich jetzt verstecken, jawohl, bei Tag.«
    »Ach, komm schon!«, sagte Sam. »Wir müssen eine Weile ausruhen, können ja um Mitternacht wieder aufstehn. Dann ist es noch stundenlang dunkel, lange genug für einen weiten Marsch, wenn du den Weg weißt.«
    Widerstrebend fand Gollum sich damit ab und ging zurück zu den Bäumen und ein Stück weit ostwärts am ausgefransten Saum des Waldes entlang. Auf dem Boden wollte er so nah an der gefährlichen Straße nicht rasten, und nach einigem Hin und Her kletterten sie alle in die Gabelung einer großen Steineiche, deren dicke Äste, wo sie zusammen aus dem Stamm hervorwuchsen, ein gutes Versteck und einen halbwegs bequemen Ruheplatz boten. Die Nacht brach herein, und unter dem Baumdach wurde es stockfinster. Frodo und Sam tranken etwas Wasser und aßen Brot und Trockenfrüchte; Gollum aber rollte sich sogleich zusammen und schlief. Die Hobbits taten kein Auge zu.
    Kurz nach Mitternacht musste Gollum erwacht sein; sie bemerkten plötzlich seine fahlen Augen, die geöffnet waren und sie anblitzten. Er horchte und schnüffelte, was bei Nacht, wie ihnen schon früher aufgefallen war, seine übliche Methode zu sein schien, die Zeit einzuschätzen.
    »Sind wir ausgeruht? Haben wir schön geschlafen?«, sagte er. »Dann gehn wir!«
    »Weder noch«, brummte Sam. »Aber gehn wir, wenn’s sein muss!« Sofort ließ Gollum sich aus dem Geäst fallen und landete auf allen vieren. Die Hobbits folgten gemächlicher.
    Sie gingen weiter ostwärts, Gollum voran, ins dunkle, ansteigende Land hinein. Sehen konnten sie wenig, denn die Nacht war nun so finster, dass sie die Baumstämme kaum bemerkten, ehe sie gegen sie stießen. Der Boden wurde unebener und das Gehen schwieriger, aber das schien Gollum nicht zu stören. Er führte sie durch Gebüsche und Dornengestrüpp, bald am Rand einer Bodenspalte oder Grube entlang, bald in schwarze, buschbewachsene Mulden hinunter und wieder hinaus; und wenn es einmal ein wenig bergab ging, so führte stets der nächste Hang umso länger und steiler aufwärts. Sie stiegen immer höher. Beim ersten Halt schauten sie zurück und sahen undeutlich das Dach des Waldes, der hinter ihnen lag, wie einen großen, dichten Schatten hingebreitet, dunkler als der stumpfe dunkle Nachthimmel. Ein tiefes Schwarz schien langsam von Osten heraufzuziehen und die blass flimmernden Sterne zu verschlingen. Später entkam der sinkende Mond der Wolke, die ihn verfolgte, aber er war ringsum von einem kränklichen gelben Schleier umgeben.
    »Bald Tag«, sagte Gollum schließlich. »Hobbits müssen sich beeilen. Im offenen Land bleiben ist gefährlich in dieser Gegend. Macht schnell!«
    Er beschleunigte den Schritt, und sie schleppten sich hinterdrein. Bald begannen sie den Aufstieg zu einem großen Bergrücken. Zumeist war er dicht mit Stechginster- und Heidelbeersträuchern und mit niedrigen, zähen Dornranken bewachsen; doch hier und da wareine Lichtung, die Narbe eines Brandes aus jüngster Zeit. Zum Kamm hin wurden die Ginsterbüsche zahlreicher: sehr alt und hoch aufgeschossen, unten dürr und kahlstämmig, oben aber dicht verzweigt und schon mit gelben Blüten, die im Dunkeln schimmerten und einen schwachen, lieblichen Duft verbreiteten. So hoch standen die Dornengebüsche, dass die Hobbits unter ihnen aufrecht gehen konnten, durch lange, trockene Gänge, deren Boden dick mit einer stacheligen Laubschicht bedeckt war.
    Auf der andern Seite des breiten Bergrückens machten sie halt und krochen unter ein dichtes Gestrüpp. Das verworrene Gezweig, das bis zum Boden herabhing, wurde von wuchernden alten Wildrosen überrankt. Tief drinnen war ein Hohlraum, wie eine kleine Halle mit einem Dachgebälk aus toten Zweigen und Ranken, bedeckt mit den ersten Blättern und Trieben des Frühjahrs. Dort blieben sie eine Weile liegen, noch zu müde, um gleich etwas zu essen, und verfolgten durch die Gucklöcher das langsame Herannahen des Tages.
    Aber es wurde nicht Tag. Nur ein mattes, braunes Zwielicht breitete sich aus, und im Osten fiel ein stumpfer roter Schein von unten auf die niedrigen Wolken: Es war nicht die Morgenröte. Über das zerklüftete Land dazwischen starrten die Berge des Ephel Dúath finster auf sie herab, unten schwarz und formlos, wo die Nacht nicht weichen

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