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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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wollte, oben mit gezackten Gipfeln und messerscharf umrissenen Graten vor den glimmenden Wolken. Ein Stück weit rechts von ihnen, schwarz inmitten der Schatten, schob sich eine breite Bergschulter nach Westen vor.
    »Welchen Weg nehmen wir von hier aus?«, fragte Frodo. »Ist das dort der Eingang zum … zum Morgultal, drüben hinter diesem schwarzen Bergmassiv?«
    »Müssen wir jetzt schon drüber nachdenken?«, sagte Sam. »Wir gehn doch sicher heute nicht mehr weiter, wenn das jetzt der Tag ist?«
    »Vielleicht nicht, vielleicht nicht«, sagte Gollum. »Aber wir müssen bald gehn, zur Wegscheide. Jawohl, zur Wegscheide. Dahin geht es dort drüben, jawohl, Herr.«
    Der rote Schein über Mordor verlor sich. Das Zwielicht wurde dunkler, als im Osten große Dampfwolken aufstiegen und über sie hinkrochen. Frodo und Sam aßen etwas und legten sich dann hin, aber Gollum war rastlos. Von ihren Vorräten wollte er nichts essen, aber er trank einen Schluck Wasser und kroch schnüffelnd und brabbelnd unter den Büschen herum. Dann plötzlich verschwand er.
    »Auf Jagd, nehm ich an«, sagte Sam und gähnte. Er durfte als Erster schlafen und fiel bald in einen tiefen Traum. Er war wieder in Beutelsend und suchte im Garten nach irgendwas, hatte aber einen schweren Sack auf dem Rücken, sodass er gebückt gehen musste. Alles kam ihm irgendwie verwildert und verkrautet vor, und unten an der Hecke griffen Farn und Dorngestrüpp auf die Beete über.
    »Ein Stück Arbeit für mich, so viel ist klar; aber ich bin ja so müde!«, sagte er sich immer wieder. Gleich darauf fiel ihm ein, wonach er suchte. »Meine Pfeife!«, sagte er, und damit wachte er auf.
    »Wie dumm!«, sagte er zu sich selbst, als er die Augen aufmachte und sich wunderte, dass er unter der Hecke lag. »Du hast sie doch die ganze Zeit im Rucksack gehabt!« Dann begriff er erstens, dass er im Rucksack zwar vielleicht die Pfeife hatte, aber kein Kraut, und zweitens, dass er Hunderte von Meilen weit von Beutelsend war. Er setzte sich auf. Warum hatte der Herr ihn über seine Zeit weiterschlafen lassen, fast bis gegen Abend?
    »Hast du nicht geschlafen, Master Frodo?«, sagte er. »Wie spät ist’s? Scheint bald Abend zu werden.«
    »Nein, das nicht«, sagte Frodo. »Aber der Tag wird dunkler statt heller: immer dunkler. Soweit ich es sagen kann, ist es noch nicht Mittag, und du hast erst etwa drei Stunden geschlafen.«
    »Was das nur ist?«, sagte Sam. »Ob es ein Gewitter gibt? Wenn ja, dann wird es das schlimmste, das es je gab. Wir werden uns wünschen, wir säßen in einer tiefen Höhle und nicht nur unter einer Hecke.« Er horchte. »Was ist das? Donner oder Trommeln oder was?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Frodo. »Das geht schon eine ganze Weile so. Manchmal ist es, als ob der Boden bebt, manchmal, als ob die stickige Luft einem in den Ohren pocht.«
    Sam blickte umher. »Wo ist Gollum?«, sagte er. »Ist er noch nicht wiedergekommen?«
    »Nein«, sagte Frodo, »von ihm hab ich nichts gesehen oder gehört.«
    »Na, ich kann ihn sowieso nicht ausstehn«, sagte Sam. »Überhaupt, ich habe noch nie etwas auf eine Reise mitgenommen, um das es mir weniger leidtäte, wenn ich’s unterwegs verlieren würde. Aber das säh ihm ähnlich, jetzt nach all den Meilen zu verschwinden, wo wir ihn am nötigsten brauchen – das heißt, wenn er je zu irgendwas zu gebrauchen sein sollte, was ich bezweifle.«
    »Du vergisst die Sümpfe«, sagte Frodo. »Ich hoffe nur, ihm ist nichts zugestoßen.«
    »Und ich hoffe nur, er führt keine Lumpereien im Schilde. Und jedenfalls hoffe ich auch, er fällt nicht in fremde Hände, wie man sagen könnte. Denn dann wären wir bald in Nöten.«
    In diesem Augenblick war wieder ein rollendes, polterndes Geräusch zu hören, lauter jetzt und tiefer. Der Boden unter ihnen schien zu zittern. »Ich glaube, in Nöten sind wir sowieso. Ich fürchte, unsere Reise wird bald zu Ende gehn.«
    »Vielleicht«, sagte Sam, »aber wo Leben ist, ist noch Hoffnung, wie der Ohm immer sagt, und was zwischen die Zähne braucht man auch, wie er meistens noch hinzufügt. Iss nun einen Happen, Master Frodo, und dann schlaf ein bisschen!«
    Der Nachmittag, wenn man es so nennen konnte, ging hin. Aus seinem Versteck heraus sah Sam nur eine mausgraue, schattenlose Umgebung, die langsam in eine form- und farblose Dämmerwelt überging. Es war schwül, aber nicht warm. Frodo schlief unruhig, drehte und wälzte sich um und um und murmelte manchmal vor sich hin. Zweimal

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