Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
Vom Netzwerk:
uns heute hier irgendwo hinlegen und morgen noch frühstücken können, so wird das genügen. Denn ich bin in höchster Eile, und beim ersten Morgenlicht müssen wir fort.«
    Sie lächelte ihn an und sagte: »Dann war es sehr freundlich von dir, Herr, so viele Meilen von deinem Weg abzuweichen, um Éowyn Nachricht zu bringen und an ihrem Verbannungsort mit ihr zu reden.«
    »Freilich, kein Mann würde einen solchen Umweg scheuen«, sagte Aragorn, »und dennoch, hohe Frau, hätte ich nicht kommen können, läge Dunharg nicht an dem Weg, den ich nehmen muss.«
    Und der Ton ihrer Antwort ließ erkennen, wie sehr ihr das Gesagte missfiel. »Dann hast du dich verirrt, Herr, denn kein Weg führt aus dem Hargtal nach Osten oder Süden, und am besten reitest du den Weg zurück, den du gekommen bist.«
    »Nein, hohe Frau«, sagte er, »ich habe mich nicht verirrt. Dieses Land kenne ich seit der Zeit, bevor du geboren wurdest, um es zu zieren. Aus diesem Tal führt ein Weg hinaus, und den will ich nehmen. Morgen reite ich auf den Pfaden der Toten.«
    Da starrte sie ihn an wie vom Schlag gerührt und erbleichte; und lange sprach sie kein Wort mehr, während auch alle anderen schwiegen. »Aber Aragorn«, sagte sie endlich, »hast du es denn so eilig, den Tod zu suchen? Denn nichts anderes wirst du auf jenem Weg finden. Sie lassen keinen Lebenden durch.«
    »Mich werden sie vielleicht durchlassen«, sagte Aragorn; »aber wenigstens will ich es wagen. Kein anderer Weg nützt mir.«
    »Doch Wahnsinn ist es«, sagte sie. »Denn hier sehe ich gefürchtete und kampferprobte Männer, die du nicht ins Schattenreich, sondern ins Feld führen solltest, wo sie gebraucht werden. Ich bitte dich, bleib hier und reite mit meinem Bruder, und uns allen wird es leichter und hoffnungsvoller ums Herz sein!«
    »Kein Wahnsinn ist es, hohe Frau«, antwortete er, »denn ich gehe einen mir vorgezeichneten Weg. Doch alle, die mir folgen, tun es aus freien Stücken, und wer lieber hier bleiben und mit den Rohirrim reiten will, mag es tun. Ich aber werde auf den Pfaden der Toten reiten – wenn es sein muss, alleine.«
    Dann aßen sie schweigend und sagten nichts mehr, aber noch immer hatte Éowyn nur für Aragorn Augen, und die andern sahen, welche Herzensqualen sie litt. Schließlich standen sie auf, nahmen Abschied von der Gastgeberin, dankten ihr für die Bewirtung und begaben sich zur Ruhe.
    Doch als Aragorn zu der Hütte trat, wo er mit Legolas und Gimli, die schon drinnen waren, übernachten sollte, kam Frau Éowyn ihm nach und rief ihn an. Er drehte sich um und sah sie, hell schimmernd in der Nacht, denn sie trug ein weißes Gewand; ihre Augen aber glühten.
    »Aragorn«, sagte sie, »warum willst du diesen Todesweg gehen?«
    »Weil ich muss«, sagte er. »Nur dort seh ich Hoffnung, zum Krieg gegen Sauron mein Teil beitragen zu können. Ich begebe mich nicht mutwillig in Gefahr, Éowyn. Könnte ich hingehen, wo mein Herz zu Hause ist, so lustwandelte ich jetzt im fernen Norden durchs liebliche Bruchtal.«
    Einen Moment schwieg sie, als erwöge sie, was dies zu bedeuten habe. Dann plötzlich legte sie die Hand an seinen Arm. »Streng und entschlossen bist du«, sagte sie, »und so bringt ein Mann es zu Ruhm.« Sie hielt inne. »Herr«, sagte sie, »wenn du denn diesen Weg nehmen musst, so lass mich in deinem Gefolge mitreiten! Denn ich bin es leid, mich in den Bergen zu verkriechen. Gefahr und Gefecht will ich sehen!«
    »Dein Platz ist bei deinem Volk«, antwortete er.
    »Allzu oft hab ich schon gehört, wo mein Platz sei!«, rief sie. »Aber bin ich nicht aus dem Hause Eorl, eine Schildjungfrau und kein Kindermädchen? Lange genug hab ich nun wackligen Beinen als Stütze gedient. Jetzt, wo es scheint, dass sie nicht mehr wackeln, darf ich da nicht endlich mein Leben so zubringen, wie ich will?«
    »Das können nur wenige in Ehren tun«, sagte er. »Doch für dein Teil, hohe Frau, hast du es nicht übernommen, das Volk bis zur Rückkehr des Königs zu regieren? Hätte man nicht dich dafür ausgewählt, so hätte ein Marschall oder Hauptmann dieses Amt eingenommen, und auch er könnte nicht einfach davonreiten, wenn er es leid ist.«
    »Soll denn immer ich für dergleichen auserwählt werden?«, sagte sie erbittert. »Soll denn immer ich, wenn die Reiter ins Feld ziehen und sich einen Namen machen, zurückbleiben, um das Haus zu hüten und Essen und Betten zu bereiten, wenn sie heimkehren?«
    »Vielleicht kommt bald eine Zeit«, sagte er, »da

Weitere Kostenlose Bücher